Wenn man sich die Basler Fasnacht anschaut, wird man jährlich mit heiklen Themen konfrontiert, die von den Teilnehmern satirisch verpackt werden – denn an der Fasnacht gilt Narrenfreiheit. Auch das Basler Fasnachts-Comité stellt gegenüber dem SRF klar: Satire ist gewünscht.
Was allerdings nicht gewünscht ist, sind rassistische Entgleisungen. Das hat das Organisationskomitee der Basler Fasnacht in diesem Jahr besonders deutlich gemacht, indem es seinen Leitfaden für die Verhaltensregeln an Fasnacht angepasst und die neue Version kürzlich auf seiner Website veröffentlicht hat.
In diesem Leitfaden wird unter anderem festgehalten, wie das Komitee mit umstrittenen Themen umgeht. Nun wurde ein Punkt im Bereich Diskriminierung hinzugefügt:
Der SRF hat beim Comité nachgefragt, warum es gerade jetzt diesen Absatz hinzugefügt hat: Die Basler Fasnacht sei «eine Sujetfasnacht», die aktuelle gesellschaftliche Trends kritisch hinterfragen würde, sagt Daniel Hanimann, Kommunikationschef beim Basler Fasnachts-Comité. Daher sei nun die Zeit gekommen, diesbezüglich Stellung zu beziehen.
Im Leitfaden wird noch spezifischer beschrieben, wie die Basler Fasnacht mit Themen (gesellschafts-)politischer und kritischer Natur umgeht: «Wer sich an ein umstrittenes Thema wagt, soll dies – wie bei allen anderen Themen auch – fasnächtlich umsetzen.» Das bedeutet, dass es «humoristisch» aufgearbeitet werden soll – «alle Formen von Kreativität» seien erwünscht, «solange sie die Verhaltensregeln respektieren».
Es gebe dabei kein Thema, das nicht angesprochen werden dürfe – die Grenze zieht das Comité allerdings bei religiösen Handlungen: «Religiöse Gefühle sollten nicht verletzt werden.»
Trotz der aufgestellten Verhaltensregeln verstehe sich das Comité «nicht als Zensurbehörde». Sie könnten «nicht befehlen», sondern würden nur «empfehlen».
Indirekt kann das Comité trotzdem Einfluss nehmen, indem es einigen Fasnachts-Gruppierungen gewissermassen den Geldhahn zudreht. «Bei rassistischen und diskriminierenden Sachen geben wir schlechte Noten und das wiederum bedeutet, dass die betreffende Clique weniger Subventionen, sprich weniger Geld bekommt», erklärt Hanimann.
Welche Cliquen bereits unter dieser «Strafe» leiden mussten und wie oft sie angewendet wurde, bleibt allerdings geheim.
Diskussionen darüber, was noch erlaubt ist und was nicht, sind bei der Fasnacht nicht selten. Auch in den vergangenen Jahren gab es immer wieder Fälle, bei denen Cliquen Rassismus vorgeworfen wurde.
Im Jahr 2019 sorgte etwa die Alte Garde der Traditionsclique «Alti Stainlemer» mit rassistischen Versen auf ihren Laternen für Aufmerksamkeit. Einer der Verse lautete etwa:
Zudem trug der Tambourmajor ein Burka-Kostüm und die Trommler waren als finster dreinblickende Ausländer verkleidet.
Im vergangen Jahr war ausserdem ein höchst umstrittener Zeedel im Umlauf, sprich ein Zettel, auf dem Verse stehen, die das gewählte Sujet der Cliquen in Worte fassen sollen. Dieser Zeedel beinhaltete das N-Wort. Der Autor des Verses sah auch im Nachhinein kein Problem mit der Verwendung des Wortes.
Das Basler Fasnachts-Comité äusserte sich zu diesem Vorfall gegenüber «20 Minuten» und fand dabei ähnliche Worte wie in seinen Verhaltensregeln: «An der Fasnacht herrscht grundsätzlich keine Zensur», sagte ein Sprecher. Trotzdem würden Gesetze zu Antisemitismus und Rassismus auch weiterhin gelten. Selbst wenn es für eine Strafbarkeit nicht reicht, könne die verantwortliche Clique durch eine schlechte Bewertung einen finanziellen Schaden davontragen.
Darüber hinaus stehen zwei Guggenmusik-Gruppen in der Kritik: «Negro-Rhygass» und «Mohrekopf». Das Logo der Guggenmusik «Negro-Rhygass» war jahrzehntelang eine schwarze Figur mit dicken Lippen, grossen Ohrringen und einem Knochen im Haar. Im Jahr 2018 wurden das Logo sowie der Name plötzlich vielfach diskutiert und kritisiert – 2022 änderte die Gruppe ihr Logo, doch der Name bleibt.
Die «Mohrekopf»-Guggenmusik geriet aufgrund ihres Namens zunehmend in die Kritik. Bis heute hat sich am Namen jedoch nichts geändert.
Jeder der einen Witz über Donald Trump macht, bringt damit ja zum Ausdruck, was er von ihm und seinen Wählern hält. Natürlich ist das dann eine gewisse "Herabwürdigung". Was denn sonst?
So - what? 🤷♂️
In der Praxis entscheidet aber, was genau als Rassismus und Diskriminierung gewertet wird. MMn schiesst man mittlerweile deutlich über das Ziel hinaus. Theoretisch könnte sich mit der genannten Definition ein kritisierter Politiker herabgewürdigt fühlen und die Kritik unterbinden wollen. 🙄