Schweiz
Medien

Aufstand der Schweizer Journalistinnen: «Macht's doch einfach, stellt mehr Frauen an!»

Unruhe unter Journalistinnen und Journalisten.
Unruhe unter Journalistinnen und Journalisten.Bild: KEYSTONE

Aufstand der Schweizer Journalistinnen: «Macht's doch einfach, stellt mehr Frauen an!»

Gibt es zu wenig Chefredaktorinnen? 60 Journalistinnen und Journalisten finden ja und kritisieren jene in einem offenen Brief scharf, die mangelnde Frauenförderung mit «Ausreden» begründen.
09.03.2015, 09:2409.03.2015, 12:13

In der Medienbranche rumort es. Wie persoenlich.com schreibt, haben pünktlich zum internationalen Tag der Frau 60 Journalistinnen und Journalisten verschiedener Verlage einen offenen Brief an Tages-Anzeiger-Chef Res Strehle und an andere Schweizer Verleger veröffentlicht. Ihre Empörung liest sich bereits deutlich im ersten Satz: «Wir haben genug!» 

Die Unterzeichner des offenen Briefs prangern an, dass im Jahr 2015 eine Chefredaktorin noch immer Seltenheitswert habe. Sie kritisieren die «Ausreden» und «Versprechungen» und attackieren direkt «Tages-Anzeiger»-Chefredaktor Res Strehle. Dieser nahm sich vor eineinhalb Jahren noch vor, bis 2016 in seiner Chefredaktion einen Frauenanteil von 30 Prozent zu erreichen.

In einem Interview von letzter Woche mit persoenlich.com nannte Strehle verschiedene Gründe, wieso es schwierig sei, geeignete Frauen zu finden: Im «newsgetriebenen Tagesjournalismus», der oft hektisch und sehr stressig sei, sei es schwierig Frauen mit Erfahrung zu finden.

Unterzeichnerinnen

1 / 11
Journalistinnen proben den Aufstand
Gülsha Adilji, Joiz-Moderatorin.
quelle: photopress / alexandra wey
Auf Facebook teilenAuf X teilen

«Macht's doch einfach, stellt mehr Frauen an!»

Für die 60 Journalistinnen und Journalisten, die den offenen Brief unterzeichnet haben, sind solche Gründe nur «Ausreden». In der Schweiz gebe es genügend gut ausgebildete Journalistinnen, die «hervorragende Arbeit» leisten. Wenn man den Frauenanteil in Führungsorganen erhöhen will, reiche es nicht, «zu warten, bis sich die Frauen in die Redaktion verirren». Man müsse dafür auch etwas tun, schreiben die Erstunterzeichner in dem offenen Brief.

Mitunterzeichnerin ist unteranderem Andrea Bleicher, stellvertretende Chefredaktorin der Sonntagszeitung. Bleicher reagierte bereits letzte Woche in einer Kolumne auf Res Strehles Interview und bezeichnete seine Ausführungen als «totalen Bullshit». Sie forderte scharfzüngig: «Macht's doch einfach, stellt mehr Frauen an! Hört endlich auf zu labern.»

Res Strehles Interview führte auf Twitter indes zu scharfer Kritik. 

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
10 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Bruno Wüthrich
09.03.2015 11:04registriert August 2014
Ich sehe es schon kommen: Für eine Stelle (ob als Chefredaktorin oder als Führungsperson in der Wirtschaft) bewerben sich 20 mehr oder weniger fähige Männer und keine einzige Frau. Aber weil man jetzt ums Verrecken eine Frau auf diesem Posten will, wird eine dazu überredet, die es eigentlich gar nicht machen wollte.
Ich behaupte, von den mitunterzeichnenden Männern war kein einziger dabei, der sich gerade um eine Stelle beworben hat. Denn sonst hätte keiner dieser verlogenen, scheinheiligen Kerle ein solches Schreiben unterzeichnet.
Einfach nicht ernst nehmen!
00
Melden
Zum Kommentar
10
Parlament: Stadt Zürich soll breiten Autos das Leben schwer machen
Das Stadtzürcher Parlament hat sich am Mittwoch gegen grosse Autos ausgesprochen. Es überwies einen Vorstoss mit 60 zu 59 Stimmen. Der Stadtrat muss nun prüfen, wie der Entwicklung zu immer breiteren Autos Einhalt geboten werden kann.
Zur Story