
Nachdem bereits schwere Vorwürfe gegen die Bühnen Bern und die Tanzakademie in Zürich erhoben wurden, melden sich nun ehemalige Schülerinnen und Schüler der Ballettschule Theater Basel (BTB) zu Wort.Bild: Shutterstock
Derzeit häufen sich die Berichte über Missbrauchsfälle an Tanzinstitutionen in der Schweiz. Auch in Basel kam es laut einem Artikel jahrelang zu Übergriffen.
24.10.2022, 08:4824.10.2022, 08:48
Michael Graber / ch media
Nun also auch Basel. Nachdem bereits schwere Vorwürfe gegen die Bühnen Bern und die Tanzakademie in Zürich erhoben wurden, melden sich nun ehemalige Schülerinnen und Schüler der Ballettschule Theater Basel (BTB) zu Wort. In einem gemeinsamen Artikel von «NZZ am Sonntag» und «Bajour» berichten sie von gravierenden Missständen. Dabei geht es unter anderem um Demütigungen und anzügliches Verhalten durch Schulleitung und Lehrpersonen.
Insgesamt 33 Personen – 7 davon sogar unter ihrem richtigen Namen und mit Foto – berichten laut dem Artikel von happigen Übertretungen durch die Leitung und das Lehrerteam des BTB. Eine Schülerin sagt:
«Ein Lehrer kniff mir oft in die Beine und wies auf das Fett hin. Er sagte mir, dass ich aufhören solle, zu essen. Der gesamten Klasse sagte er, man solle nichts als einen Apfel und ein Joghurt pro Tag zu sich nehmen.»
Viele der Frauen hätten während ihrer Zeit an der Ballettschule keine Menstruation gehabt, da sie schlicht zu wenig gewogen haben.

Das Gewicht der Tänzerinnen entscheide in der Branche über Erfolg oder Misserfolg.
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Ehemaliger Lehrer: «Haus der Angst»
Von einem «Teufelskreis, ausgetragen auf dem Rücken anorektischer Mädchen», ist im Artikel die Rede. Denn das Gewicht der Tänzerinnen entscheide in der Branche über Erfolg oder Misserfolg. In der Schule, die ein ehemaliger Lehrer als «Haus der Angst» bezeichnet, herrsche ein derart grosser Druck, dass Studentinnen nach den Ballettstunden weinend in der Ecke gesessen seien.
Die Vorwürfe richten sich hauptsächlich an die Leiterin der Schule. Diese bestreitet sämtliche Vorwürfe. Wie es im Artikel heisst, sei es aber in den vergangenen Jahren immer wieder zu Gesprächen zwischen den Behörden und der Schule gekommen. «Sie handelten von Ernährung, vom Druck im Unterricht, den vielen Lehrabbrüchen.» Die Ballettschule Basel bietet einen Lehrgang für klassisches Ballett mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) an. Im Artikel von der «NZZ am Sonntag» und «Bajour» heisst es: «Die Berufslehre zur Bühnentänzerin / zum Bühnentänzer mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) ist nicht nur eine der härtesten Berufslehren der Schweiz. Sie ist auch eine der gefährlichsten.»

Die Ballettschule Basel bietet einen Lehrgang für klassisches Ballett mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) an.Bild: shutterstock
Anlaufstelle bei Essstörungen
Essstörungen sind von aussen nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. Zudem offenbaren sich nicht alle Essstörungen gleich.
Wenn du Angst hast, in eine Essstörung hineinzurutschen, an einer Essstörung leidest oder den Verdacht hast, dass eine dir nahestehende Person an einer Essstörung leidet, dann ist die Schweizerische Gesellschaft für Essstörungen (SGES) eine gute erste Anlaufstelle, um sich über Hilfsangebote in deinem Kanton zu informieren.
Das Parlament befindet bald über Finanzierung
Derzeit kämpft die BTB mit finanziellen Problemen, erst im April musste der Kanton der Schule finanziell unter die Arme greifen, um eine ungeordnete Insolvenz zu verhindern. Nächstens wird im kantonalen Parlament über eine jährliche Beteiligung des Kantons Basel-Stadt in der Höhe von bis zu 500'000 Franken befunden. Die Regierung lehnt dieses Begehren ab. «Die BTB muss aus eigener Kraft den Weg zu einer langfristigen Eigenständigkeit finden und die dafür benötigten Drittmittel generieren», heisst es in der Antwort auf den Vorstoss. Ein «übergeordnetes öffentliches Interesse» an der Weiterführung einer internationalen Profiausbildung für klassischen Tanz am Standort Basel sei «nicht gegeben».
Die neusten Enthüllungen dürften die Geldbeschaffung für die BTB nicht einfacher machen. «Wir erwarten schulisch sowie tänzerisch nicht nur ein aussergewöhnliches Mass an Einsatz, sondern stellen auch das physische und emotionale Wohlbefinden sowie die persönliche Entwicklung unserer Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt unserer Philosophie», schreibt die Schule über sich selbst auf ihrer Homepage.
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