Schweiz
Kunst

Künstlerin Miriam Cahn zieht Werke nicht aus Zürcher Kunsthaus ab

Künstlerin Miriam Cahn zieht Werke nicht aus Zürcher Kunsthaus ab

17.07.2023, 16:4317.07.2023, 18:08
Mehr «Schweiz»

Die international bekannte Schweizer Künstlerin Miriam Cahn hat ihre Drohung nicht wahr gemacht: Ihre Werke sind nach wie vor im Zürcher Kunsthaus zu sehen, obwohl sie Ende 2021 wütend über das Kunsthaus war. Auslöser war die Raubkunst-Diskussion.

Die Bilder der Schweizer K
Bilder der Schweizer Künstlerin Miriam Cahn.Bild: KEYSTONE

Miriam Cahn habe keine Werke vom Kunsthaus zurückgekauft, sagte eine Sprecherin des Kunsthauses am Montag auf Anfrage von Keystone-SDA. Die neue Direktorin Ann Demeester habe Cahn zu einem Gespräch getroffen, so die Sprecherin. Das Treffen sei aus Sicht des Kunsthauses «gut und konstruktiv» verlaufen. Weitere Angaben zu dem Gespräch will das Kunsthaus nicht machen.

Vorwurf «Geschichtsblindheit»

Im Dezember 2021 hatte sich die jüdische Künstlerin in einem Schreiben offen über die damalige Kunsthaus-Führung geärgert. Sie warf den Verantwortlichen im Umgang mit der Bührle-Sammlung «Geschichtsblindheit und mangelnde Sensibilität» vor.

Kunst kaufen wasche nicht weiss. Kunst sammeln mache nicht zu einem besseren Menschen, so Cahn damals. Sie als Jüdin wolle nicht mehr in diesem Kunsthaus vertreten sein und ziehe sämtliche Arbeiten ab.

Durch Waffenverkäufe reich geworden

Der ursprünglich aus Deutschland stammende Waffenfabrikant und Kunstsammler Emil Georg Bührle wurde durch Waffengeschäfte während und nach dem Zweiten Weltkrieg zum damals reichsten Schweizer. Ein grosser Teil der von ihm gesammelten Werke ist heute im Besitz der Stiftung Sammlung E. G. Bührle und wird im Kunsthaus ausgestellt.

Vor der Eröffnung des Chipperfield-Erweiterungsbaus und der damit verbundenen Integration der Bührle-Sammlung als Dauerleihgabe ins Kunsthaus wurde im Herbst 2021 einmal mehr Kritik an der Sammlung laut. Bührle habe beim Kauf verschiedener Werke die Notlage der oft jüdischen Vorbesitzer zu Zeiten des Nationalsozialismus ausgenutzt.

Kurswechsel beim Kunsthaus

Die Verantwortlichen der Stiftung und des Kunsthauses wiesen die Vorwürfe zunächst mehrheitlich zurück. Die Vorwürfe seien längst untersucht und unzutreffend. Mittlerweile reagierte das Kunsthaus auf die Kritik und richtete seine Provenienzforschung neu aus.

Es will sich neu am Begriff des «NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturguts» orientieren. Darunter fallen beispielsweise Verkäufe von Kunstwerken in einem sicheren Drittland wie der Schweiz. Weil diese Verkäufe oft in einer wirtschaftlichen Notlage geschahen, gelten sie ebenfalls als problematisch.

Hacker manipulieren QR-Codes

Dass die Debatte noch länger nicht abgeschlossen sein dürfte, zeigt ein Vorfall, der vergangene Woche publik wurde: Hacker manipulierten in der umstrittenen Bührle-Sammlung mehrere QR-Codes. Das Museum verwendet die Codes neben Gemälden, um Besuchern weitere Informationen zu den Werken zu geben.

Die Codes führten nicht mehr auf Websites des Kunsthauses, sondern zu einem «Kulturkollektiv». Dort wurde die Herkunft der Werke wesentlich kritischer dargestellt als auf den offiziellen Seiten. (saw/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
Autos in Neuenburg mit Nazi-Symbolen beschmiert

Unbekannte haben in den letzten Tagen in der Nähe des Bahnhofs von Noiraigue im Kanton Neuenburg Nazi-Symbole auf Autos und andere Gegenstände gesprüht. Eine betroffene Organisationen will Anzeige erstatten.

Zur Story