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Ärzte verschreiben immer mehr Opioide bei Bagatellfällen

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Eine Frau hat RückenschmerzenBild: Shutterstock

Ärzte verschreiben immer mehr Opioide bei Bagatellfällen – vor allem in der Deutschschweiz

26.04.2023, 12:2026.04.2023, 12:20
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Starke Schmerzmittel werden in der Schweiz zunehmend auch bei kleineren Verletzungen verschrieben. Das zeigt eine Auswertung der verschriebenen Schmerzmittel bei rund zwei Millionen Patientinnen und Patienten mit Brüchen, Prellungen, Verstauchungen oder oberflächliche Verletzungen.

Sowohl bei den leichten als auch bei den schweren Verletzungen wurden demnach deutlich mehr starke Opioide verschrieben, wie das Kantonsspital Baden (KSB) am Mittwoch mitteilte. Bei leichten Verletzung wurden 2018 91.4 Prozent mehr opioidhaltige Schmerzmittel verschrieben als 2008, bei schweren Verletzungen 88.3 Prozent mehr.

Das ist laut den Medizinerinnen und Medizinern insofern bedenklich, als dass Opioide bei Schmerzen des Bewegungsapparats nach Unfällen nicht wirksamer sind als andere Schmerzmittel, jedoch oft unerwünschte Nebenwirkungen nach sich ziehen. Diese reichen von kognitiven Beeinträchtigungen über Übelkeit und Schmerzüberempfindlichkeit bis hin zur Gefahr der Opioidabhängigkeit.

Deutschschweiz besonders betroffen

Bereits frühere Studien hätten gezeigt, dass die Verschreibung von Opioiden in den vergangenen zwanzig Jahren in der Schweiz stark zugenommen hat, wie die Autorinnen und Autoren in der Studie schrieben. Die Schweiz gehört laut früheren Studien zu den vier grössten Verschreibern von Opioiden weltweit. Neu ist, dass dieser Trend nicht nur Tumorschmerzen betrifft, sondern auch Bagatellfälle.

Zudem beobachteten die Forscherinnen und Forscher regionale Unterschiede: Der Anstieg an der Verschreibung opiumhaltiger Schmerzmittel ist laut der Studie in der Deutschschweiz deutlich stärker als in den französisch- und italienssprachigen Teilen der Schweiz. Als Grund dafür werden in der Studie kulturelle Unterschiede zwischen den Sprachregionen genannt.

An der Studie, die im Fachblatt «Journal of Occupational Rehabilitation» veröffentlicht wurde, haben Forscherinnen und Forscher der Universität Bern, des Inselspitals, der Berner Fachhochschule, der SUVA sowie des KSB mitgewirkt.

(yam/sda)

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47 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ELMatador
26.04.2023 14:18registriert Februar 2020
Wenn es doch nur ein Land gäbe, bei dem man die Auswirkung einer überhöhten Opiateverschreibung analysieren könnte ...


Hmmm, dann wüsste man, ob es eine positive oder negative Auswirkung auf die Gesellschaft hat... aber niemand kann es ja wissen.... also müssen wir es wohl probieren *IRONIE OFF*
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seven of nine
26.04.2023 13:38registriert Juli 2022
Die USA hat grosse Probleme, weil sie viele Opioide Süchtige haben. Deswegen boomt Heroin wieder. Das brauchen wir hier nicht unbedingt auch 😅 als Patient kann man sich aber auch informieren was verschrieben wird & die Risiken.
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Mama Jo
26.04.2023 17:09registriert November 2022
Kann ich als Frau nicht bejahen. Wurde jahrelang mit schwachen Schmerzmitteln vertröstet. Hat sich jetzt herausgestellt, habe Entzündungen in verschiedensten Gelenken (Arthritis), Muskelansätzen, Sehne und Bändern, deshalb waren seit 3 Jahren meine Entzündungswerte zu hoch. Danke für nichts! Mein männlichen Kollegen erhalten z.B. bei Rückenschmerzen jedoch gleich eine richtige Ladung Schmerzmedi. Gewusst, dass z.b. NSR- Rheumatika bei Frauen schlechter anschlagen? Umso schlimmer, weil es dann heisst, wenn die Schmerzmedi nicht nützen, ist es psychosomatisch. Macht mich immer noch hässig!
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