Sag das doch deinen Freunden!
Viktor, was ist geschehen? Ist die grösste Bromance der Schweiz am Ende?
Ja, unsere Anwälte haben uns geraten aufzuhören ... Nein, es ist ganz einfach: Wir haben beschlossen, aufzuhören, solange es uns noch gefällt, bevor wir Verschleisserscheinungen feststellen, bevor die Routine einsetzt und das Publikum dies zu spüren beginnt. Unser Team weiss das seit letztem Herbst, publik machen wollten wir das aber immer schon am 18. Januar um 11 Uhr. Also, bevor die neue Staffel beginnt.
Eure Kritiker stellen ja schon lang eine ganze Menge an Verschleisserscheinungen fest.
Für die Kritiker bin ich schon immer «früher» besser gewesen. Lustiger, frecher, jünger. Nicht erst seit «Giacobbo/Müller», auch schon mit «Viktors Spätprogramm». Es gab einmal, Anfang der 90er, eine Sendung, die alle richtig gut fanden, seither bin ich immer schlechter.
Stimmt mein Eindruck, dass eure Ferien immer länger werden?
Auch das ist so ein Phänomen! Wir machen von Anfang an 30 Sendungen pro Jahr, aber die Presse dichtet uns konstant längere Ferien an. Und eine sinkende Quote. Wenn es nach den Medien ginge, hätten wir schon lange keinen einzigen Zuschauer mehr. Dabei ist unsere Quote immer zwischen 30 und 35 Prozent. Ausser, wenn Roger Federer spielt. Dann sinkt sie leicht unter 30 Prozent.
Gut, das ist für Mike natürlich ein echter Quotenknick. Mit dem «Bestatter» liegt er über 40 Prozent.
Vielleicht hätten wir auch mehr auf tote Aargauer setzen sollen. Eine Mainstream-Serie und Late-Night-Satire sind ja auch ganz was Anderes ... Aber um zu Mike zurückzukehren...
... genau, ihr habt wirklich keinen Krach? Oder hast du zu viele Witze über seinen Bauch gemacht?
Wir möchten das betonen: Wir sind immer noch gute Freunde, wir haben auch für die mittelfristige Zukunft schon zwei gemeinsame Bühnenprojekte in Planung. Und im Gegensatz zu dem, was die Medien schreiben, ist er gertenschlank.
Aber fürs Fernsehen ist aktuell nichts geplant?
Das musst du das Fernsehen fragen. Von mir aus sicher nicht. Ich werde allerdings darauf hinzuwirken versuchen, dass Jüngere die gleiche Chance bekommen, die ich mal hatte, und einfach loslegen können. Das war mir schon immer ein Riesenanliegen, in «Giacobbo Müller» wie im Casinotheater. Alle Jungen, die heute arriviert sind, haben da ihre ersten Schritte gemacht, von Fabian Unteregger über Michael Elsener bis Hazel Brugger.
Etwas ganz Anderes: Geht ihr im Frieden mit SRF auseinander?
Absolut. Es war ja von Beginn weg meine Bedingung, dass uns niemand dreinredet, daran hat sich auch bis heute nichts geändert. Die gute Quote hilft da natürlich.
Dann habt ihr grosses Glück gehabt, das ist ja nicht der Courant normal bei SRF. Aber zurück zu dir und Mike: Was ist das Wichtigste in eurer Beziehung?
Sicher die Freundschaft, und dass wir die auch trotz der Arbeit, trotz Stress und Anspannung bewahren können. Und dass wir zueinander schonungslos ehrlich sind. Wir kritisieren am schärfsten, was wir da so tun. Wir lassen uns aber auch die Freiheit, Dinge auszuprobieren und wieder sein zu lassen, wir sind manchmal schon zwei richtige Schlampen.
Schlampen?
Für Late-Night braucht man einfach eine gewisse Schnodrigkeit und Schludrigkeit. Wir finden uns nicht die grössten Künstler des Jahrhunderts. Bloss die zweitgrössten. Wenn eine Sendung nicht so gut ist, haben wir am nächsten Sonntag schon die nächste Chance. Manchmal improvisieren wir auch ein bisschen zu viel und verhaspeln uns, wir haben ja auf der Bühne keine gescripteten Texte, bloss Stichworte. Das ist mal gut, mal aber auch nicht.
Dann geht ihr einen Kaffee holen.
Genau, auch das gehört dazu. Oder es gibt Figuren, die hasst ein Teil des Publikums, aber wir lieben sie und machen einfach mit ihnen weiter.
Wer sind denn solche Hassfiguren?
Boppeler und Stark polarisieren total. Neulich machten wir eine Nummer mit ihnen in diesem fantastischen Flugsimulator. Wir beide hatten eine Saufreude an diesem blöden Cockpit, deshalb wurde die Nummer zu lang. Und nicht besser. Aber um auf deine erste Frage zurück zu kommen: total bromantisch.
Man kann es eh nie allen recht machen