Herr Lang, Sie werden nicht für die Grünen Kanton Bern als Nationalratskandidat in den Wahlkampf ziehen.
Dieser Entscheid ist noch nicht gefallen. Erst heute Abend werden die Nominierten bekanntgegeben.
Die Geschäftsleitung hat aber bereits jetzt einstimmig empfohlen, auf Sie zu verzichten.
Ja, von dem her ist der Fall klar.
Wie bitter ist diese Pille?
Ich respektiere den Entscheid der Geschäftsleitung wie auch den des Vorstandes. Es lief darauf hinaus. Von dem her hatte ich genügend Zeit, mich damit abzufinden. Und mir quasi den Verzicht in homöopathischen Dosen eingeträufelt.
Gar nicht enttäuscht, dass Sie nicht auf die Liste kommen?
Sehen Sie, wenn ich unbedingt auf die Liste gewollt hätte, hätte ich mich vom Grünen Bündnis Stadt Bern nominieren lassen.
Aber?
Ich habe aus Rücksicht aufs Land auf eine städtische Nomination verzichtet. Weil alle drei Bisherigen aus der Stadt Bern sind und weil gesetzte Landfrauen bei den letzten drei Wahlen immer überholt wurden. Bei der Region Mittelland-Nord ist die Nomination knapp gescheitert.
Und die Geschäftsleitung war immer gegen ihre Kandidatur.
Ja. Das Argument der meisten Parteiverantwortlichen war: Ich könnte unter die ersten vier Kandidaten geraten und damit den ersten Landesplatz – oder sogar Bisherige – verdrängen.
Und das würde auch passieren?
Das kann ich nicht einschätzen. Ich wollte niemanden verdrängen. Aber wenn man mir zutraut, unter die ersten vier zu kommen, müsste ich ja sehr viele Panaschierstimmen abholen. Dass Bern einen Sitz verloren hat, wäre eigentlich schon ein Grund für meine Kandidatur.
Aline Trede sagte ausserdem, mit ihrer Schützenhilfe wäre es einfacher, die drei Sitze der Grünen zu verteidigen.
Tatsächlich stünden die Chancen von Aline Trede besser, wenn ich kandidieren würde. Es bleibt tatsächlich die Frage, was es den Land-Grünen nützt, wenn nur noch zwei Stadt-Grüne im Nationalrat sind.
Also hätten sie doch an eine Wiederwahl geglaubt.
Ich kann nur sagen: Es ist wahrscheinlicher, dass ich zum Erhalt des dritten Sitzes beitrage, als dass ich unter die ersten vier kommen würde. So oder so: Ich werde im Januar an der Delegiertenversammlung keine Kampfabstimmung provozieren.
Dabei hätte der Wechsel von Zug nach Bern doch ihr politisches Comeback bedeuten können?
Die Nationalratswahlen spielten keine Rolle für meinen Umzug. Sonst müsste ich jetzt ja wieder zügeln. Ich zog nach Bern, weil meine Frau hier lebt und arbeitet. Und im Kanton Zug war einfach ein Kapitel abgeschlossen.
Was ist anders geworden?
In Bern ist die Linke stärker als in Zug. Andererseits ist die politische Auseinandersetzung im Kanton Zug wegen dem Rohstoffhandelsplatz globaler. Und auch die Linke in Zug denkt mittlerweile globaler.
Und ihre Wählerschaft wurde verdrängt.
Es gibt einen sozialen Verdrängungsprozess ja, aber der Effekt der Verstädterung wiegt das wieder auf.
Wie sieht ihre Zukunft aus?
Die nächsten 15 Monate werden gleich sein wie die letzten drei Jahre. Ich war ja nicht weg vom Fenster. Ich werde weiterhin im Präsidium der Grünen und im Vorstand der GSoA sitzen. Nachher will ich mehr Zeit fürs Schreiben haben. Politisch aber bleibe ich aktiv bis in den Sarg.