Das Berggasthaus Äscher wird von Jahr zu Jahr internationaler. Seit Newsportale und US-Schauspieler wie Asthon Kutcher das Berggasthaus als «interessantestes Restaurant der Welt» und «besten Ort der Erde» rühmen, pilgern Gruppen von US-Amerikanern und auch immer häufiger Asiaten zum Restaurant unter dem Fels im Alpstein.
Ein Ende des Hypes ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Dass der Äscher das Titelbild des «National-Geographic»-Buches «Places of a Lifetime» schmückt, welches ab 27. Oktober in die Buchhandlungen kommt, verleiht der Bekanntheit des Äschers noch einmal einen Schub.
Ist diese Entwicklung gefährlich? Sind zu viele Gäste, immer mehr Touristen, irgendwann zu viel? Pächterin Nicole Knechtle freut sich primär über die stetig steigenden Besucherzahlen des Restaurants und der Übernachtungen. Dass dies störend werden könnte, glaubt sie nicht. Mehr als voll könne das Gasthaus ja nicht sein, meint sie. «Auffallend ist aber, dass tatsächlich immer mehr Ausflügler mit Halbschuhen, Handtaschen und gar Rollkoffern vorbeikommen», sagt Knechtle.
Fotograf Peter Böhi ist für die rasch wachsende Berühmtheit des Äschers mitverantwortlich. Viele ausländische Portale benutzten sein Bild, wenn sie über den Äscher berichteten und es ist auch seine Fotografie, die «National Geographic» für das Titelbild ausgewählt hat.
Böhi verfolgt die Entwicklung mit gemischten Gefühlen: Er befürchtet, der Äscher könnte – ähnlich wie die Kapellbrücke oder das Jungfraujoch – bald von Touristen überschwemmt werden. Der Wanderweg von der Ebenalp über das Wildkirchli zum Äscher sei schon jetzt nicht mehr wie früher. Was vor noch nicht allzu langer Zeit noch eine Wanderung gewesen sei, sei jetzt ein Spaziergang. «Jeden Stein hat man aus dem Weg geräumt», sagt Böhi. Er hoffe, dass das Ursprüngliche, das Natürliche nicht noch weiter verloren gehe.
Daniela Bär von Schweiz Tourismus glaubt hingegen nicht, dass der Zauber des Äschers verlorengeht: «Bis aus einem Hype ein störender Massenandrang wird, braucht es einiges mehr als das weltweite Echo», sagt sie.
Beispiele wie die Schnee-Affen im japanischen Jigokudani in der Nähe von Nagano zeigen jedoch, dass zu viel Tourismus schädlich sein kann. Bilder der in heissen Quellen badenden Tiere eines «National-Geographic»-Reporters machten den Ort berühmt und seither strömen die Massen zu den Affen. Die heissen Quellen sind längst von künstlichen Betonbecken umfasst, die Affen werden angefüttert, der ursprüngliche Charme ist verlorengegangen.
Auf dem Äscher will man dem entgegenwirken, indem man möglichst wenig verändert. Die Menükarte gibt es jetzt auf englisch, und wenn Amerikaner fragen, erhalten sie auch Ketchup zur Rösti. Allerdings nur mit dem Hinweis, dass sie ohne besser schmecke, sagt die Äscher-Pächterin Knechtle.
Lese morgen den letzten Teil der Äscher-Trilogie. Fotograf Peter Böhi sagt im Interview, was ihm durch den Kopf ging, als er das Foto seines Lebens schoss. Hier geht es zu Teil 1.
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Gewisse Zeitgenossen würden skruppellos alles vermarkten und ausverkaufen, wenns mehr Rendite und Cash bringt. Die Organisation Schweiz Tourismus gehört dazu.
Ich glaube die Apenzeller muss man nicht anfüttern. Und der Beton bedeckt sowieso bald das ganze Land.