Wie viel dürfen lebensrettende Medikamente kosten? Die Schweizer Pharmachefs haben dazu eine klare Meinung: so viel, dass für Spitzenforschung – und üppige Dividenden – genügend Mittel übrig bleiben. Ansonsten, so droht derzeit der Novartis-Boss Vas Narasimhan, könnten Pharmafirmen ihre Produkte vom Markt nehmen. Bereits Tatsachen geschaffen hat Roche. Das Basler Unternehmen hat jüngst in der Schweiz ein Krebsmedikament zurückgezogen. Offenbar konnte man sich mit dem Bundesamt für Gesundheit nicht auf einen Preis einigen.
Anlässlich der Präsentation der Halbjahreszahlen äusserte sich Thomas Schinecker am Donnerstag zu diesem Schritt, der weitum für Kritik gesorgt hatte. «Die Schweiz hinkt beim Zugang zu neuen Medikamenten hinterher. Wir haben hier ein generelles Problem», sagt der Roche-Chef. Die Misere unterfüttert er mit jüngst publizierten Daten des Verbands Interpharma. Demnach können Schweizer Patienten auf deutlich weniger neue Arzneimittel zugreifen als jene in Deutschland.
Die Hersteller argumentieren, die Schweiz wolle zu wenig Geld für neue Produkte aufwerfen, weshalb diese hierzulande erst später oder gar nicht auf den Markt kämen. «Die Schweiz sollte ganzheitlicher denken und die Ausgaben für Medikamente auch als Investitionen betrachten», so Schinecker. Das besagte Krebsmedikament sei zudem weiterhin durch ein spezielles Programm verfügbar.
Um seinen Punkt zu illustrieren, macht der Roche-Chef ein Rechenbeispiel: Die hiesigen Ausgaben für Medikamente seien stabil und beliefen sich pro Person auf etwa 1000 Franken pro Jahr. «So viel geben Schweizerinnen und Schweizer im selben Zeitraum für Zigaretten und Alkohol aus», erklärt Schinecker – und stellt die rhetorische Frage: «Was ist uns wichtiger? Wie viel ist uns die Gesundheit wert?» Der 50-Jährige lässt es sich auch nicht nehmen, die Bedeutung des Basler Hauptsitzes für die Schweiz hervorzuheben. «Wir liefern viel mehr Geld ab, als wir hier verdienen.»
Die Preisdebatte hat jüngst Fahrt aufgenommen, weil US-Präsident Donald Trump der Branche mit massiven Zöllen und einer schmerzhaften Preisreform droht. Novartis-Chef Narasimhan plädiert deshalb öffentlich dafür, dass Europa jetzt reagieren müsse – und mehr Geld für Medikamente ausgeben solle. Etwas diplomatischer drückt sich Thomas Schinecker aus: «Es ist wichtig, dass Innovation belohnt wird.» Er verweist darauf, dass seine Branche ein wichtiger Wirtschaftsmotor sei, den man entsprechend berücksichtigen solle.
Das Bundesamt für Gesundheit vertritt in der Preisfrage eine andere Position. Es betont regelmässig, dass die «sehr hohen Preisforderungen» der Industrie den Zugang zu neuen Medikamenten stark verzögerten. Es sei die Aufgabe des Bundes, die Preise bezahlbar zu halten. Schliesslich gehörten die Gesundheitskosten zu den grössten Sorgen der Schweizer Bevölkerung.
Fakt ist: Auch im aktuellen Umfeld muss Roche nicht darben. Im ersten Halbjahr konnte der Konzern den Umsatz um 7 Prozent auf 30,9 Milliarden Franken steigern. Während die Diagnostik-Sparte stagnierte, konnte die Pharmadivision deutlich zulegen. Der Kernbetriebsgewinn lag bei 12 Milliarden Franken, ein Plus von elf Prozent. Die Marge – der Betriebsgewinn im Verhältnis zum Umsatz – lag bei 38,8 Prozent. Ein Wert, von dem Firmen in anderen Branchen nur träumen können.
Was Taco hier nicht alles nach oben spült. Arme Pharma Branche, arme Pharma CEOs….
Eure Gier kotzt mich an!
Und nur weil der Sitz in der Schweiz ist, ist das noch lange kein heimatverbundener Konzern.