Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!
- watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
- Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
- Blick: 3 von 5 Sternchen
- 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen
Du willst nur das Beste? Voilà:
Eine Publikation des Bundesamtes für Statistik (BfS) zeigt, dass die Jugendkriminalität seit 2009 um 40 Prozent zurückgegangen ist. Jugendberater Stefan Blülle erklärt, woran das liegen könnte:
Herr Blülle, das BfS vermeldet, dass die Jugendkriminalität um 40 Prozent zurückgegangen ist, deckt sich das mit Ihren Erfahrungen?
Stefan Blülle: Ja, auf jeden Fall. Die Jugendlichen sind insgesamt ruhiger geworden. Es gibt trotzdem sehr viele junge Menschen, die unsere Hilfe benötigen, aber Gewalt und Kriminalität von Jugendlichen sind nur ganz selten die Gründe für den Hilfebedarf.
Woran liegt das?
Darüber kann man spekulieren. Zum Beispiel könnten die verstärkte Gewaltprävention, die verschiedenen Hilfen für den Weg ins Arbeitsleben und damit verbunden die geringe Jugendarbeitslosigkeit sowie insgesamt die Zufriedenheit der Jugendlichen dazu beigetragen haben. Wir haben in der Schweiz eine sehr niedrige Jugendkriminalität und auch der Konsum von Suchtmitteln ist zurückgegangen. Aus allen diesen Faktoren und noch vielen anderen lässt sich dieser Effekt erklären.
Die Anzahl von weiblichen Tätern verübter Straftaten ist aber verhältnismässig weniger stark zurückgegangen. Warum?
Erstens ist die Zahl der Straftaten, die von weiblichen Jugendlichen verübt werden, weitaus kleiner als die von jungen Männern. Es ist schwieriger, diese eh schon kleine Zahl weiter zu reduzieren. Zweitens kann man aber beobachten, dass die jungen Frauen insgesamt selbstsicherer auftreten,als noch vor ein paar Jahren. Da könnte man einen Zusammenhang mit etwas mehr Grenzübertretungen und Selbstüberschätzungen vermuten.
Viele der jungen Straftäter, etwa 85 Prozent, begehen nur eine oder zwei Straftaten. Kann das auf jugendlichen Übermut geschoben werden?
Die Jugend ist eine Lebensphase, in der Grenzen ausgetestet und eben manchmal auch überschritten werden, und Gesetzesübertretungen sind eben auch eine Form vom Grenzüberschreitung. Dass wir so wenig WiederholungstäterInnen haben, hängt auch mit unserem Jugendstrafrecht zusammen. Dies ist zwar ein Recht, das schon auch «straft», vor allem aber eines, das Jugendlichen hilft, Probleme anders als mit Delinquieren zu meistern.
Interessant ist in der Publikation des BfS auch, dass unter der Woche die meisten Straftaten zwischen 15 und 18 Uhr begangen werden. Haben Sie dafür eine Erklärung?
Das ist wirklich interessant, ich kann darüber nur mutmassen. Zum Beispiel sind die Kinder und Jugendlichen den Tag über in der Schule, dort werden nur sehr wenige Straftaten begangen, weil ihnen einfach die Zeit dafür fehlt. Danach jedoch sind sie frei. Auch, dass viele Läden um diese Uhrzeit geöffnet haben, könnte damit zu tun haben. Immerhin sind ein Teil der Delikte, die von Jugendlichen begangen werden, Diebstähle.
Ein grosser Teil der Straftaten wird aber weiterhin am Wochenende zwischen 22 und 2 Uhr begangen. Gilt Ihre Erklärung auch dafür?
Wie gesagt, die Jungen sind am Wochenende nicht in der Schule und haben Freizeit und Freiräume. Hinzu kommen noch die Dynamik in Gruppen der Jugendlichen und der Ausgang sowie der Alkohol- und Drogenkonsum. Diese Faktoren sind wohl massgeblich für diese Ansammlung verantwortlich und führen dazu, dass sich die Jungen zu Straftaten hinreissen lassen.
Diese Entwicklung gibt auch Anlass zur Hoffnung auf eine friedlichere Zukunft.