Seit dem 14. Dezember 2024 fährt die steilste Seilbahn der Welt in der Schweiz. Fraglos wollte ich diese nach dem Glasgondel-Erlebnis für «Schweiz der Rekorde» auch testen. Und ja: Es ist beeindruckend.
Das Lauterbrunnental im Berner Oberland gehört zu den schönsten Regionen der Schweiz. Oder sicher zu den Speziellsten. Die hohen Steilwände erschlagen dich im ersten Moment fast. Und du denkst: Da kommt man niemals hoch. Doch wir wissen es alle: Die Felswände wurden längst überwunden. Allerdings bisher nur ganz vorne in Lauterbrunnen oder dann von Stechelberg mit dem Umweg über Gimmelwald und zwei langen (je rund 1200 Meter), dafür wenig steilen Gondelbahnen.
Seit Mitte Dezember geht es jetzt direkt die steile Felswand hoch: Auf einer Fahrbahnlänge von knapp 1194 Metern werden 775 Höhenmeter überwältigt. Also die gleichen Höhenmeter wie vorher, nur auf der Hälfte der Strecke. Das ist nur möglich mit einer Steigung von sagenhaften 159,4 Prozent. Es fühlt sich fast wie Lift fahren an. Kein Wunder muss der Arm vom Seil zur Kabine elf Meter lang sein, damit die Gondel das Seil nicht touchiert.
Dass die Gondelfahrt steil wird, zeigt sich auch deutlich an der Talstation. Normalerweise ist diese überdacht, hier ist dies nur im Wartebereich der Fall.
Du glaubst jetzt, dass da nur Schwindelfreie mitfahren können? Ich kann dich beruhigen, ganz so schlimm fühlt es sich nicht an. Die Gondel bietet auch viel Platz und wenn du in der Mitte stehst, hilft das auf jeden Fall. Ein weiterer Tipp: Stell dich vorne hin, also bei der Felswand.
Wer sich vor Tiefblicken nicht scheut, der kann gerne den Blick in die Tiefe wagen beim Mast an der Felskante. Vor allem auf der Runterfahrt kann dir da das Herz schon kurz in die Hose rutschen, wenn du über die Kante fährst und nach unten blickst.
Wer noch ein bisschen mehr Adrenalin will: Von der Bergstation Mürren führt die nächste Gondelbahn zur Birg, wo du auf dem Thrill Walk der Felswand auf Gitterrosten entlanggehen kannst – auf einem Teil auf Glas oder auf einer neun Meter langen Seilbrücke (mit Sicherheitsnetz). Ein grossartiges Erlebnis.
Der Thrill Walk kann im Winter verkürzt sein und du musst nach dem Glasboden umdrehen, ohne dass du beim Kriechtunnel vorbeigekommen bist.
Wer es lieber gemütlich mag: Wandere von Mürren zur Grütschalp. Du bist da im Winter auf einem herrlichen Winterwanderweg unterwegs, der gut präpariert und mehrheitlich flach vorbei an der Winteregg führt. Das dauert rund 1:15 Stunden und es bieten sich immer wieder traumhafte Blicke auf die Bergwelt mit Eiger, Mönch und Jungfrau oder Wengen auf der gegenüberliegenden Talseite.
Bei der Winteregg oder Grütschalp kannst du dann auf das kleine Zügli zurück nach Mürren. Oder direkt runter nach Lauterbrunnen – aber dann verpasst du die Talfahrt mit der steilsten Seilbahn der Welt. Und das wäre schade.
Geht ja locker von Wilderswil aus.
So steil ist das.