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Antisemitismus in der Schweiz steigt weiter an – das sagt die Studie

Antisemitismus in der Schweiz steigt weiter an: Aus Angst verbergen viele ihre Identität

Das Sicherheitsempfinden von Jüdinnen und Juden hat sich wegen des zunehmenden Antisemitismus deutlich verschlechtert. Ein Viertel der Teilnehmenden einer neuen Umfrage hat bereits einmal ans Auswandern gedacht, weil sie sich in der Schweiz nicht sicher fühlen.
18.03.2025, 06:5418.03.2025, 08:51
Christoph Bernet / ch media
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Nach dem Messerangriff auf einen orthodoxen Juden im März 2024 bewacht ein Polizist den Eingang einer Synagoge in Zürich-Wiedikon.
Nach dem Messerangriff auf einen orthodoxen Juden im März 2024 bewacht ein Polizist den Eingang einer Synagoge in Zürich-Wiedikon.Bild: Michael Buholzer / Keystone (9. 3. 2024)

Der Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 und der darauffolgende Gaza-Krieg haben zu einem beispiellosen Anstieg des Antisemitismus geführt. Die Anzahl antisemitischer Vorfälle hat sich im vergangenen Jahr auf rekordhohem Niveau verfestigt.

Der Antisemitismus-Bericht 2024 des SIG und der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA) zählt für die Deutschschweiz sowie die italienisch- und romanischsprachige Schweiz 221 antisemitische Vorfälle in der realen Welt. Gegenüber 2023 entspricht dies einer Steigerung von 42,5 Prozent, gegenüber 2022 beträgt die Zunahme sogar 287 Prozent.

Im Online-Bereich wurden letztes Jahr 1596 Vorfälle registriert. Aufgrund einer neuen Methodik ist die Vergleichbarkeit mit den Vorjahreswerten (2023: 975; 2022: 853) nur beschränkt möglich.

Vermeidungsverhalten nimmt zu

Der zunehmende Antisemitismus beeinträchtigt die subjektive Sicherheitslage der jüdischen Bevölkerung in der Schweiz. Dies geht aus einer neuen Befragung von 1335 Jüdinnen und Juden in der Schweiz hervor. Durchgeführt und ausgewertet wurde sie von der Uni Zürich, der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und der Hochschule für soziale Arbeit Freiburg.

Fast jeder zweite Befragte hat in den letzten 12 Monaten Belästigungen erlebt. Deutlich angestiegen gegenüber einer ersten Durchführung der Umfrage von 2020 ist auch das sogenannte Vermeidungsverhalten. Doppelt so viele Befragte wie damals meiden heute Veranstaltungen, Orte oder Kleidung, die sie als Jüdinnen und Juden erkennbar werden lassen. 28,4 Prozent der Befragten haben in den letzten fünf Jahren darüber nachgedacht, aus der Schweiz auszuwandern, weil sie sich hier nicht sicher fühlen.

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69 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Krämer Ochsenknecht
18.03.2025 07:31registriert März 2022
Schlimme Sache, lasst doch Leute ihren Glauben haben und leben, dies ist eine Privatsache. Wer jedoch für sich und seine Religionszugehörigkeit Respekt verlangt sollte auch vor andern Leuten und ihrer Religion Respekt haben. Es geht nur miteinander, und hört auf Kritik an Israel und seiner doch sehr kontroversen Poliitik automatsich als Antisemitmus zu betrachten.
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BC2010
18.03.2025 07:38registriert August 2021
In was für einer Welt leben wir eigentlich? Kann man diesen Hasstrend irgendwie noch stoppen? Wenn sich jede Person nach dem Satz liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst leben würde, dann hätten wir diese Probleme nicht mehr. Es geht um Akzeptanz der Mitmenschen, sei es in der Familie, in der Nachbarschaft, im Dorf oder Stadt und im Land. Wenn wir achtsam mit uns und unseren Mitmenschen werden, dann geht es wieder in die richtige Richtung. Mit sich alleine streiten geht nicht, so könnte auch kein Krieg mehr geführt werden, dies entsteht durch Gier und Machtimpulse. Ich wünsche mir sehnlichst 🕊️
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RuediRupf
18.03.2025 07:25registriert November 2023
Ich hätte die Lösung: Wir schaffen einfach alle Religionen ab! Wer weiterhin irgendwelche Storys à la "jungfräuliche Geburt" glauben will kann gerne eine Märli-Stunde besuchen. Die Menschheit hat in den letzten 1000 Jahren erstaunliche Fortschritte gemacht, haut sich aber nach wie vor aus religiösen Gründen den Schädel ein.

Fazit: Ich bin für mehr "wissen" und weniger "glauben", denn die Wissenschaft bringt uns weiter. 2000 Jahre alte Hirtenkulturen sind da eher weniger hilfreich.
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