Im Neuenburgersee befinden sich etwa 4500 Tonnen Munition. Die Luftwaffe betreibt dort seit fast hundert Jahren einen Schiessplatz. Das Verteidigungsdepartement will im November mit Abklärungen beginnen, ob die Munition geräumt werden soll.
Das sagte Carolina Bohren, Sprecherin des Eidgenössischen Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS), am Freitag auf Anfrage. Sie bestätigte damit einen Beitrag der Sendung «10vor10» des Schweizer Fernsehens SRF vom Donnerstagabend.
Der Schiessplatz befindet sich vor der Grande Cariçaie, einem 40 Kilometer langen Naturschutzgebiet am Südostufer des Neuenburgersees, das aus Mooren, feuchten Wäldern und Flachwasserzonen besteht.
2015 liess die Armee die Wasserqualität beim Schiessplatz prüfen. Die Messungen zeigten keine signifikanten Belastungen. Daher sahen sowohl das VBS als auch Umweltorganisationen bisher keinen Handlungsbedarf.
Aufgrund von Unterwasseraufnahmen des französischen Forscherkollektivs Odysseus 3.1 fordert Pro Natura nun die Armee zum Handeln auf. Aus Sicht der Umweltorganisation muss die Munition entsorgt werden. «Mit der Zeit werden Schwermetalle in die Umwelt gelangen», sagte Marc Vonlanthen, der Präsident von Pro Natura Freiburg, im Beitrag von «10vor10».
«Wir haben Verständnis für diese Forderung und es ist auch unsere Absicht, eine Räumung zu prüfen», sagte Bruno Locher, Leiter von Raum und Umwelt im VBS, gegenüber «10vor10». Im Zusammenhang mit der Räumung einer so grossen Menge von Munition stellten sich viele Fragen, darunter die Trübung des Sees und mögliche Blindgänger.
Seit 1928 führen Piloten der Luftwaffe über dem Neuenburgersee Schiessübungen durch. In den Anfängen wurde an bis zu 200 Tagen pro Jahr in den See geschossen. Heute gibt es jährlich noch rund ein Dutzend Einsätze. Neben Übungsgranaten liegt auch scharfe Munition im Neuenburgersee. Denn in der Anfangszeit wurde mit echten Bomben geübt.
Auch in anderen Seen liegen Munition und Sprengstoff. Obwohl die Armee bis Mitte des 20. Jahrhunderts Munition und Munitionsbestandteile im Thuner-, Brienzer- und Vierwaldstättersee versenkte, finden sich dort laut dem Bund fast keine Rückstände von Sprengstoffen und Schwermetallen. Eine negative Beeinflussung des Seewassers lasse sich nicht erkennen, teilte das VBS im vergangenen Mai mit.
Bei Genf lagern hunderte Tonnen scharfer Munition auf dem Seegrund. Das Kriegsmaterial wurden den 1950er und 1960er Jahren von der 1970 aufgelösten Firma Hispano-Suiza (Schweiz) zur Entsorgung versenkt.
Taucher der Organisation Odysseus 3.1 hatten im letzten Jahr im Genfersee in etwa 50 Metern Tiefe vier durchbrochene Munitionskisten entdeckt, die sich demnach etwa 150 Meter von einer Gasleitung und einem Trinkwassersensor entfernt befinden. Im Falle von Korrosion könnten sich Schwermetalle und weitere giftige Stoffe ausbreiten und Umweltschäden verursachen, warnte die Organisation.
Bei der Explosion einer Fabrik 1916 am Rotsee bei Luzern gelangten etwa 10'000 Handgranaten in den See. Laut Experten seien sie ungefährlich für die Bevölkerung, solange sie im Wasser liegen. (bal/sda)
So einfach ist es dennoch nicht. Man sollte abwägen wie gefährlich für die unmittelbare Umwelt oder gar für Menschen, die damit in Berührung kommen könnten die einzelnen Munitionsarten sind. Potentiell gefährliches Material sollte geborgen werden, aber Unbedenkliches könnte man wohl auch dort belassen um die jetzige Umwelt nicht zu stressen.
Eben nicht ganz einfach. Wenn dann wie in D z.B. Granaten angespült werden, wirds einfacher.