Loredana mag Autos.
Auf ihrem 33-minütigen Album besingt die Luzerner Rapperin unter anderem «Benz», «Ferrari Testarossa», «Rolls Royce Phantom», «Lambo», «Benz AMG», «Bentley», «Maybach Benz», «BMW Coupé» und «G-Class». Zwischen all diesen Automarkenaufzählungen geht es ihr hauptsächlich um Geld (meistens als «Cash» bezeichnet»), Ruhm (welcher sich oft in Markenkleidung oder eben Autos manifestiert), Liebe (drückt sich dadurch aus, dass man einander Markenklamotten, Uhren und Autos schenkt) und Geschäfte (notwendig um «Cash» zu machen und Ruhm zu erlangen, damit man Liebe erleben kann).
Dazu haben das Produzentenduo Miksu und Macloud höchst zeitgeistige Beats gebastelt, die mit ihren kantigen Schlägen perfekt zum scheppernden Sound der Bluetooth-Boxen passen. Alles in streamgerechten Drei-Minuten-Häppchen serviert und mit viel Autotune garniert. Ja, Loredana ist ein Phänomen. Und verdammt erfolgreich.
Ganz abgesehen davon, ob die 24-Jährige wie kolportiert angeblich zu Beginn ihrer Karriere Klicks gekauft hat, um so richtig durchzustarten. Und auch unabhängig wie das hängige Strafverfahren wegen Betrugs ausgeht. Loredana wird beschuldigt, ein Walliser Ehepaar um mehrere hunderttausend Franken erleichtert zu haben.
All diese Vorwürfe scheinen ihr in der Internetmusikwährung Streams und Klicks eher zu helfen, als zu schaden. Gangstergeschichten machten sich auch im amerikanischen Rap schon immer gut. Musikalisch kann man den Erfolg von Loredana dagegen nicht erklären. Weder textlich noch beattechnisch ist dies sonderlich aufregend. Über weite Strecken ist es langweilig und repetitiv.
Und dazwischen hat es noch Lines wie «Ja, mein T-Shirt nicht aus China, massgeschneidert, ich bin fresh. Bester Stoff, als wär ich Dealer, Mann, ich will doch nur mein Cash.» Es fehlt der Musik von Loredana an jeglicher Subtilität und Ironie. Alles ist auf maximale Protzerei ausgelegt. Jeder Schlag, jedes Wort, jeder Reim: Loredanas Musik ist frei von Geheimnissen und Zwischentönen.
Es ist eine Welt, in der PS wichtiger sind als IQ. Lernen kann man morgen, leasen muss man heute. Es ist eine Welt, in der die Leute in «King» und «Opfer» eingeteilt werden. Loredana, das macht sie immer wieder klar, ist «King». So mag es zwar immer noch falsch sein, dass ihr Album «King Lori» und nicht «Queen Lori» heisst, aber das stört die frühanglifizierte Generation ganz offenbar nicht.
Auch über den «Luzernersee» statt «Vierwaldstättersee» schaut man grosszügig weg. Kings dürfen das. Mit welchem Selbstbewusstsein Loredana Musik macht, kann man auch an der einzigen Zeile ablesen, in der sie auf die Betrugsvorwürfe eingeht: «Alle fragen nach ’nem Feature, doch der Staatsanwalt sagt, Nein!/ Muss ihn um Erlaubnis fragen, das kann alles doch nicht sein.» Viel schlimmer als einem Ehepaar Geld abzuluchsen (das «mutmasslich» bitte dazu denken) ist die Tatsache, dass man «King Lori» im Strafverfahren Einschränkungen auferlegt. Für Normalbürger ist dies eine tröstliche Nachricht. «Cash» und «Ferrari Testarossas» lösen doch nicht alle Probleme.
MarGo
Das wären zumindest Künstler, die eine Plattform verdienen würden... und es wären Künstler... ;)
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