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Morteratschgletscher schmilzt weg – trotz Beschneiung mit Kunstschnee

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Eisgrotte an der Zunge des Morteratschgletschers.Bild: KEYSTONE

Morteratschgletscher schmilzt weg – trotz Beschneiung mit Kunstschnee

14.03.2023, 11:20
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Künstliche Beschneiung kann die Gletscher laut einer Studie nicht retten. Mit viel Aufwand kann die Schmelze zwar lokal verlangsamt werden. Der Gletscher kann aber unter keiner Klimaentwicklung stabilisiert werden, wie ein Projekt am Morteratschgletscher GR zeigte.

«Wenn wir die Gletscher wirklich retten wollen, setzen wir besser beim Klimaschutz an», stellte Matthias Huss, Glaziologe an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich (ETH Zürich) auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vom Dienstag klar.

Er untersuchte die Wirkung des weltweit ersten solchen Gletscher-Rettungsprojekts am Morterarschgletscher, das im Februar 2021 in Betrieb genommen wurde. Die Resultate wurden in der Märzausgabe des Fachmagazins des Schweizerischen Wasserwirtschaftsverbands veröffentlicht.

Die Idee hinter dem Projekt mit dem Namen «Mortalive» war bestechend einfach: So lange das Eis der Gletscher durch Schnee bedeckt ist, kann es nicht schmelzen. Schnee hat eine höhere Rückstrahlfähigkeit als nacktes Eis. Die Energie der Sonnenstrahlen wird also zurückgeworfen, und steht nicht für die Schmelze zur Verfügung.

Hohe Kosten, geringe Wirkung

Ohne Eingriff wird erwartet, dass der Morteratschgletscher in den nächsten 40 Jahren zwischen 56 und 71 Prozent seines Volumens verliert, hiess es in der Studie. Mit Beschneiung könnte bis zum Jahr 2060 gut ein Drittel bis ein Viertel dieses Verlustes aufgehalten werden. Dadurch würde der Niedergang des Gletschers zwar etwas verzögert. «Langfristig ist das aber nur ein Tropfen auf den heissen Stein», sagte Huss.

Die Kosten dafür sind jedoch hoch: Rund 150 Millionen Franken müsste für die Anlage zur Beschneiung des Morteratschgletschers investiert werden. «Dazu kommen die Auswirkungen, die ein solches Bauvorhaben auf die weitgehend unberührte Natur im Hochgebirge des Oberengadins hätten», sagte Huss. Die notwendigen Eingriffe in die hochalpine Umwelt und die beträchtlichen Kosten machten deutlich, dass die künstliche Beschneiung von grossen Gletscherflächen keine Alternative zu schnellem und griffigem Klimaschutz sein könne.

(yam/sda)

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33 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Frühpensionär
14.03.2023 14:26registriert Dezember 2021
Sorry, aber die Idee unsere Getscher mit künstlicher Beschneiung zu retten ist eine der vielen typischn Ideen unserer Wirtschaftsfachleute. Das Problem an der Wurzel anzupacken (Klimaerwärmung) rentiert nicht. Viel lieber hofftt man mit Pseudomassnahmen möglichst viel Geld zu verdienen. Kaputte Gesellschaft!
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Luuki
14.03.2023 12:34registriert März 2016
Technologie wird uns nicht retten, aber bis das in unserer wachstumsgetriebenen Wirtschaft ankommt, wird es zu spät sein. Leider.
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