Den Badis hat der regnerische Start in die warme Jahreszeit die bisherige Saison vermiest. Aufgrund des Wetters war der Andrang von Badegästen bislang vielerorts unterdurchschnittlich. Doch des einen Leid ist des anderen Freud. Worunter der Badibeizer ächzt, das lässt die Älplerin – zumindest im Moment – ruhiger schlafen.
Denn die hydrologische Situation auf den Alpen präsentiert sich ausgesprochen positiv. In anderen Worten: Für die gesömmerten Kühe und Ziegen dürfte es in diesem Alpsommer ausreichend Wasser und frisches Gras haben.
Das war auch schon anders. Angesichts des Klimawandels sind in den vergangenen Jahren ausgedehnte Dürreperioden im Alpenraum häufiger geworden.
Besonders extrem war die Trockenheit im Sommer 2022. Weil auf einzelnen Alpen kein Wasser mehr vorhanden war, kam sogar die Armee zum Einsatz. Mit Helikoptern transportierte sie Wasser aus Seen in die Berge, um den Durst der Kühe zu stillen. Viele alpwirtschaftliche Betriebe zogen mit ihrem Vieh früher als geplant ins Tal, weil das Gras auf den Alpweiden verdorrt war und die Kühe nichts mehr zu fressen hatten.
In der Westschweiz, wo Alpbetriebe im Jura besonders stark betroffen waren, verzeichneten Viehmärkte gegen Ende des Sommers ein unüblich grosses Angebot: Weil das Grünfutter fehlte, entschieden sich manche Bäuerinnen und Bauern dafür, ihre Kühe vorzeitig zur Schlachtung zu verkaufen.
Ein solches Szenario dürfte diesen Sommer nicht eintreten: «Beim Thema Wasserknappheit für die Alpwirtschaft sehe ich derzeit bei allen Indikatoren grüne Flaggen», sagt Massimiliano Zappa. Der Hydrologe an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL in Birmensdorf ZH forscht unter anderem zu Dürre im Gebirgsgebiet.
Diese Situation ist den Niederschlagsmengen der letzten Wochen und vor allem dem Schnee geschuldet, der spät im Frühjahr und in grossen Mengen im Berggebiet gefallen ist.
Das jüngste Grundwasserbulletin des Bundesamts für Umwelt von letzter Woche zeigt «normale bis hohe Grundwasserstände und Quellabflüsse». Auch liegen die noch in den Schweizer Bergen vorhandenen Schneereserven gemäss Daten des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung über dem langjährigen Durchschnitt.
Wie lange diese Situation so anhalten wird, ist laut Hydrologe Zappa schwierig zu prognostizieren. Erst wenn es beispielsweise von Anfang Juli bis Ende August überhaupt nicht regnet, könnte die Trockenheit im Spätsommer für die Alpbetriebe zum Problem werden. Ein Versiegen der kleinen alpinen Quellen, wie es im ebenfalls heissen und trockenen Sommer 2018 zu beobachten war, ist laut Zappa heuer jedoch äusserst unwahrscheinlich.
«Bezüglich Wasserversorgung ist die Situation auf den Alpen aktuell gut», bestätigt Selina Droz, Geschäftsführerin des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verbands (SAV). Gerade für Betriebe in wasserarmen Gebieten sei es wichtig, dass es nicht schon im Frühjahr lang anhaltende Trockenperioden gebe. «Sie sind darauf angewiesen, dass ihre Reservoirs voll sind und aus den Quellfassungen Wasser kommt», erklärt Droz.
Aus vielen Regionen höre sie, dass der Stand der Vegetation auf den höher gelegenen Alpen ungefähr zwei Wochen Verspätung auf den langjährigen Durchschnitt habe. Manche Betriebe hätten deshalb den Alpaufzug nach hinten verschoben.
Sollten die ausgiebigen Niederschläge anhalten, könne dies auch Nachteile haben, sagt Droz: «Wenn es zu viel regnet, dann beeinträchtigt das die Qualität des Grases auf den Alpweiden.» Der Nährstoffgehalt sei dann geringer, was sich negativ auf die Milchmenge von Kühen und Ziegen auswirkt. In manchen tiefer gelegenen Alpen, wo der Alpaufzug bereits stattgefunden hat, müssten die Tiere zeitweise eingestallt werden und bekommen Heu zugefüttert: «Die Weiden sind sehr nass und dreckig und das Gras wächst bei diesen tiefen Temperaturen nicht nach.» (bzbasel.ch)
Mensch benimmt sich nicht und wird, wenigstens ein wenig, in die Schranken gewiesen. Gruss von der diplomierten Spassbremse und ein schönes Wochenende allerseits! 😉