Wir erreichen Moderator Sascha Ruefer, 53, während seiner Ferienreise. Gemeinsam mit seiner Partnerin, der Sängerin Eliane, und Töchterchen Elisa – geboren am 25. März – ist er im Camper unterwegs in Richtung Lenzerheide. Dort verbringt die kleine Familie erholsame Tage, bevor es nächste Woche weitergeht zum VolksSchlager OpenAir in Zofingen. Diesen Anlass moderiert Ruefer seit 2007 mit grosser Leidenschaft.
Grüezi, Sascha Ruefer, entschuldigen Sie, dass wir Sie in Ihren Ferien stören. Aber für einmal soll es in diesem Gespräch um alles gehen – ausser Fussball und Sport. Sind Sie dazu bereit?
Sascha Ruefer: (erstaunt) Okay – wenn wir das schaffen? Aber ja, Sie dürfen mich grundsätzlich alles fragen.
Sie sind inzwischen fester Bestandteil am VolksSchlager OpenAir auf dem Heitere in Zofingen. Was bedeutet Ihnen der Anlass?
Sehr viel, nein, das ist eine Untertreibung. Es ist eine Herzensangelegenheit. Mit Veranstalter Rosario Galliker verbindet mich eine dicke Freundschaft. Im Laufe der fast 20 Jahre sind schöne, persönliche Verbindungen entstanden. Dazu liebe ich die friedliche, unaufgeregt fröhliche Atmosphäre.
Wie ist Ihre Beziehung zum Schlager?
Die ist über meinen Vater entstanden, der ein riesiger Andy-Borg-Fan war. Sein Hit «Adios Amor» lief bei uns in der Dauerschlaufe, bei offenem Fenster und offenen Türen. Damals noch sehr zum Leidwesen für mich als pubertierenden Jüngling. Ich stand auf Synthie-Pop und Italo-Disco und war ein grosser Fan von Modern Talking. Vertieft mit Schlager beschäftigen konnte ich mich, als ich in der Unterhaltungsabteilung von SRF den «Schlagersommer» und den «Grand Prix der Volksmusik» moderieren durfte. Je poppiger der Schlager wurde, desto mehr konnte ich mich mit ihm anfreunden. Der Herz-Schmerz-Klischee-Schlager ist weniger mein Ding.
Worauf freuen Sie sich in diesem Jahr am meisten?
Kann ich fast nicht sagen. Ich freue mich wie ein kleines Kind auf den Anlass als solchen – mit allem Drum und Dran. Aber natürlich ist gerade ein Wiedersehen mit Andy Borg etwas ganz Besonderes für mich.
Im volkstümlichen Schlager spielt Heimat eine wiederkehrend wichtige Rolle. Was bedeutet Ihnen Heimat?
Enorm viel. Im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit durfte ich viele schöne Flecken auf dieser Welt kennenlernen. Wenn man so viel reist, kann man auch einschätzen, was für ein Privileg es ist, in der Schweiz leben zu dürfen. Ich meine damit nicht nur die Natur und die schönen Gegenden, sondern auch Organisation, Struktur und Sicherheit des Landes. Das unterschätzen wir gern, weil wir es als selbstverständlich kennen. Dieses Heimatgefühl hat sich bei mir mit jedem Auslandbesuch noch verstärkt. Ich gehe gern ins Ausland, komme aber noch viel lieber wieder nach Hause.
Würden Sie sich als Patrioten bezeichnen?
Ich bin kein Superpatriot, der das Schweizerkreuz auf der Brust trägt und am 1. August «Trittst im Morgenrot daher» singt. Die Nationalhymne ist mir wichtig. An den Spielen der Nationalmannschaft, die ich kommentiere, stehe ich jeweils auf und singe mit. Es ist für mich eine Frage des Respekts. Insofern ist auch der Nationalfeiertag für mich ein Tag, dankbar zu sein. Ich bin froh, dass ich in Grenchen geboren und aufgewachsen bin.
Deshalb nervt es Sie, wenn die Hälfte der Männer-Fussball-Nati die Nationalhymne nicht mitsingt?
Ja, es hat mich genervt, weil ich das nicht verstehe. Umgekehrt muss ich festhalten: Es macht niemanden zum besseren Schweizer, wenn er die Hymne singt. Ich gebe aber zu, dass ich mich gefreut habe, mit welcher Inbrunst unsere Frauen an der EM die Hymne gesungen haben. Es war ein Zeichen des Zusammenhalts und des Willens, zusammen etwas erreichen zu wollen.
Hm, jetzt sind wir aber haarscharf am Thema Fussball vorbeigeschrammt und kehren zur Musik zurück. Vor zwei Jahren habe ich Sie für Ihre Moderation am VolksSchlager OpenAir kritisiert. Ich war überrascht, wie sehr Sie diese Kritik getroffen hat. Ich dachte, dass sie an Ihnen abprallt.
Wenn man wie ich in der Öffentlichkeit oder auf der Bühne steht und manchmal selbst auch etwas provoziert, dann muss man mit Kritik umgehen können. Es gibt aber schon Kritiken, die mich treffen. Sie schrieben sinngemäss, dass ich «völlig überdreht» gewesen sei. Es war nicht so, dass ich nicht mehr schlafen konnte, aber Ihre Kritik hat mich zunächst irritiert, aber dann zum Nachdenken angeregt.
Zu welcher Erkenntnis sind Sie gekommen?
Wahrscheinlich ist es so, dass ein über 50-Jähriger nicht mehr über die Bühne hüpfen sollte wie ein 30-Jähriger. Es geht schliesslich auch um Glaubwürdigkeit: Ich möchte nicht peinlich wirken. Insofern war ich sogar froh um Ihre Kritik, denn sie hat etwas bewirkt. Ich werde weiterhin witzeln und freche Sprüche reissen. Aber meine Moderation habe ich angepasst – ohne mich selbst und meine Art zu verleugnen.
Nach Beni Thurnheer waren Sie der erste Sportmoderator, der parallel zum Sport auch Unterhaltungssendungen moderiert hat. Sie wären doch prädestiniert dafür, eine grosse Samstagabend-Kiste zu übernehmen. Wären Sie bereit?
Ich fürchte, die Zeit der grossen Samstagabend-Kisten ist tatsächlich vorbei. Das ist eine Folge des nicht-linearen Fernsehens. Noch mehr bedauere ich, dass es aktuell keinen Platz hat für leichte Musikunterhaltung, für Sendungen wie den «Grand Prix der Volksmusik».
War das gerade eine Bewerbung?
Hm, ja, bei einer Anfrage würde ich jedenfalls keine Sekunde zögern.
Sie könnten dabei auch gleich Ihre Liebe zum Gesang ausleben, oder?
Ich singe nur «S'Vogulisi». Wenn der Ruefer singt, dann ist das nur zur Volksbelustigung. Ich lebe mit einer Sängerin und erlebe täglich, wie hart diese Arbeit, dieses Business ist. Der Respekt gegenüber Künstlerinnen und Künstlern verbietet mir, mich Sänger zu nennen.
Sie leben mit Ihrer jungen Familie in Schenkon bei Sursee und betreiben seit 2023 mit Eliane im Nachbardorf Geuensee «Die Weinerei 1877». Gibt es dort auch ein Musikprogramm?
Eliane hat schon oft dort gespielt. Im Lokal steht auch ein Flügel parat. Sie setzt sich manchmal spontan an den Flügel, spielt und singt. Auch Gäste dürfen sich ans Klavier setzen. Ein eigentliches Musikprogramm gibt es vorerst aber nicht.
Beraten Sie Ihre Partnerin auch musikalisch?
Wir begleiten unsere beiden Karrieren sehr professionell. Aber ich masse mir nicht an, Eliane musikalische Ratschläge zu geben – es sei denn, sie fragt mich.
Eliane ist als Frontfrau viel in der Weinbar. Im März ist sie auch Mutter von Töchterchen Elisa geworden. Wie bringt sie alles unter einen Hut und welche Rolle übernehmen Sie als Vater?
Wir haben zurzeit tatsächlich ein ausgefülltes Tagesprogramm. In diesem Jahr, in dem ich in Sachen Sport etwas weniger involviert bin, helfe ich gern aus. Für uns hat Elisa Priorität, und Eliane geniesst das Muttersein. Aber sie ist nicht eine, die in den Tag hinein lebt. Vielmehr hat sie konkrete Pläne, ist ambitioniert und lässt ihre Karriere nicht schleifen. Man wird schon bald wieder von ihr hören.
Ist Heiraten ein Thema?
Sie sind jetzt viel zu privat unterwegs. Wir haben beschlossen, dass wir private Belange privat lassen.
Machen Sie sich rarer in der Öffentlichkeit oder scheint das nur so?
Nein, das ist bewusst so. Ich mag dieses Schrille, Abgehobene und fast schon Hysterische nicht mehr, das Getöse auf Social Media schon gar nicht. Also halte ich mich davon fern, halte Privates eben privat und fokussiere mich auf meine journalistische Arbeit.
Journalistische Qualität zu halten, ist aber gerade in Zeiten des Sparimperativs schwierig. SRF muss sparen, was in der Regel Unruhe in den Betrieb bringt. Wie ist die Stimmung auf der Sportredaktion?
Zugegeben: Für SRF und die SRG sind es keine einfachen Zeiten. Aber ich habe grosses Vertrauen in die Chefetage, in die Generaldirektorin Susanne Wille. Eine schlechte Stimmung stelle ich bei uns im Sport jedenfalls nicht fest. Im Gegenteil: Wir sind hoch motiviert und freuen uns auf ein grosses Sportjahr 2026 mit den Olympischen Spielen in Milano/Cortina, der Fussball-WM in den USA, Kanada und Mexiko sowie der Eishockey-WM in der Schweiz.
(aargauerzeitung.ch)