Schweiz
Medizin

Illegale Arnzeimittelimporte: Hochdosierte Potenzmittel weiter im Trend

Führen die Rangliste der illegal eingeführten Arzneimittel an: Potenzpillen wie Viagra. Rechts ist das Original, links eine Fälschung zu sehen. (Archivbild)
Potenzmittel wie Viagra sind bei Schweizern nach wie vor sehr beliebt.Bild: EPA

Weniger illegale Arzneimittel-Importe – hochdosierte Potenzmittel bleiben im Trend

14.02.2025, 10:0014.02.2025, 10:00
Mehr «Schweiz»

Ganze 15 Prozent weniger illegale Arzneimittelimporte hat das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit 2024 verglichen mit dem Vorjahr verzeichnet. Weiterhin im Trend waren hochdosierte Potenzmittel, wie das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic mitteilte.

Im vergangenen Jahr hat das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit 5668 illegale Arzneimittelimporte sichergestellt. Damit wurden seit 2021 stetig weniger solcher illegaler Sendungen registriert.

Weiterhin auf dem ersten Platz der durch das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) beschlagnahmten Arzneimittel standen im vergangenen Jahr mit einem Anteil von 57 Prozent erneut Erektionsförderer. Auch hier verzeichnete Swissmedic aber eine starke Abnahme im Vergleich mit 2023 und den Vorjahren, wie es am Freitag weiter hiess. Damals lag der Anteil der Erektionsförderer bei durchschnittlich 80 Prozent.

Massiv überdosierte Erektionsförderer

Obwohl der Anteil der durch das BAZG beschlagnahmten Sendungen mit Erektionsförderern abgenommen habe, seien illegale Angebote aus dubiosen Quellen ein Gesundheitsrisiko geblieben, schreibt Swissmedic. Gezielte Untersuchungen hätten gezeigt, dass immer mehr Präparate «massiv überdosiert» seien.

Das offizielle Swissmedic-Labor (OMCL) analysierte im Rahmen einer Schwerpunktaktion 100 Muster aus den im April, Mai und Juni beschlagnahmten Erektionsförderern. Rund 32 Prozent der überprüften Potenzmittel enthielten die zwei- bis vierfache Menge der in der Schweiz zur Behandlung von Erektionsstörungen zugelassenen Dosierungen der Wirkstoffe Sildenafil, Tadalafil oder Vardenafil.

Zudem wurden diese Wirkstoffe, die in der Schweiz als Monopräparate zugelassen sind, laut Swissmedic immer häufiger kombiniert, was «medizinisch äusserst bedenklich» sei. Mischung und Überdosierungen erhöhten nicht die Wirkung, sondern lediglich das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen wie Blutdruckabfall oder Überempfindlichkeitsreaktionen.

Weitere Laboruntersuchungen erfolgten im Rahmen der europäischen Schwerpunktaktion «SHIELD». Letztere ergaben, dass sogar 44 Prozent der beschlagnahmten Sendungen mit Erektionsförderern solche überdosierten Präparate enthielten.

Schlafmittel, Nasensprays und Hormonpräparate

Ganze zehn Prozent der im vergangenen Jahr beschlagnahmten Arzneimittel betrafen derweil Psychopharmaka sowie Schlaf- und Beruhigungsmittel, die laut Swissmedic abhängig machen können. Auf dem dritten Platz landeten illegale Nasensprays und Abführmittel mit einem Anteil von sechs Prozent.

Darauf folgten Hormone wie Melatonin sowie Präparate gegen Haarausfall und Schlankheitsmittel mit einem Anteil von je vier Prozent. Bei einem mit einem Anteil von drei Prozent noch kleinerem Anteil der beschlagnahmten Ware handelte es sich um Medikamente gegen Krankheitserreger wie Antibiotika.

Die Hälfte der beschlagnahmten Sendungen wurde 2024 laut Swissmedic aus Westeuropa und Indien verschickt – beide Herkunftsorte erreichten einen Anteil von je 25 Prozent. Dies dicht gefolgt von Osteuropa, von wo 24 Prozent der illegalen Importe stammten. Auf Asien wiederum entfiel ein Anteil von 14 Prozent.

Die Mehrzahl der illegalen Arzneimittelimporte aus Osteuropa kam aus Ungarn, während viele Briefe und Pakete mit illegalen Erektionsförderern aus Asien via Belgien verschickt wurden. Dies, um die Herkunft zu verschleiern und die Kontrollen zu erschweren, teilte Swissmedic weiter mit. Weiterhin beliebte «Drehscheiben» seien zudem Hongkong und die Türkei.

Angebliche Naturprodukte sehr gefährlich

Besonders gefährlich sind laut Swissmedic derweil angeblich rein «pflanzliche» oder «natürliche» Produkte wie Honig, Pasten oder sogar Schokolade mit nicht deklarierten Wirkstoffen. Konsumentinnen und Konsumenten seien sich aufgrund der Beschreibung auf der Verpackung der Gefahren nicht bewusst.

Im Sommer 2024 verfügte Swissmedic einen Rückruf des angeblich rein natürlichen Tonikums «Power Men XXX», welches ebenfalls zwei synthetische Wirkstoffe weit über der empfohlenen Maximaldosis enthielt. Vor allem bei Personen mit Risikofaktoren oder Vorerkrankungen könne die Einnahme vermischter und überdosierter Wirkstoffe schwerwiegende Gesundheitsprobleme wie Herzrhythmusstörungen oder sogar einen Herzinfarkt auslösen, warnte die Behörde. (pre/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
14 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
14
So wollen Keller-Sutter und Parmelin das Zoll-Debakel richten
US-Präsident Donald Trump hat sich auf einem US-TV-Sender zum Zollstreit mit der Schweiz geäussert. Derweil versuchen die Bundesräte Keller-Sutter und Parmelin in Washington den Zollhammer abzuwenden.
Nun also doch: Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter und Wirtschaftsminister Guy Parmelin sind am Dienstagmorgen in die USA geflogen, um die angedrohten Zölle von 39 Prozent auf Schweizer Produkte herunterzuhandeln. An der Krisensitzung tags zuvor diskutierte der Bundesrat bereits eine mögliche Reise nach Washington. Doch bevor der Flieger startete, wollte man sicher sein, im Weissen Haus nicht vor verschlossenen Türen stehen gelassen zu werden und mit leeren Händen zurückzukehren.
Zur Story