Anfang der 2000er Jahre standen an vielen Bahnhöfen gleich mehrere Verteilboxen für Pendlerblätter: «Metropol», «Blick am Abend», «Heute», «News» und «20 Minuten». Ein Verdrängungskampf, den «20 Minuten» am längsten überlebte.
«Noch mehr Altpapier: Gratiszeitungen überschwemmen die Schweiz», hiess es einst in der «Neuen Zürcher Zeitung». Es war die Zeit, in denen Berge von Gratiszeitungen in den Zügen herumlagen – und die Pendlerinnen und Pendler noch nicht ins Smartphone schauten.
Im Dezember 1999 erschien die erste Ausgabe von «20 Minuten», ein kostenloses Pendlerblatt, das ausschliesslich über Werbung finanziert wurde. Verteilt wurde es über Boxen und Kolporteure, also Verteilpersonal.
Ein völlig neuartiges Konzept, das bald Konkurrenten auf den Plan rief und zu einem jahrelangen Verdrängungskampf führen sollte. Kurz nach der Erstausgabe von «20 Minuten» brachte Tamedia als Reaktion den «Zürich Express» auf den Markt, ebenfalls in Tabloid-Format.
Dieses Blatt, einst das Amtsblatt der Stadt Zürich, sollte dann durch den wiederum neuen «Express» ersetzt werden, der «20 Minuten» das Wasser abgraben sollte.
Dazu kam es jedoch nicht. In letzter Minute konnte Tamedia nämlich «20 Minuten» übernehmen. Das Projekt «Express», für das bereits Redaktoren angestellt waren, wurde 2003 eingestampft.
Im Januar 2000 probierte es das grüne «Metropol», herausgegeben vom schwedischen Medienhaus «Metro». Bereits nach zwei Jahren wurden die «Metropol»-Boxen jedoch wieder abgebaut. Das Blatt rentierte nicht.
Auch Ringier stieg in den Pendlerzeitungs-Markt ein: Im Jahr 2006 lancierte der Verlag die Gratiszeitung «heute», die bis 2008 erschien. Sie wurde durch den pinkfarbenen «Blick am Abend» abgelöst, der mit seinem «Schnügel des Tages» (Tierbilder) und anderen leichten Inhalten immerhin bis 2018 überlebte.
Von 2007 bis 2009 versuchte es das Gratisblatt «.ch» von der PR-Agentur «Media Punkt AG», allerdings nicht mit Verteilboxen am Bahnhof, sondern mit Zeitungsständern vor den Wohnhäusern. Wenig überraschend blieben diese Ständer nicht lange stehen. Das neuartige Verteilkonzept scheiterte, «.ch» wurde eingestellt.
Tamedia probierte es ein weiteres Mal im Jahr 2007. Als Reaktion auf «.ch» lancierte der Zürcher Verlag «News». Kaum war «.ch» verschwunden, beendete Tamedia auch «News».
Von diesem Kampf um Werbegelder und Reichweite blieb am Schluss einzig «20 Minuten» übrig. Ende 2025 ist aber auch dieses Pendlerblatt Geschichte. Die Printausgabe wird eingestellt. Die TX Group will sich ausschliesslich aufs Digitalgeschäft konzentrieren. (sda)