Sein Gesicht ist in Schatten gehüllt, seine Stimme verzerrt. Sebastien, wie er im Rundschau-Beitrag genannt wird, will nicht erkannt werden. Der Westschweizer ist einer von 55 mutmasslichen Schweizer Dschihadisten, die nach Syrien, in den Irak, Somalia oder Pakistan gefahren sind, um den heiligen Krieg zu unterstützen. 18 von ihnen sind mittlerweile zurück in der Schweiz, der Nachrichtendienst des Bundes, NDB hat sie im Visier.
Sebastien entschied sich für Syrien. Im Land angekommen, wurde er von IS-Kämpfern in Empfang genommen und nach Hatma gebracht, eine Stadt südlich von Aleppo. Hier wurde Sebastien in eine Villa einquartiert. Im Erdgeschoss befand sich eine Moschee, der erste Stock war für die Selbstmörder reserviert, der zweite für die regulären Kämpfer. Ob er sich selber habe entscheiden können, in welchem Geschoss er wohnen wollte? «Ja,» sagt Sebastien, «man liess mir die Wahl. Die Vorstellung, als Selbstmordattentäter zu sterben, erschien mir bizarr. Meine Vision war es, im Kampf zu sterben – für den Islam.»
Radikalisiert wurde Sebastien im Internet. Abu Al-Hassan, ein bekannter Dschihadist, rekrutiert über Facebook Mitglieder für den heiligen Krieg. Auch Sebastien nimmt über die Plattform Kontakt mit dem Dschihadisten auf. «Er sagte mir, dass all die Kämpfer da sind um die Bevölkerung zu schützen. Man riskiere zwar sein Leben, dafür sterbe man als Märtyrer und komme direkt ins Paradies», sagt Sebastien.
Zwei Wochen lang hielt sich der Westschweizer in der Stadt südlich von Aleppo auf. Dann wollte er zurück in die Schweiz. Er habe realisiert, wie naiv er gewesen sei. Die Dschihadisten bezeichneten ihn daraufhin als Verräter und Spion. «Sie wollten mich exekutieren, wie alle Spione». Die Waffe war bereits auf ihn gerichtet, als sich die Dschihadisten anders entschieden.
Sebastien wurde festgesetzt, er sollte sich entscheiden, auf welcher Seite er stehe. Nach 54 Tagen kommt er frei. Ob Lösegeld im Spiel war oder Sebastien versprechen musste, dem IS weiterhin zu Diensten zu sein, wird nicht klar. Sebastien äussert sich nicht dazu. Er bereue und sei froh, wieder in der Schweiz zu sein, so Sebastien.
(wst)