Es ist wieder so weit: Zum zweiten Mal veröffentlicht der Bund die Young Adult Survey Switzerland (YASS) – die grösste Jugendbefragung der Schweiz. Im Zentrum stand die Frage, wie es um die jungen Erwachsenen in der Schweiz steht und welche langfristigen Trends sich zeigen.
Insgesamt zeigt sich ein positives Bild, aber es gibt auch Punkte, die Sorgen bereiten: So sind beispielsweise 11 Prozent der 19-Jährigen ohne Ausbildung.
Die Befragung von 70'000 19-Jährigen fand in den Jahren 2014 und 2015 statt. Der Bund publizierte jetzt die Ergebnisse. Sie sollen Auskunft geben über die Einstellungen, Erfahrungen und Perspektiven der Jugendlichen.
Besonders an der diesjährigen Version: Erstmals sind konkrete Vergleiche möglich, denn eine erste Befragung fand 2010/2011 statt. Deren Ergebnisse wurden vor zwei Jahren veröffentlicht.
Kaum Veränderungen gibt es bei der allgemeinen Lebenszufriedenheit. Die jungen Erwachsenen wurden befragt, ob sie insgesamt ein glückliches Leben führen würden. Die YASS-Befragung zeigt, dass die Lebenszufriedenheit in der Schweiz grundsätzlich hoch ist. Fast 90 Prozent der Befragten sind mit ihrem Leben zufrieden oder eher zufrieden.
Was auffällt: Menschen, die nach der obligatorischen Schule keine Ausbildung absolviert haben, sind merkbar unzufriedener als ihre Altersgenossen.
Rund 30 Prozent der jungen Erwachsenen in der Schweiz waren bereits einmal mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert. Dabei ist deren Anteil in der Deutschschweiz deutlich tiefer als in der französischen Schweiz.
Ausserdem zeigt sich auch 2014/15, dass junge Erwachsene ohne Ausbildung nach der obligatorischen Schule häufiger mit finanziellen Problemen zu kämpfen haben als jene mit einer Berufslehre oder einer Allgemeinbildung.
Was offensichtlich erscheint: Für junge Erwachsene aus Familien mit (sehr) bescheidenen finanziellen Verhältnissen ist das Risiko grösser, mit finanziellen Problemen konfrontiert zu sein. Der gute Punkt dabei ist aber, dass sich dieses Risiko im Vergleich zur Studie von 2010/11 deutlich verringert hat.
Die Studie fand zudem heraus, dass junge Erwachsene mit finanziellen Schwierigkeiten eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, eine Depression zu entwickeln.
Seit der letzten Jugend-Befragung hat sich der Anteil der 19-Jährigen ohne Ausbildung (und nicht in Ausbildung befindend) von 6 auf 11 Prozent nahezu verdoppelt. Vor allem bei Frauen, die nur die Realschule besucht haben, zeigt sich ein erhöhtes Risiko, keine Ausbildung nach der obligatorischen Schule abzuschliessen.
Ein bedeutsamer Einflussfaktor auf die Bildung ist der finanzielle familiäre Hintergrund. Rund 31 Prozent der Jugendlichen, die die Realschule abschliessen und zusätzlich aus einer Familie mit wenig bis sehr wenig finanziellen Mitteln kommen, sind ohne Ausbildung. Dieser Befund hat sich seit 2010/11 deutlich verstärkt (von 10 auf 31 Prozent).
Die aktuellen Ergebnisse der YASS-Erhebung zeigen, dass sich kein Trend zu einer zunehmenden Polarisierung zugunsten der politischen Rechten finden lässt.
Vielmehr zeigt sich, dass die politische Mitte bei jungen Erwachsenen in der Schweiz als stärkste Kraft an Bedeutung gewonnen hat – besonders bei jungen Frauen.
Was weiter auffällt: Junge Erwachsene mit Migrationshintergrund stufen sich häufiger politisch links ein als ihre Altersgenossen ohne Migrationshintergrund. Die Bedeutung der Bildung für die politische Einstellung bleibt über die beiden Erhebungszeitpunkte praktisch unverändert.
Keine Überraschung: Männer trinken mehr Alkohol als Frauen, und insgesamt wird am Wochenende mehr getrunken als unter der Woche. Im Schnitt trinken Männer 2,3 bis 3,7 Gläser, während es bei den Frauen bei 1,1 bis 1,3 Gläsern bleibt. Was auffällt: Der Alkoholkonsum am Wochenende nimmt im Vergleich zu 2010/11 ab, während der Konsum unter der Woche zunimmt.
Auch beim Rauchen gibt es keine grossen Überraschungen: Junge Erwachsene mit einer höheren Ausbildung rauchen weniger. Über 50 Prozent der Befragten mit einer Lehre oder weiterführenden Ausbildung bezeichnen sich selbst als Nichtraucher. Insgesamt rauchen Frauen weniger als Männer. Wo es aber eine starke Zunahme gab: Bei den rauchenden Frauen ohne Ausbildung nach der obligatorischen Schule. Hier stieg die Anzahl von täglich Rauchenden von 20 auf 41 Prozent, während der Raucheranteil bei den anderen Gruppen jeweils leicht abgenommen hat.
Glaubt man den Eigenangaben, haben Männer weit mehr Sexualpartnerinnen oder -partner als Frauen. Laut Verfasser der YASS ist es jedoch schwierig einzuschätzen, wie stark der Prahler-Effekt beziehungsweise der soziale Erwünschtheit-Effekt wirkt.
Auffallend ist: Diejenigen Männer ohne Ausbildung (nach der obligatorischen Schule) haben am häufigsten, diejenigen mit einer weiterführenden Bildung am wenigsten wechselnde Sexualpartnerinnen oder -partner. Dieses grosse Gefälle nach Art der Ausbildung ist bei den jungen Frauen nicht gegeben.
Die Anzahl junger Frauen, die sich als sehr gläubig beschreiben, ist ähnlich wie bei den jungen Männern in der Gruppe ohne Ausbildung auf der Sekundarstufe II am grössten. Die Gruppe der jungen Erwachsenen, die sich als sehr gläubig bezeichnen, schwankt zwischen 7 bzw. 8% (Allgemeinbildung und Berufsbildung) und 13% bei den Erwachsenen ohne Ausbildung auf der Sekundarstufe II. Tendenziell beschreiben sich junge Männer häufiger als gar nicht gläubig als junge Frauen, dies unabhängig von der Ausbildung.
Junge Frauen sind gegenüber gleichgeschlechtlichen Ehen sehr viel aufgeschlossener als junge Männer. Zwei Drittel der jungen Frauen (Erhebung 2014/15) stimmen voll und ganz zu, dass gleichgeschlechtliche Ehen erlaubt sein sollten; in der Erhebung 2010/11 waren dies etwas mehr als die Hälfte. Damit stimmen nahezu doppelt so viele junge Frauen wie Männer gleichgeschlechtlichen Ehen zu. Im Gegenzug ist der Anteil an jungen Männern, die gleichgeschlechtliche Ehen ablehnen, dreimal so hoch wie bei den jungen Frauen.
Glaubst du, dass die Situation der Jugend sich in den 4 Jahren bis zur Veröffentlichung dieser Umfrage verändert?
A: Ganz sicher
B: Total
C: SAVE
D: Krass
Haben die aufgrund der schulischen Leistungen oder anderen Faktoren keine Chance, oder hat diese extrem hohe Zahl andere Gründe (Auslandjahr usw.)?
Wäre doch ein riesen Desaster, wenn wirklich 11% der 19-Jährigen praktisch schon aus der Arbeitswelt ausgeschlossen sind, bevor sie überhaupt jemals eingetreten sind.