Die Kurzversion geht so: Die drei Sugus-Häuser an der Neugasse 81, 83 und 85 in Zürich werden totalsaniert. Anfang Dezember erhielten deswegen alle 105 Mietparteien Kündigungen per Ende März 2025.
Die Hausverwaltung begründet die Kündigung mit dem angeblich schlechten Zustand der Wohnungen. Dagegen regt sich nun Widerstand.
Die Bewohnerinnen und Bewohner bestreiten die Baufälligkeit und vermuten, dass Profitgier hinter den Kündigungen steckt. Dafür spricht, dass in den übrigen sechs – baugleichen – Sugus-Häusern keine Sanierungen geplant sind.
Der Fall löste ein grosses mediales Echo und eine breite öffentliche Diskussion aus. Am 8. Dezember versammelten sich nach einem Aufruf der SP Kreis 5 rund 1000 Personen zu einem Solidaritäts-Protest.
Die Bewohnenden lancierten ausserdem die Petition «Sugus bleibt», in der sie die Rücknahme der «kaltblütigen Massenkündigung» forderten. Bis heute haben 23'000 Personen den Vorstoss unterzeichnet.
Viele namhafte Zürcher Politikerinnen und Politiker teilen das Unverständnis der Betroffenen. Darunter auch SP-Nationalrätin Jacqueline Badran und Stadtpräsidentin Corinne Mauch.
Jacqueline Badran sagte an der Kundgebung vom Sonntag, sie werde «bis zum letzten Quadratmeter» mit den Mieterinnen und Mietern kämpfen.
Stadtpräsidentin Corinne Mauch gab öffentlich bekannt, sie werde die Eigentümerin zusammen mit dem Hochbauvorsteher um ein Gespräch bitten. Sie wolle die Gründe für das Vorhaben verstehen und ausloten, wie die Stadt die Situation für die Mietparteien verbessern könne.
Gemäss Gemeinderat David Garcia Nuñez sind die Massenkündigungen in den Sugus-Häusern kein Einzelfall. Er findet, es sei Zeit, dass sich die Betroffenen stadtweit vernetzen und gegen die Gentrifizierung in allen Quartieren wehren.
Trotz grosser Solidarität aus der Bevölkerung und politischer Unterstützung ist die Zukunft der Sugus-Häuser und ihrer rund 250 betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner derzeit ungewiss.
Die von den Bewohnern geforderte Rückzugsfrist für die Kündigungen läuft Ende Jahr aus.
Dazu holen wir etwas aus: In den 90er-Jahren baute der Immobilienunternehmer Leopold Bachmann an der Neugasse in Zürich neun Mehrfamilienhäuser. Das Ziel war, erschwingliche Wohnungen für Familien zu schaffen. Aufgrund ihrer bunten Farben und markanten Würfelform erhielten die Gebäude schnell den Spitznamen «Sugus-Häuser».
Leopold Bachmann verstarb 2021. Einen Grossteil seiner Liegenschaften übergab er seiner wohltätigen Leopold-Bachmann-Stiftung. Die Sugus-Häuser erbten seine zwei Söhne und seine Tochter. Jedes der Kinder erhielt drei Wohnblöcke.
Die drei Sugus-Häuser an der Neugasse 81, 83 und 85 erbte Regina Bachmann. Sie ist bislang die einzige Erbin, welche die Mietparteien auf die Strasse stellt.
Für die Verwaltung der Liegenschaften setzte Regina Bachmann die Allgood Property AG mit Sitz in Baar ein. Wie watson enthüllte, steht hinter der Immobilienfirma ein zwielichtiger Geschäftsmann, der bereits mit mehreren Immobilienfirmen Konkurs anmelden musste.
Die Allgood Property AG blieb wortkarg. Sie veröffentlichte auf ihrer Website aber Bilder von Rissen, Schimmel und anderen Mängeln in den Wohnungen und schrieb dazu nur «die bittere Wahrheit».
Regina Bachmann selber sagte zu den Kündigungen noch nichts. Für die Medien war sie bisher nicht erreichbar.