Der Zürcher Fluglärmindex ist 2022 zum dritten Mal in Folge im grünen Bereich geblieben – dies noch immer coronabedingt: Die Zahl der Flugbewegungen lag um rund ein Viertel unter dem Niveau vor der Pandemie. Doch insbesondere verspätete Flüge in der Nacht belasten den Index.
Gemäss den theoretischen Berechnungen der Empa waren im vergangenen Jahr 43'448 Personen rund um den Flughafen Zürich übermässigem Lärm ausgesetzt, wie dem am Donnerstag vorgestellten Flughafenbericht 2022 zu entnehmen ist. In den beiden vollen Coronajahren davor waren es nur rund 15'000 und 20'000, vor der Pandemie waren es noch 58'000.
Der Monitoringwert näherte sich damit 2022 wieder dem Richtwert von 47'000 Personen an, der nicht übertroffen werden sollte. Bürgerorganisationen kritisieren diese Entwicklung: In den kommenden Jahre werde die Lärmbelastung wieder überschritten, es brauche einen Massnahmenplan, hält etwa «Fair in Air» in einer Mitteilung fest.
Der Anstieg des ZFI-Werts im Jahr 2022 ist einerseits auf die eingesetzte Erholung in der Luftfahrtbranche nach dem Corona-Grounding zurückzuführen, wie Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) an einer Medienkonferenz sagte.
Schuld sind andererseits aber auch Verspätungen im internationalen Flugnetz, die oft nicht mehr rechtzeitig aufgeholt werden konnten. Walker Späh erinnerte an die rasch steigende Nachfrage nach dem Ende der besonderen Lage im April 2022. Unter anderem durch anfänglichen Personalmangel auf den Flughäfen sei es zu Verspätungen gekommen.
Aber auch das komplizierte Pistensystem auf dem Zürcher Flughafen habe dazu beigetragen, hielt die Volkswirtschaftsdirektorin fest. Alex Bristol, CEO der Flugsicherung Skyguide, und Oliver Buchhofer, Pilot und Swiss-Geschäftsleitungsmitglied, wiesen auf die geplanten Pistenverlängerungen hin, über die das Stimmvolk entscheiden muss. Diese würden die Stabilität im System erhöhen, es käme zu weniger Störungen, die zu Verspätungen führten.
Die Verspätungen führten dazu, dass die Zahl der Flüge in der Nacht von 2021 auf 2022 stärker als am Tag anstieg. Und dies bis in den späten Abend hinein: Zwischen 23.00 und 23.30 Uhr, in der Verspätungen bewilligungsfrei abgebaut werden können, wurden 2142 Flüge gezählt (2021: 584). Zwischen 23.30 und 6.00 Uhr wurden 204 Einzelbewilligen erteilt (2021: 71). Im ZFI werden nächtliche Flüge stärker gewichtet, da Lärm in der Nacht störender wirkt als tagsüber.
Die Verantwortlichen zogen trotz des wieder ansteigenden ZFI-Werts eine positive Bilanz: Denn der Anstieg ist gemäss Bericht auch auf das Bevölkerungswachstum rund um den Flughafen zurückzuführen. Dieses hätte den ZFI gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozent erhöht.
Diese Erhöhung werde aber durch Massnahmen im Flugbetrieb immer stärker kompensiert. So wirkten sich etwa Flottenerneuerungen günstig aus. Alte Maschinen werden ausgemustert, es kommen moderne Flugzeugtypen mit effizienteren und leiseren Motoren zum Einsatz.
Diese Entwicklung dürfte laut Flughafenbericht weitergehen, da «in der Luftfahrtbranche eine grosse Dynamik hinsichtlich Erforschung und Entwicklung neuer, nachhaltiger Technologien» herrscht.
Der Zürcher Regierungsrat stellt dem Flughafen im Flughafenbericht 2023, der als Rechenschaftsbericht gilt, auch in anderen Bereichen gute Noten aus. So habe die Flughafen Zürich AG die Pandemie und danach das Wiedererstarken des Betriebs aus eigener Kraft bewältigt. Dies zeuge von der Stabilität des Geschäftsmodells, hält der Regierungsrat unter anderem fest.
Zudem binde er Zürich und die Schweiz international an; er erfülle die Vorgaben zur volks- und verkehrswirtschaftlichen Bedeutung. «Es sind alle Ziele erreicht und teilweise übertroffen worden», sagte Carmen Walker Späh. (sda)