Während wir den ganzen September über von der Sonne verwöhnt worden sind, hält der Herbst in der Schweiz nun doch noch Einzug. Mit dem kälter werdenden Wetter und den einen oder anderen kranken Mitarbeitenden, fragt man sich auch wieder: Wie steht es um Corona?
Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Corona-Tests werden seit Beginn dieses Jahres nicht mehr vom Bund übernommen. Wer sich trotzdem testen lassen möchte, muss selber dafür bezahlen. Die auf der Seite des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) veröffentlichten Zahlen sind daher nur bedingt aussagekräftig.
Zwischen dem 10. und dem 17. Oktober sind dem BAG insgesamt 1285 Corona-Fälle gemeldet worden. Für diese ist gemäss dem Dashboard des BAG zu 100 Prozent die Virusvariante XBB verantwortlich.
Das Augenmerk liegt derzeit besonders auf zwei Varianten: EG.5, auch Eris genannt, und BA.2.86, als Pirola bekannt.
Die EG.5-Linie ist der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits seit Februar 2023 bekannt und wurde Mitte Juli als «Virusvariante unter Überwachung» eingestuft. Aufgrund ihrer schnellen Ausbreitung wurde die Variante am 7. August zur «Variante von Interesse» hochgestuft. Wie Forschende am Leibniz-Institut für Primatenforschung im deutschen Göttingen herausgefunden haben, kann sich Eris schnell ausbreiten, weil sie neutralisierenden Antikörpern besser entkommen kann als andere Varianten.
Zu reden gibt derzeit auch die Variante BA.2.86 – bekannt als Pirola. Diese Mutation stammt von der Omikron-Sublinie BA.2 ab und wurde erstmals Ende Juli in Dänemark und Ende August auch im Vereinigten Königreich nachgewiesen. Anfang Oktober schrieb das BAG, dass der Anteil von Pirola in der Schweiz sehr gering sei.
Eris wird im Dashboard nicht separat aufgeführt, sondern einfach der Variante XBB zugerechnet, von der sie abstammt. Pirola ist derweil eine Nachfahrin der bereits älteren Variante BA.2. Sie wird im Dashboard ebenfalls nicht separat aufgeführt, besitzt laut BAG-Daten aber auch keinen Anteil an den aktuellen Fällen – laut Dashboard sind ja alle Fälle der XBB-Linie zuzurechnen.
Das BAG verweist aber auf die Abwasserdaten, wo die Virusvarianten präziser dargestellt werden. Der Vorteil dieser Daten: Es muss kein Testergebnis vorliegen, die Viruslast wird über das Abwasser ermittelt. Die Zahlen in Zürich zeigen, dass Stand 30. September Eris 45,86 Prozent der nachgewiesenen Viruslast ausmacht. Während der restliche Anteil anderen XBB-Varianten anzurechnen ist, hat die Pirola-Variante einen geschätzten Anteil von 3,07 Prozent.
In Kläranlagen in anderen Kantonen zeigen sich ähnliche Zahlen: Eris ist vorherrschend, während Pirola nirgends auf einen höheren Anteil als 3,07 Prozent kommt.
Hat man sich vollständig gegen Corona impfen lassen oder eine Erkrankung durchgemacht, so besitzt man Antikörper, die auf das Coronavirus reagieren können. Doch die Fähigkeit von Eris, der Neutralisation durch Antikörper teilweise zu entkommen, bedeutet, dass auch die Covid-19-Impfung weniger gut wirkt als bei bisherigen Varianten wie Alpha oder Delta, schreibt die internationale Impfallianz Gavi im August. Umsonst dürfte die Impfung laut Gavi dennoch nicht gewesen:
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann auf Moderna zurückgreifen: Swissmedic hat Ende September einen angepassten Corona-Impfstoff von dem Biotechnologieunternehmen genehmigt. Dieser soll besser als die Vorgänger gegen Eris und Pirola wirken.
Wer noch aus der letzten Wintersaison Selbsttests rumliegen hat, kann diese noch verwenden, vorausgesetzt, sie haben das Ablaufdatum noch nicht überschritten. Bis zum Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums können sie also bei sachgemässer Aufbewahrung (trocken, zwischen 5 und 30 Grad) noch problemlos verwendet werden. Swissmedic empfiehlt, abgelaufene Selbsttests nicht mehr zu verwenden.
Wie das BAG auf Anfrage von watson schreibt, lägen ihnen keine Hinweise vor, dass sich die Zuverlässigkeit der Selbsttests nach Virusvariante unterscheide. Auch Swissmedic geht davon aus, dass die Selbsttests noch zuverlässig funktionieren. Das würden Untersuchungen aus den USA nahelegen. So zielen die meisten Schnelltests auf die Nukleokapsidproteine (N-Proteine) des Coronavirus ab, welche weniger schnell mutieren als die Spike-Proteine.
Schlussendlich sind es aber die Test-Hersteller, die verantwortlich für die Leistungsfähigkeit ihres Medizinprodukts sind. Wie Swissmedic schreibt, seien die Hersteller dazu verpflichtet, die Mutationen und die Leistung ihres Tests zu beobachten. Sollten also Selbsttests bestimmte Varianten nicht mehr erkennen können, so läge es am Hersteller, dies zu deklarieren.
Sowohl Swissmedic und das BAG verweisen darauf, dass bei Selbsttests dennoch falsch-negative Resultate möglich seien. Das heisst, dass der Test trotz einer Corona-Erkrankung ein negatives Resultat anzeigt. Dies könne sowohl bei unsachgemässer Anwendung als auch bei geringer Virenlast vorkommen. Wer sich sicher sein will, kann nach wie vor einen PCR-Test (auf eigene Kosten) machen lassen.
Wie das BAG schreibt, können Selbsttests zum zusätzlichen Schutz dienen, beispielsweise wenn jemand Kontakt mit besonders gefährdeten Personen habe. Sie seien aber nur dann hilfreich, wenn beispielsweise im Anschluss an ein positives Testresultat Massnahmen ergriffen würden, um zu einer Verhinderung von Infektionen beizutragen. Das BAG betont an dieser Stelle erneut: «Ein negatives Resultat schliesst eine Infektion nicht aus.»
Daher gelte wie für alle respiratorischen Infektionen (das heisst Covid-19, grippale Infekte und einfache Erkältungen): Bei Erkältungssymptomen sollte man zu Hause bleiben und Kontakt mit anderen Personen vermeiden. Sollte dies nicht möglich sein, empfiehlt das BAG das Tragen einer Maske und das Abstandhalten.
Das BAG erwartet im kommenden Winter zwar einen Anstieg respiratorischer Infektionen inklusive Coronavirus, macht sich deswegen aber keine grossen Sorgen. Es schreibt: