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USA offeriert der Schweiz Kampfjets – inklusive umstrittene Bomben

ZUR MELDUNG, DASS ZWEI SCHWEIZER KAMPFJETS AM DIENSTAGMORGEN UM 8:30UHR EIN FLUGZEUG DER ISRAELISCHEN GESELLSCHAFT EL AL AN DER SCHWEIZER GRENZE BEI SCHAFFHAUSEN WEGEN EINER BOMBENDROHUNG ABGEFANGEN H ...
Kampfjet-Geschäfte mit der USA: Da steht so einiges auf dem Wunschzettel. (Symbolbild)Bild: KEYSTONE

Offerte für Kampfjets von den Amerikanern liegt vor – umstrittene Bomben inklusive

Die USA publizierten Eckwerte aus den Kampfjet-Offertanfragen der Schweiz – darin finden sich einige Überraschungen.
02.10.2020, 08:5802.10.2020, 14:10
Henry Habegger / CH Media
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Veröffentlichungen in den USA legen Details der Kampfjetbeschaffung in der Schweiz offen, die bisher unter Verschluss gehalten wurden. Das US-Aussenministerium, das den Kampfjet-Herstellern damit grünes Licht für den möglichen Verkauf an die Schweiz gab, publizierte Eckdaten der Offerten für die Kampfjets F-35 und F/A-18 Super Hornet.

6,58 Milliarden US Dollar oder umgerechnet knapp 6 Milliarden Franken. Mit diesem Angebot steigt der US-Konzern Lockheed Martin ins Schweizer Kampfjet-Rennen. Im Paket, das die Amerikaner anbieten, sind 40 Tarnkappenbomber enthalten. Laut US-Veröffentlichung wurde der mögliche Verkauf «von 40 F-35 und zugehörige Ausrüstung für geschätzte Kosten von 6,58 Milliarden Dollar bewilligt».

Aus dem publizierten Akt geht auch hervor, dass die Schweiz bis zu 46 Pratt & Withney F-135-Triebwerke offerieren liess, also Reserven-Motoren will.

«Die (europäische Konkurrenz) wird das sehr genau lesen.»

Super Hornet teurer als F-35

Das publizierte Paket von Konkurrent Boeing ist teurer. 40 Super Hornet inklusive Ausrüstung generieren demnach geschätzte Kosten von 7,452 Milliarden Dollar, was etwa 6,7 Milliarden Franken entspricht. Aus der Veröffentlichung geht hervor, dass die Schweiz bis zu 36 Einsitzer und 4 Zweisitzer offerieren lässt plus 16 Reservetriebwerke. Die Schweiz will maximal 6 Milliarden für die Jets ausgeben.

Kaj-Gunnar Sievert, Sprecher vom Armasuisse, sagt auf Anfrage, dass die US-Kongressbenachrichtigung, in der diese Details jetzt publiziert wurden, «die maximale Menge an Verteidigungsausrüstung und den maximalen Dollarbetrag festlege, welchen die USA einem Partner anbieten.» Für die Schweiz bedeute das, dass der Vertragswert nach den abschließenden Verhandlungen geringer sein wird, als in der US-Medienmitteilung publiziert sei.

Die in den USA gesetzlich vorgeschriebene, in Europa nicht existente Transparenz bei Verkäufen von Rüstungsgütern ins Ausland wird laut Insidern die europäische Konkurrenz um Rafale und Eurofighter freuen. «Die werden das sehr genau lesen», sagt ein Beobachter, «jetzt haben sie die Möglichkeit, ihre Offerten noch anzupassen». Bis am 19. November müssen die vier Konkurrenten Airbus, Dassault, Lockheed und Boeing ihre Offerten für ihre Kampfjets in Bern einreichen.

250 Kilo schwere Freifall-Bomben auf dem Einkaufszettel

Aus den US-Veröffentlichungen gehen auch andere Details hervor, die bisher hierzulande unter dem Deckel gehalten wurden. So zeigt sich, welche Lenkwaffen und Bomben für den Ernstfall das Schweizer Verteidigungsdepartement (VBS) von den beiden US-Herstellern offerieren liess.

Und da gibt es aus Sicht der Kampfjet-Kritiker eine böse Überraschung. Zum Gerät, das die Hersteller offerieren sollen, gehören 12 Freifallbomben des Typs MK-82. «Das sind Freifall-Eisen-Bomben von rund 250 Kilogramm mit Splitter- und Druckwirkung», sagt der langjährige SP-Militärspezialist Peter Hug. «Die MK-82 gibt es seit Anfang 50er Jahre, sie war für die unermesslichen Kriegsverbrechen der USA im Koreakrieg mitverantwortlich, weil ein gezielter Einsatz allein gegen Kombattante gemäss Genfer Recht technisch fast unmöglich ist.» Kollateralschäden würden in dieser «totalitären, auf Feindvernichtung zielenden Art der Kriegführung bewusst hingenommen», sagt Hug.

«Dass man dies jetzt überhaupt in Betracht zieht und offerieren lässt, finde ich bedenklich.»
SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf (ZH)

Offenbar will das VBS die MK-82 als gelenkte Waffe einsetzen. Auf dem Offertzettel findet sich auch ein entsprechender Umbau-Kit. Daneben lässt die Schweiz auch 12 Gleitbomben des Typs GBU-53B Small Diameter Bomb II offerieren sowie 40 Kurzstrecken-Lenkwaffen des Typs AIM-9x Block II Sidewinder. Die Luftwaffe, seit der Einmottung der Hunter-Jagdbomber 1994 nicht mehr erdkampffähig, verfügt derzeit über keine Bomben mehr. Die Wiedereinführung der Erdkampffähigkeit ist allerdings politisch noch nicht beschlossen.

Haarscharf stimmte die Bevölkerung am Wochenende dem 6-Milliarden-Kredit für neue Kampfjets zu. Nur Tage nach der Volksabstimmung publizierten die USA jetzt Details aus der Offertanfrage der Schweiz, die an die Hersteller Lockheed Martin und Boeing gingen.

Demnach liess die Schweiz nicht nur Kampfjets offerieren, sondern auch umstrittene Waffen für den Erdkampf. Unter diesen Waffen befinden sich 12 gelenkte Gleitbomben. Kritikern stechen allerdings vor allem die 12 Freifall-Bomben des Typs MK-82 ins Auge, die von den Herstellern ebenfalls offeriert werden müssen. Die MK-82 ist eine rund 250 Kilogramm schwere, ungelenkte «Eisenbombe», die aber auch zu einem gelenkten Flugkörper umgerüstet werden kann.

Auch Umrüst-Kit auf dem Wunschzettel

Das Verteidigungsdepartement will die Bombe offenbar zu einer lenkbaren Waffen umbauen, jedenfalls stehen auf dem Einkaufszettel auch Umrüst-Kits. Armasuisse-Sprecher Kaj-Gunnar Sievert sagt: «Eine MK-82 Bombe, welche mit einem Guidance Kit ausgerüstet ist, wird als GBU-54 bezeichnet.»

Damit würde die Schweizer Luftwaffe jedenfalls nach fast drei Jahrzehnten wieder erdkampffähig. «Die GBU-54 und die GBU-53/B sind neue Gerätschaften, weil die Schweizer Luftwaffe seit Ausserdienststellung des Hunters 1994, ausser mit der Bordkanone des F/A-18, keine Fähigkeit mehr hat, die Bodentruppen direkt mit Feuer zu unterstützen», hält der Sprecher des Rüstungsbeschaffers Armasuisse fest.

SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf (ZH) ist «irritiert» über die in den USA publizierten Details der Offertanfrage, die selbst ihr als Sicherheitspolitikerin bisher nicht bekannt waren. Die Wiedereinführung der Erdkampffähigkeit ist hoch umstritten und politisch noch nicht entschieden. «Dass man dies jetzt überhaupt in Betracht zieht und offerieren lässt, finde ich bedenklich», sagt Seiler Graf. Die Kritiker stört auch, dass die ins Auge gefasste Beschaffung dieser Bomben-Typen im Vorfeld der Abstimmung über die Kampfjets unter dem Deckel gehalten wurde.

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272 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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goschi
02.10.2020 09:25registriert Januar 2014
Boah da glänzen wieder viele mit offen zur Schau gestellter Inkompetenz und Ahnungslosigkeit.

Die Mk8x sind die Basisbombe für fast alle amerikanischen gelenkten Bomben.
Dazu werden hier GBU-54 Lenksätze geliefert, die eben aus der "dummen Freifallbombe" eine GPS gelenkte präzosionswaffe machen.

Die ganzen gelenkten Bomben sind mehrheitlich eben nur Zusatzrüstsätze zum Sprengkörper der Mk8x Reihe und in einem derart konkreten Antrag selbstverständlich separat aufgeführt.

Aber heissa, sofort wird Panik geschoben...
Ohne Ahnung zu haben 🤦
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heitere_fahne
02.10.2020 09:33registriert März 2020
Etwas irreführend: Die Bombe wird zuerst als "dumme" Bombe verteufelt, die man nicht genau lenken kann, und die deshalb Kollateralschäden verursacht. Gleichzeitig wird dann aber mehrmals erwähnt, dass die Bomben mit einer Lenkeinheit versehen werden sollen, damit dieses Problem also keines mehr ist. Somit geht Peter Hugs "Kriegsverbrechen"-Kommentar eigentlich am Thema vorbei.
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reaper54
02.10.2020 09:33registriert März 2015
Die widerherstellung der Erdkampffähigkeit war bereits beim Gripen klar...
Wiso dies hoer so polemisiert und hochstilisiert wird kann ich mir nur mit der Abneigung des Artikel schreibers gegen das Militär erklären.

Und die Aussage das diese “spezielle” Bombe eine Druckwelle erzeugt und Splitter dazu ist ja geradezu lächerlich. Das ist ja die Grundessenz JEDER explosion.

Aber schön zu sehen, dass alle die die F35 als Luxusjet bezeichnet haben nun sehen, dass er garnicht so teuer ist...
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