Erst ist der Gondelboden weiss und undurchsichtig. Doch nach wenigen Metern macht es «zack!» und du schwebst auf durchsichtigem Glas über die Dächer von Grimentz.
Eine Gondel ganz aus Glas? Ja, das gibt es. Natürlich hält auch etwas Stahl die Kabine zusammen. Aber grundsätzlich bist du hier in einer Glaskabine. Nicht nur die Wände sind verglast, sondern auch die Decke und der Boden. Und ja, das braucht für den einen oder anderen vielleicht etwas Mut. Aber ich kann sagen: Es lohnt sich.
Seit dem 29. Juni 2024 fährt die Glaskabine in der Stunde bis zu 2000 Gäste vom Dorf Grimentz (1600 m) zum Espace Weisshorn auf 2700 Metern über Meer. Je nachdem wann du unterwegs bist, steht die Chance hoch, dass du Gämse entdeckst. Bei mir waren es am ziemlich frühen Morgen rund 60.
Beobachten kannst du diese auch auf den beiden Balkonen, welche – gut gesichert mit hohem Geländer – auf beiden Seiten der Gondel angebracht sind. Hier spürst du auch den Fahrtwind bei einem Tempo von bis zu 36 Kilometern pro Stunde.
1,6 Millionen Franken bezahlten die Bergbahnen für die neue Attraktion. Sie soll dabei helfen, den Ort zum Vier-Jahreszeiten-Tourismus zu bringen. Denn die exklusive Gondel ist nur im Sommer bis am 20. Oktober in Betrieb. Für die Wintermonate werden zwei normale Gondeln mit blickdichten unteren Teilen der Wände und Decke betrieben. Im Winter wäre es auch zu umständlich, um den Glasboden mit den Pantoffeln zu schützen, die jeder vor dem Einsteigen erhält.
Die «Alpine Top» wurde während 3000 Ingenieurstunden entwickelt. 2021 startete das Projekt. Und wenig erstaunlich: Das Schwierigste war die Herstellung des Glasbodens. Dieser wurde in Finnland produziert und sorgte mit einem Produktionsproblem dafür, dass die Gondel erst einen Monat später als geplant eröffnet werden konnte. Aber du kannst beruhigt sein: Ein Quadratmeter hält 450 Kilogramm aus. Ich bin für dich auch einige Male gesprungen auf dem Glas. Es hält.
Oben wird das Glas kurz vor der Bergstation wieder undurchsichtig. Die Fahrt ist vorbei. Dafür warten eine wunderbare Aussicht und das neue Panoramarestaurant Espace Weisshorn auf dich.
Ich empfehle die kurze, aber bisschen steile Wanderung auf den Corne de Sorebois auf 2895 Metern. Hier oben hast du einen traumhaften Ausblick auf das Val d'Anniviers, die majestätischen Berge und den Stausee Moiry. Zu diesem kannst du übrigens auch gut herunterwandern und dann von der Staumauer aus mit dem Postauto zurück nach Grimentz. Wer noch mehr Zeit hat, der kann auch den Stausee auf rund 2500 Metern über Meer umrunden.