Die Hochschule für Wirtschaft und Tourismus in Siders VS hat über eine Million Internet-Kommentare von Hotelgästen untersucht und eine Rangliste erstellt.* Darauf sind die Regionen mit den zufriedensten Gästen aufgeführt, aber auch die, die schlechter abschneiden.
Auf dem letzten Platz landet die «Sion-Région». Sion-Kurdirektor Jean-Marc Jacquod ist über die Platzierung verständlicherweise wenig erfreut. Allerdings ist er mit der Studie nicht einverstanden. «Zur Region Sion werden Hotels gezählt, die überhaupt nichts mit uns zu tun haben», sagt Jacquod. Beispielsweise Hotels aus Veysonnaz. 11 Hotels würden laut der Studie zur Region Sion gehören, in Sion selber gebe es aber nur 5.
Roland Schegg, Hauptverantwortlicher der Studie, gibt zu, dass «ein Hotel aus einer Bergstation im Kanton Wallis» für einen Ausreisser gegen unten verantwortlich sei. Fehlerhaft sei die Studie deshalb aber nicht. Allerdings müsse man bei der Interpretation der Resultate bei Regionen mit wenig Hotels vorsichtig sein. Sion wäre ohne diesen einen Ausreisser nicht auf dem letzten Platz gelandet, für ein exzellentes Resultat hätte es laut Schegg aber trotzdem nicht gereicht; wie auch bei Städten wie Bern, Chur, Genf und Luzern.
Jacquod kritisiert einen zweiten Punkt und stellt folgende Frage in den Raum: «Wie kann es sein, dass die Übernachtungszahlen der Hotels in Sion stabil bleiben, sogar leicht steigen, die Hotelgäste aber unzufrieden sein sollen?»
Übernachtungen in Sion:
Jacquod betont, die Hotellerie in Sion habe eine sehr grosse Stammkundschaft. «Wären unsere Hotels so schlecht, wie sie die Statistik von der Hochschule für Wirtschaft und Tourismus in Siders macht, würden die Gäste wohl nicht immer und immer wieder zurückkommen», meint Jacquod. Laut Schegg gibt es für die etwas unterdurchschnittlichen Kundenbewertungen von Städte wie Sion mehrere Gründe. Einer sei aber sicher der Gästemix. «Städte haben eine wahrscheinlich kritischere, oft internationale Geschäftskundschaft», erklärt Schegg. Dies im Gegensatz zu den typischen Ferienorten.
Als dritten Kritik-Punkt erwähnt Kurdirektor Jacquod die Art und Weise, wie die Studie den Weg an die Öffentlichkeit fand. «Dass die Resultate gleichzeitig uns und der Presse zugespielt wurden, enttäuscht mich.»
Schegg nimmt die Kritik Ernst und steht bereits in Kontakt mit Jacquod. Als Grund für die zeitgleiche Information von der Presse und der Hotel-Industrie erwähnt er die Zusammenarbeit mit dem Branchenverband Hotellerisuisse der Sonntags Zeitung sowie die grosse Zahl der analysierten Tourismusregionen.
Schegg hofft, dass die nun ausgelöste Diskussion die Branche sensibilisiert und weiterbringt. «Ein Ziel unsere Studie ist es, die Hotels dazu zu bringen, sich mit dem Management ihrer Online-Kommentare auseinanderzusetzen». Für Schweizer Hotels sei es wichtig, die eingegangenen Rückmeldungen von Gästen zu kommentieren, zu beantworten und vor allem die aufgedeckten Probleme zu lösen. Reaktionen, wie die des Kurdirektors von Sion, trügen sicher dazu bei.
Zumindest in diesem Punkt sind sich die beiden einig. Jacquod dazu: «Wir nehmen die Studien-Resultate nicht auf die leichte Schulter und suchen nun das Gespräch mit den Hotels.» Allerdings – fügt er an – sei er mit seinen Hotels grundsätzlich sehr zufrieden.
Die best platzierten Regionen:
Die letzt platzierten Regionen:
*Für die Studie sind Gästekommentare in den Jahren 2013/2014 ausgewertet worden. Diese stellt «TrustYou» zur Verfügung. Aus den Rückmeldungen berechnete die Firma für 90 Schweizer Regionen einen «Trustscore»-Wert auf einer Skala von 0 bis 100. Ist der Wert über 100, bedeutet das, dass die Hotelkunden begeistert sind, unter 75 äusserten sie sich kritisch. Hier geht es zur gesamten Studie.