«Neue Patientinnen und Patienten? Können wir leider nicht aufnehmen.» Wer eine Hausärztin oder einen Kinderarzt sucht, bekommt diese Antwort je nach Region mehr als einmal zu hören. «Wir müssen dauernd neue Patientinnen und Patienten abweisen», sagt die Hausärztin Monika Reber, die in Langnau im Emmental in einer Gruppenpraxis arbeitet. «In unserer Region nimmt kaum noch jemand Patienten auf.»
Das ist kein Einzelfall. Seit Jahren wird über den Ärztemangel geklagt. Besserung scheint nicht in Sicht, im Gegenteil: Über ein Viertel – 28.4 Prozent – der Ärzte und Ärztinnen, die in Arztpraxen und ambulanten Zentren arbeiten, sind 60 Jahre alt oder älter, wie das Bundesamt für Statistik kürzlich mitteilte.
Yvonne Gilli, Präsidentin des Ärzteverbands FMH, warnte angesichts dieser Zahl unlängst im «SonntagsBlick», es zeichne sich ein Drama ab. «Der Ärztemangel ist am deutlichsten sichtbar bei den Hausärzten und Hausärztinnen, betrifft aber auch spezialärztliche Disziplinen», sagt sie.
Die FMH und der Haus- und Kinderärzte Schweiz (mfe) fordern daher: Die Schweiz muss mehr Ärzte und Ärztinnen ausbilden, also mehr Studienplätze schaffen. Dank einer 100-Millionen-Franken-Offensive des Bundes ist deren Zahl zwar gestiegen. Die Anzahl Abschlüsse wuchs von knapp 800 im Jahr 2011 auf zuletzt 1209. Doch das reicht nach Ansicht der beiden Verbände bei weitem nicht aus.
Hausärztin Monika Reber ist im Vorstand des Verband Haus- und Kinderärzte Schweiz (mfe) und zuständig fürs Ressort Nachwuchs. «Wir bilden längst nicht genügend Ärztinnen und Ärzte aus», sagt sie. Die vom Bund angestrebten 1300 Masterabschlüsse pro Jahr reichten nicht. Das sehe man daran, wie viele Ärzte ein ausländisches Diplom haben.
Die Zahlen lassen aufhorchen: Gemäss der Statistik des Ärzteverbands FMH stammen 39.5 Prozent der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz aus dem Ausland, Tendenz steigend. 2022 haben die hiesigen Universitäten laut Bund gut 1200 eidgenössische Diplome in Humanmedizin erteilt - gleichzeitig wurden über 3000 ausländische Diplome anerkannt.
«Wir ziehen sehr viele Ärzte aus dem Ausland ab», sagt Reber. Das sei in diesem Ausmass erstens ethisch sehr fragwürdig, zweitens begebe sich die Schweiz damit in eine hohe Abhängigkeit.
Reber nennt eine konkrete Zahl: 500 zusätzliche Plätze fordert der Haus- und Kinderärzte-Verband mfe innert vier Jahren. «Das scheint uns möglich», sagt sie. Um das Ziel zu erreichen, soll der Bund erneut eine Offensive finanzieren. Der Verband verlangt eine Neuauflage des sogenannten Sonderprogramms Humanmedizin: Der Bund soll dafür erneut 100 Millionen Franken sprechen.
Weitere 100 Millionen Franken sollen in Massnahmen fliessen, damit mehr Studienabgänger später auch den Weg Richtung dringend benötigter ambulanten Grundversorgung einschlagen. Diese Forderungen hat der Verband beim Bund platziert.
Die FMH unterstützt die Forderung nach 500 zusätzlichen Plätzen. Zusätzlich müssten die Rahmenbedingungen für die Berufsausübung verbessert werden, sagt FMH-Präsidentin Yvonne Gilli – sowohl für die jungen Ärztinnen und Ärzte als auch für die Babyboomer-Generation, die bald ins Pensionsalter eintreten wird. Sie könnte laut Gilli den drohenden Ärztemangel abfedern, wenn es für sie attraktiv bleibt, über das Pensionsalter hinaus beruflich tätig zu bleiben.
Manche tun das bereits – manchmal länger als geplant, wie Monika Reber erzählt. Für Hausärzte sei es sehr schwierig, einen Nachfolger zu finden.
Doch ist es opportun, in Zeiten steigender Prämien Mehrausgaben für Studienplätze zu fordern? Immerhin betrugen die Kosten für das Medizinstudium laut Bund 2020 pro Person durchschnittlich 106'880 Franken pro Jahr.
«Diese Frage haben wir uns auch gestellt», versichert Reber. Dem Verband sei es bewusst, dass die Bevölkerung unter den Kosten leide.
Der Bund plant bisher jedoch keine Erhöhung – er sieht sich auf Kurs. Das für die Ausbildungsoffensive zuständige Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation zeigt sich zuversichtlich, dass ab 2025 mindestens 1300 Masterabschlüsse erreicht werden. Eine Erhöhung steht für die Behörde nicht im Vordergrund.
Auch das Bundesamt für Gesundheit reagiert zurückhaltend: Es geht bezüglich der Studienplätze und Abschlüsse von einem steigenden Trend aus. Der Bundesrat hat sich aber aufgrund zweier Postulate bereit erklärt zu prüfen, inwiefern im Nachgang zum Masterplan «Hausarztmedizin und medizinische Grundversorgung» weiterer Handlungsbedarf besteht. Eine kleine Tür ist also offen. (aargauerzeitung.ch)
Ich fokussiere mich lieber auf mein Spezialgebiet, die Behandlung von verstauchten Ohrläppli. Dafür bekomm ich dann auch gut 300k Aufwärts und muss mir nicht für 120k von kranken Patienten is Gesicht husten lassen.
Wer den Felher bemerkt, kann ihn behalten.
- Am meisten Arztpraxen schliessen auf dem Land.
- Auf dem Land hat es überdurchschnittlich viele SVP-Wähler.
- Die SVP will nicht zu viele "Studierte" und bekämpft jede Studienplatzerhöhung.
- Also importiert man die fehlenden Ärzte aus dem Ausland.
- Die SVP will die Zuwanderung begrenzen und hetzt regelmässig auch gegen ausländsiche Ärzte - oder zumidnestens ihre Wähler.
Muss man das verstehen?
2) Berufswahl / Spezialisierung der Ärzte lenken: Haus- und Kinderärzte müssen speziell gefördert werden - währenddem gewissen Spezialisten, wo wir ohnehin bereits zu viele haben den Berufseintritt verteuert werden muss.
3) Von meiner Gymifreundin (heute Ärztin) arbeiten von den Frauen von ihrem ihrem UNI-Jahrgang praktisch keine (!) 100%. Einige sind sogar zu 100% Hausfrau/Mutter.
♀-Anteil Med-Studium: 55%
Dies ist aufgrund des Ärztemangels und des teuersten Studiums eine unhaltbarer Zustand.