Die Frau zittert am ganzen Körper. Ihr Körper schmerzt, Fieber tritt auf. Drei Wochen zuvor hatte sie ihren Po durch die Einspritzung von Hyaluronsäure in einer Klinik in der Schweiz vergrössern lassen. Daran, dass der Eingriff etwas mit ihrem Unwohlsein zu tun haben könnte, denkt sie nicht – bis sie feststellt, dass ihr Gesäss errötet und geschwollen ist.
In der Notaufnahme des Universitätsspital in Zürich stellt sich heraus: Der Eingriff zur Po-Vergrösserung hatte bei ihr eine Infektion ausgelöst. Zur Behandlung verabreichen ihr die Ärzte Antibiotika. Doch das reicht nicht mehr.
Das gespitzte Material muss operativ entfernt werden. Konkret heisst das: Das Material wird herausgekratzt. Ein mühsamer Prozess. Erst vier Operationen später ist das Fett komplett entfernt. Ausser grosse Narben am Gesäss bleibt der Frau von der Po-Vergrösserung nichts übrig.
Diesen Vorfall schildert uns Prof. Nicole Lindenblatt, Leitende Ärztin an der Klinik für Plastische Chirurgie des Universitätsspital Zürich. Es ist einer von drei Infektionsfälle, die alleine im letzten halben Jahr am Universitätsspital wegen einer Po-Vergrösserung behandelt werden musste. Dies sei eine deutliche Zunahme. Lindenblatt sagt: «Eine Po-Vergrösserung ist mit einem höheren Risiko verbunden, als viele andere plastisch chirurgische Eingriffe.»
Für die Folgeoperationen musste die Patientin finanziell nicht aufkommen. Die Kosten übernahm die Krankenkasse, da es sich nicht um eine kosmetische Korrektur handelte, sondern um ein bedrohliches Krankheitsbild.
Bei der Po-Vergrösserung durch Eigenfett wird im Normalfall Fettgewebe aus fettreichen Körperstellen abgesaugt. Anschliessend wird das gewonnene Fettgewebe gezielt in die Gesässregion injiziert. Die Po-Vergrösserung mit Hyaluronsäure ist eine Alternative, wenn beispielsweise nicht genug Eigenfett vorhanden ist. Das Problem: Wenn Fetttröpfchen oder Hyaluronsäure die Blutgefässe, also die Venen treffen, kann das eine Fettembolie verursachen. Ebenso können sich Infektionen ausbreiten und in die Blutbahn gelangen. Das Risiko für Komplikationen sei beim Gesäss sehr viel höher als an anderen Stellen des Körpers, weil es sich um einen grossen Muskel mit vielen Blutgefässen handelt, erklärt Nicole Lindenblatt.
Nach Schätzungen der Internationalen Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie lassen sich weltweit etwa 335'000 Frauen pro Jahr den Po vergrössern. Zwischen 2015 und 2019 wurde ein Plus von fast 66 Prozent registriert. Die Kosten des Eingriffs liegen in der Schweiz bei circa 10'000 CHF. Dabei gilt der sogenannte Brazilian Butt Lift (BBL) als gefährlichster Schönheitseingriff.
Die Sterberate liegt bei 1:3400. Das ist die höchste Mortalitätsrate aller ästhetischen Eingriffe. Praktisch monatlich finden sich Medienberichte über schief gelaufene oder tödliche Operationen. Im vergangenen November wurde in Düsseldorf ein Arzt verurteilt, nachdem zwei seiner Patientinnen in Folge des Eingriffs gestorben sind.
Seit bekannt ist, wie gefährlich die Operation ist, gilt die Empfehlung, Fett oder Hyaluronsäure nicht direkt in den Muskel, sondern zwischen Haut und Muskeln zu spritzen. Trotzdem wird die klassische Variante immer noch durchgeführt.
Die Annahme, dass Komplikationen nur bei Behandlungen im Ausland auftreten, ist jedoch falsch, wie sich alleine in Zürich zeigt. Das Zürcher Universitätsspital führt deshalb auch keine Brazilian Butt Lifts durch, so Lindenblatt. Die Operation sei schlicht zu riskant.
Ein Todesfall ist bislang in der Schweiz nicht bekannt, so die Schweizerische Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie (SWISS PLASTIC SURGERY). Die Nachfrage nach dem Eingriff sei allerdings stark gestiegen. Offizielle Statistiken gibt es keine, da kosmetische Operationen in der Regel nicht von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung übernommen werden.
Trotzdem hat Thomas Fischer, Präsident von Swiss Society of Plastic, eine Erklärung, warum es hierzulande bei Schönheitseingriffen vermehrt zu Komplikationen und Folgebehandlungen kommt: «Leider ist das Durchführen dieser Eingriffe in der Schweiz nicht reguliert. Es gibt viele unqualifizierte, nicht entsprechend ausgebildete Ärzte, die derartige Eingriffe durchführen», kritisiert der Facharzt FMH für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie.
Ein plastischer Chirurg benötige für solche Eingriffe eine mindestens sechsjährige Aus- oder Weiterbildung nach dem Staatsexamen. Zudem sollte er eine vorgeschriebene Anzahl verschiedenster ästhetischer Eingriffe vorweisen können. Die Zulassungsrechte für Medizinberufe liegt jedoch in der Hand der Kantone. «Brauchen würde es eine entsprechende nationale Gesetzgebung, was aber in unserem föderalistischen System wohl ein Ding der Unmöglichkeit ist», bemängelt Fischer.
Für potenzielle Kundinnen sei es heute schwierig zu erkennen, wann eine Schönheitsklinik professionelle Behandlungen durchführe, sagt Susanne Gedamke, Geschäftsführerin der Patientenorganisation SPO. Oft kompensieren nicht spezifisch ausgebildete Ärzte ihre Erfahrungen mit einem professionellen Social-Media-Auftritt. Sie zeigen Bilder von zufriedenen Kunden und Kundinnen, nicht aber die Kehrseite der Schönheitseingriffe.
Die Kehrseite des Schönheitseingriffs bekommen weltweit immer mehr Frauen zu spüren. Fasziniert von den Kurven von Kim Kardashian oder Nicki Minaj lassen sich immer mehr vorwiegend Frauen mittels Eigenfett ihren Po neu formen. Manche bezahlten für die Operation teuer: Sie mussten sich riskante Notoperationen unterziehen, sitzen im Rollstuhl – oder sind gestorben.
Ich habe so einen wegen meinem Lipödem. Riesen Schenkel und riesen Po. Ja, manche Männer fanden das sexy. Aber passende Kleider finden ist ein Albtraum. Ich habe keinen eigenen Desginer wie Kim K., der mir die Hosen anpasst. Und das Gewicht am Po hatte einen negativen Einfluss auf meine Körperhaltung!
Bis jetzt hatte ich 2 Fettabsaugungen und verlor 10l Fett. Es kommt noch eine OP und dann kann ich vielleicht auch etwas anderes als HighWaist Hosen anziehen 🙃
Merkt euch: Grosser Po - grosse Probleme 🤷♀️
Falls man damit davonkommt auf immer entstellt zu sein, rechtfertigt eine solche OP. Vor allem wenn die Folgeoperationen die Allgemeinheit trägt welche mit steigenden KK Kosten zu Kämpfen hat.