Über ein Viertel des Gemüses, das in der Schweiz angebaut wird, kommt aus dem Grossen Moos im Seeland. Vom «Gemüsegarten der Schweiz» ist gern die Rede. Aus dem ehemals sumpfigen Gebiet um Neuenburger-, Bieler- und Murtensee wurden dank der Juragewässerkorrekturen fruchtbare Äcker.
Doch das hinterlässt Spuren. «Der Boden im Drei-Seen-Land löst sich buchstäblich in Luft auf», heisst es in einem Bericht, den fünf Umweltorganisationen am Donnerstag veröffentlichten. Der torfhaltige Boden senkt sich ab.
Und das sei nur eines in einer Reihe von Problemen - neben belastetem Trinkwasser, verbauten Gewässern, schwindender Biodiversität und einer eintönigen Kulturlandschaft. Kurz: Die bisherige Bewirtschaftung führe in eine Sackgasse, sagen Pro Natura, BirdLife Schweiz, Fischereiverband, die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz und WWF.
Zusammen haben sie deshalb die «Vision 3-Seen-Land 2050» erarbeitet. Diese soll Anstösse für die Zukunft der Region geben und gleichzeitig auch den Weg auf nationaler Ebene aufzeigen. David Bittner, Geschäftsführer des Fischereiverbands, brach die Vision auf einen einfachen Nenner hinunter: Es brauche mehr Grün und mehr Blau - mehr Platz für Natur und Gewässer also.
Konkret heisst das etwa, dass Bäche und Flüsse revitalisiert und alte Moorlandschaften wiederhergestellt werden. Fläche dafür gebe es genug, sagen die fünf Umweltverbände. Denn das Image des «Gemüsegartens der Schweiz» ist aus ihrer Sicht ein Zerrbild: Nur auf 6 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche werde Gemüsebau betrieben, viel dominanter sei der Anbau von Mais und anderen Futterpflanzen.
«Wir nutzen wertvollste Böden, um Tierfutter anzubauen», sagt Marcel Liner von Pro Natura. «Das ist nicht mehr zeitgemäss.» Würden Fleischkonsum und -produktion sinken, würde viel Ackerfläche frei. Der gesellschaftliche Trend gehe ohnehin in diese Richtung.
Im Synthesebericht der «Vision 3-Seen-Land 2050» wird ein konkretes Ziel genannt: Die Anzahl der Tiere soll um zirka 80 Prozent reduziert werden - eine ambitionierte Forderung. Dank einem zweiten Trend, der Bekämpfung von Foodwaste, soll noch mehr Ackerfläche frei werden. So soll mehr Platz für die Natur geschaffen werden - ohne dass die Produktion leidet.
Es gehe nicht darum, den Bauern und Bäuerinnen an den Karren zu fahren, betonen die Umweltorganisationen bei der Vorstellung der Vision. Man wolle mit der Landwirtschaft zusammenarbeiten.
Beim Schweizer Bauernverband stösst die Vision allerdings auf wenig Gegenliebe: Die Ansätze der Umweltverbände seien «extrem, schwächen Versorgungssicherheit und verlagern unseren ökologischen Fussabdruck weiter ins Ausland».
«Die Landwirtschaftsbetriebe haben alles Interesse, dass die Böden fruchtbar bleiben», sagt Sprecherin Sandra Helfenstein. Dafür verbesserten sie kontinuierlich die Anbaumethoden und -techniken. Und: Zur Schonung der Böden und als Krankheits- und Schädlingsprophylaxe sei eine vielfältige Fruchtfolge unabdingbar. «Es müsste also im Sinn der Umweltverbände sein, dass die Bauernbetriebe auch im Seeland mehr als nur Gemüse anbauen.» (aargauerzeitung.ch)
Zur fruchtfolge: Für den bauernverband ist fruchtfolge gemäss angabe unterschieden in "futterpflanze" und "gemüse". Momol gebalte kompetenz...
Warum nur verweigert ihr euch aller progressiver Vorschläge und lebt in einer Landwirtschaft weiter welche so keine zukunft hat?