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Grippewelle im Herbst: So krank ist die Schweiz derzeit wirklich

ÖV-Pendler stehen eng aneinander gedrängt auf dem Gleis eines Bahnhofs
Kühlere Temperaturen, enger Kontakt und wenig Masken – nicht förderlich für das Infektionsgeschehen im Land.bild: keystone

Alle liegen flach? So krank ist die Schweiz derzeit wirklich

02.11.2023, 18:0202.11.2023, 18:02
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Gefühlt ist in diesem Herbst jeder schon einmal krank gewesen. Husten, Schnupfen, Grippe oder gar Corona – nur wenige scheinen bislang verschont geblieben zu sein. Aber stimmt das auch wirklich oder ist es wie eingangs erwähnt nur ein Gefühl?

Gemäss dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) ist der Anstieg der Konsultationen aufgrund grippeähnlicher Erkrankungen in dieser Saison mit der Entwicklung der vergangenen drei Jahre vergleichbar. Diese liegen aber immer noch über dem vorpandemischem Erwartungswert.

In der vergangenen Woche hat das Bundesamt für Gesundheit BAG elf Konsultationen wegen grippeähnlicher Symptome pro 1000 Arztkonsultationen registriert. Das sind etwa 64 Konsultationen pro 100'000 Einwohner. Im Vergleich zur Vorwoche sind die grippeähnlichen Erkrankungen leicht gestiegen. Damals waren es 48 Konsultationen wegen grippeähnlicher Erkrankung pro 100'000 Einwohner.

Noch keine Krankheitswelle

Von einer Krankheitswelle aus epidemiologischer Sicht kann aber noch nicht gesprochen werden. Dafür braucht es 68 Infektionen pro 100'000 Einwohner mit einer grippeähnlichen Erkrankung. Allzu weit weg sind wir davon nicht. Genaue Zahlen, wie viele Menschen tatsächlich gerade krank sind, gibt die Statistik allerdings nicht her. Vor allem, weil längst nicht alle Erkrankten zum Arzt gehen.

Doch was gilt eigentlich als «grippeähnliche Erkrankung»? In der Regel plötzlich auftretendes hohes Fieber (über 38 °C) und Husten, Kopf-, Glieder- oder Halsschmerzen. Die höchste Inzidenz zeigte sich in der Vorwoche in der Altersgruppe der 0- bis 4-Jährigen, knapp dahinter folgten die 15- bis 29-Jährigen.

[Themenbild Grippe, gestellte Aufnahme] Das Fieberthermometer zeigt 39.5 Grad Celsius, nachdem eine Frau, die erkrankt ist, Fieber gemessen hat, aufgenommen am 27. Oktober 2007 in Zuerich. (KEYSTONE/M ...
Fieber über 38 Grad zählt zu den grippeähnlichen Symptomen.Bild: KEYSTONE

Einerseits beeinflussen die niedrigen Temperaturen die Wahrscheinlichkeit, mit einer respiratorischen Atemwegsinfektion angesteckt zu werden. Andererseits halten sich Menschen im Herbst vermehrt im Inneren auf. Durch die körperliche Nähe zu anderen können sich infektiöse Tröpfchen einfacher übertragen.

Corona-Situation «im Griff»

Ein Grund für die steigenden Arzt-Konsultationen dürfte auch das Coronavirus sein. Ein Blick auf das Covid-Dashboard des Bundes zeigt, dass sowohl die Fallzahlen als auch die Hospitalisationen in den letzten Tagen wieder leicht angezogen haben. Allerdings auf deutlich tieferem Niveau als in den Vorjahren.

Corona-Entwicklung in der Schweiz 2023

Corona-Entwicklung in der Schweiz 2023: Laborbestätigte Fälle pro 100'000 Einwohner/innen; 14-Tage-Schnitt (dunkelblau) und gemeldete Fälle (hellblau).
Laborbestätigte Fälle pro 100'000 Einwohner/innen; 14-Tage-Schnitt (dunkelblau) und gemeldete Fälle (hellblau).bild: covid19.admin.ch

Laut dem obersten Schweizer Kantonsarzt Rudolf Hauri dürften die Corona-Zahlen in den kommenden Wochen weiter steigen. «Es ist der Anfang einer kleinen Welle», sagte er am Mittwoch in einem Interview mit dem «Blick». Ob sich diese zu einer grösseren Welle aufbaut, lässt sich noch nicht sagen. Eine Überlastung des Gesundheitssystems zeichne sich aber nicht ab: «Derzeit haben wir die Situation im Griff.»

Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Praesident der Vereinigung der Kantonsaerztinnen und Kantonsaerzte VKS, spricht waehrend einer Medienkonferenz zur aktuellen Situation des Coronavirus, am Dienstag, 18.  ...
Rudolf Hauri dürften viele noch von seinen öffentlichen Auftritten während der Corona-Pandemie kennen.Bild: keystone

Allerdings empfehle er jedem, der sich und andere schützen will, in Innenräumen und bei Menschenansammlungen eine Maske zu tragen, sagte Hauri. Schliesslich lohne sich der Mundschutz nicht nur wegen Corona, sondern auch wegen Grippe und Erkältungen.

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119 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Raon
02.11.2023 18:22registriert April 2021
Ich hoffe, dass nicht jede*r mit einer Grippe zum Arzt rennt. Im Regelfall ist diese nach ein paar Tagen im Bett durchgestanden.
Wäre schön, würden die Arbeitgeber nicht nach dem zweiten Tag ein Zeugnis verlangen - das würde wahrscheinlich die Besuche und somit die Kosten senken.
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Mirisonna
02.11.2023 18:50registriert Juni 2021
Ich denke, die vielen Arztbesuche haben auch mit der Arbeitssituation zu tun: viele brauchen dich viel schneller ein Arztzeugnis.
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Cariolis1203
02.11.2023 19:37registriert Juli 2021
Hab heute im ÖV gemerkt, dass es mittlerweile Winter ist.. Jede/r Dritte hat eine triefende Nase, röchelt vor sich hin oder hustet in der Gegend rum, natürlich alles ohne Maske. Hatte ja gehofft, dass das Asiatische etwas zu uns rüber schwappt dank Corona (wer krankheitssympthome hat, aber noch nicht bettlägerig ist und NICHT im Homeoffice arbeiten kann, zieht aus Respekt anderen ggÜ eine Maske an), aber dem war leider nicht so..
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