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Sugus-Häuser: Jetzt regt sich Widerstand

Die Gebaeude an der Neugasse 81,83 und 85, fotografiert am Donnerstag, 5. Dezember 2024 in Zuerich. Die Mieter an der Neugasse 81, 83 und 85 haben Anfang Woche gleich reihenweise eine Kuendigung erhal ...
Die Leerkündigungen in drei Mehrfamilienhäusern im Zürcher Kreis 5 wurden zu einem politischen Streitpunkt.Bild: keystone

Jetzt regt sich Widerstand – das Wichtigste zu den «Sugus-Häusern» in 5 Punkten

Die Kündigungen in den Zürcher «Sugus-Häusern» haben eine breite öffentliche Debatte ausgelöst. Am Wochenende demonstrierten 1000 Personen gegen den drohenden Rauswurf. Der aktuelle Stand der Dinge in 5 Punkten.
09.12.2024, 14:5209.12.2024, 16:00
Thomas Wey
Thomas Wey
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Was ist schon wieder passiert?

Die Kurzversion geht so: Die drei Sugus-Häuser an der Neugasse 81, 83 und 85 in Zürich werden totalsaniert. Anfang Dezember erhielten deswegen alle 105 Mietparteien Kündigungen per Ende März 2025.

Die Hausverwaltung begründet die Kündigung mit dem angeblich schlechten Zustand der Wohnungen. Dagegen regt sich nun Widerstand.

Neugasse
Gemäss Kündigungsschreiben sollen die Häuser «einer nachhaltigen und ökologischen Zukunft zugeführt werden».Bild: zvg

Wer wehrt sich gegen die Kündigungen?

Die Bewohnerinnen und Bewohner bestreiten die Baufälligkeit und vermuten, dass Profitgier hinter den Kündigungen steckt. Dafür spricht, dass in den übrigen sechs – baugleichen – Sugus-Häusern keine Sanierungen geplant sind.

Der Fall löste ein grosses mediales Echo und eine breite öffentliche Diskussion aus. Am 8. Dezember versammelten sich nach einem Aufruf der SP Kreis 5 rund 1000 Personen zu einem Solidaritäts-Protest.

Teilnehmende waehrend einer Solidaritaetskundgebung mit den Mietenden der Sugus-Wohnbloecke nach einer Massenkuendigungen wegen Totalsanierung, am Sonntag, 8. Dezember 2024 in Zuerich. Ueber hundert M ...
Grosse Solidarität an der Kundgebung vom 8. Dezember.Bild: keystone

Die Bewohnenden lancierten ausserdem die Petition «Sugus bleibt», in der sie die Rücknahme der «kaltblütigen Massenkündigung» forderten. Bis heute haben 23'000 Personen den Vorstoss unterzeichnet.

Was sagt die Politik dazu?

Viele namhafte Zürcher Politikerinnen und Politiker teilen das Unverständnis der Betroffenen. Darunter auch SP-Nationalrätin Jacqueline Badran und Stadtpräsidentin Corinne Mauch.

Jacqueline Badran sagte an der Kundgebung vom Sonntag, sie werde «bis zum letzten Quadratmeter» mit den Mieterinnen und Mietern kämpfen.

Nationalraetin Jacqueline Badran, SP-ZH, spricht vor Teilnehmenden waehrend einer Solidaritaetskundgebung mit den Mietenden der Sugus-Wohnbloecke nach einer Massenkuendigungen wegen Totalsanierung, am ...
Jacqueline Badran ist Vorstandsmitglied des Mieterverbands und setzt sich seit Jahren für den Mieterschutz ein.Bild: keystone

Stadtpräsidentin Corinne Mauch gab öffentlich bekannt, sie werde die Eigentümerin zusammen mit dem Hochbauvorsteher um ein Gespräch bitten. Sie wolle die Gründe für das Vorhaben verstehen und ausloten, wie die Stadt die Situation für die Mietparteien verbessern könne.

Gemäss Gemeinderat David Garcia Nuñez sind die Massenkündigungen in den Sugus-Häusern kein Einzelfall. Er findet, es sei Zeit, dass sich die Betroffenen stadtweit vernetzen und gegen die Gentrifizierung in allen Quartieren wehren.

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Widerstand gegen die Kündigungen in den «Sugus-Häusern»
Rund 1000 Personen protestieren am 8. Dezember vor der «Sugus-Überbauung» in Zürich gegen die Kündigung von 105 Mietparteien.
quelle: keystone / michael buholzer
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Was passiert jetzt mit den Sugus-Häusern?

Trotz grosser Solidarität aus der Bevölkerung und politischer Unterstützung ist die Zukunft der Sugus-Häuser und ihrer rund 250 betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner derzeit ungewiss.

Die von den Bewohnern geforderte Rückzugsfrist für die Kündigungen läuft Ende Jahr aus.

Was denkst du über die Kündigungen in den Sugus-Häusern?

Und was sagt die Eigentümerin?

Dazu holen wir etwas aus: In den 90er-Jahren baute der Immobilienunternehmer Leopold Bachmann an der Neugasse in Zürich neun Mehrfamilienhäuser. Das Ziel war, erschwingliche Wohnungen für Familien zu schaffen. Aufgrund ihrer bunten Farben und markanten Würfelform erhielten die Gebäude schnell den Spitznamen «Sugus-Häuser».

Die Mehrfamilienhäuser liegen direkt an der Bahnstrecke zwischen dem Hauptbahnhof und dem Bahnhof Hardbrücke.

Leopold Bachmann verstarb 2021. Einen Grossteil seiner Liegenschaften übergab er seiner wohltätigen Leopold-Bachmann-Stiftung. Die Sugus-Häuser erbten seine zwei Söhne und seine Tochter. Jedes der Kinder erhielt drei Wohnblöcke.

Die drei Sugus-Häuser an der Neugasse 81, 83 und 85 erbte Regina Bachmann. Sie ist bislang die einzige Erbin, welche die Mietparteien auf die Strasse stellt.

Für die Verwaltung der Liegenschaften setzte Regina Bachmann die Allgood Property AG mit Sitz in Baar ein. Wie watson enthüllte, steht hinter der Immobilienfirma ein zwielichtiger Geschäftsmann, der bereits mit mehreren Immobilienfirmen Konkurs anmelden musste.

Die Allgood Property AG blieb wortkarg. Sie veröffentlichte auf ihrer Website aber Bilder von Rissen, Schimmel und anderen Mängeln in den Wohnungen und schrieb dazu nur «die bittere Wahrheit».

Regina Bachmann selber sagte zu den Kündigungen noch nichts. Für die Medien war sie bisher nicht erreichbar.

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Sugus-Häuser
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Sugus-Häuser
Die «Sugus-Häuser» an der Neugasse im Zürcher Kreis 5 erstrahlen in neuem Glanz.
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Badran: «Man hat gemerkt, es ist gäbig bei Mieterwechsel den Mietzins zu erhöhen»
Video: srf
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170 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Dave Hawtin
09.12.2024 15:42registriert Dezember 2021
Darf man hier erwähnen, dass die beiden Brüder "noch" keine Kündigungen ausgesprochen haben (keine Ahnung, ob sie das überhaupt vor hatten) aber die Schwester es nicht schnell genug gehen kann und nur 3 Monate Kündungszeit einräumte. So viel zum Thema, Frauen in Machtpositionen oder in der Politik seien per see sozialer, verantwortungsvoller oder menschlicher. Und jetzt überzieht mich mit Blitzen, ich habe es verdient. :)
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En Espresso bitte
09.12.2024 15:52registriert Januar 2019
Genau wegen solchen Vermietern werden Einschränkungen des Mietrechts an der Urne verworfen. Und das ist auch gut so.
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postilloni
09.12.2024 15:36registriert November 2022
Das Vorgehen von Frau Bachmann ist alles andere als clever, Sie ramponiert nicht nur Ihre eigenes Image, sondern erweist auch allen vernünftigen Vermieter und Mietern einen Bärendiest, stichwort weitergehende Regulierung und verschlimmerung der Wohnungskrise. Aber wir sind ein freies Land, wo jeder tun und lassen kann was er will, sofern er sich innerhalb des Rechts bewegt. Auch wenn er dabei die ganze Welt vor den Kopf stösst.
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    Géraldine
    Teil 6.

    Géraldine Fuchs war ein einnehmendes Wesen. Eine verspielte Erscheinung in einem abgewetzten Mantel, dessen Material im Büro schon etliche Male für Diskussionen gesorgt hatte. Die meisten stimmten für Krokodilleder, aber das war mehr Wunsch- beziehungsweise Hassdenken, das wünschte man ihr an den Hals, manche aus Neid, andere aus Enttäuschung. Wer Menschen so quälte, machte auch vor Tieren nicht Halt, das war die Gleichung, in die man Géraldine Fuchs hier setzte. Eine kleine Verzweiflungstat, denn im Grunde blieb sie für alle unlösbar, eine unbekannte, unberechenbare Grösse.

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