Im ersten Untergeschoss des Flughafens, am Ende eines kahlen Ganges, haben sie ein kleines Kuriositätenkabinett eingerichtet. Eine Schlangenhaut, fast so lang wie der kleine Raum breit, gigantische Elfenbeinzähne und präparierte Schildkröten finden sich dort.
Jonas Hofmann erstaunt nichts mehr so schnell. Seit 25 Jahren arbeitet er beim Flughafenzoll. In Erinnerung blieb ihm ein Mann, der «mit einer grossen Ausbeulung in der Schamgegend» durch den Zoll spazierte. «Es war offensichtlich, dass er etwas versteckte», sagt Hofmann.
In der Unterhose fanden die Zöllner Vogeleier, sorgfältig in einem Damenstrumpf aufgereiht. Die Analyse des Grenztierarztes zeigte: Es waren Eier von äusserst seltenen Ara-Papageien aus Brasilien. «Von diesen gibt es nur noch ein paar Dutzend», sagt Hofmann. Zoos hatten deshalb versucht, die Papageien zu züchten – erfolglos. «Weltweit glaubten Experten, man könne diese Papageien nicht züchten», sagt Hofmann.
Im Haus des Mannes machten Polizisten dann einen spektakulären Fund: Er hatte mehrere Volieren, in denen auch die seltenen Ara-Papageien hausten. Es war ihm bereits mehrmals gelungen, Junge heranzuzüchten. Trotz des sensationellen Erfolges kassierte der Mann eine satte Busse. Denn das Importieren solch seltener Tiere ist verboten.
Das Gleiche gilt für Produkte, die aus geschützten Tieren hergestellt werden: Krokodilledergürtel, Ketten aus seltenen Korallen oder Elfenbeinfigürchen. Ausnahmen gibt es nur, wenn ein Zertifikat bestätigt, dass die Krokodile, Schlangen und andere Lebewesen auf einer Farm gezüchtet wurden.
Hofmann zeigt auf eine beleuchtete Vitrine. In dieser stehen Schnapsflaschen mit Skorpionen und Schlangen drin. «Das ist ein neuer Trend», sagt er. Seit einigen Jahren brächten immer mehr Touristen solche Flaschen aus Südostasien mit. «Vermutlich als Gag», sagt Hofmann.
Die Händler in Südostasien hätten bemerkt, dass der Tierschnaps bei den Touristen beliebt sei. Daher böten sie die ursprünglich als Medizin verwendeten Schnäpse nicht mehr nur in Heilmittelläden an, sondern auch in Touristenshops. Doch auch hier gilt: Ist das Tier geschützt, braucht es ein Zertifikat. Sonst wird einem die Flasche am Zoll abgenommen.
Manche Touristen bringen auch lebendige Tiere aus den Ferien mit. Das ist allerdings mit viel Aufwand verbunden, vor allem wenn das Tier von ausserhalb Europas stammt. Bei einem Hund aus der Türkei beispielsweise braucht es neben den nötigen Papieren und Impfungen auch einen Nachweis, dass die Tollwutimpfung angeschlagen hat.
«Das wissen viele nicht», sagt Hofmann. Fehlt der Nachweis, muss der Hund am Flughafen Zürich in Quarantäne. Und das kostet: Um die 100 Franken pro Tag, sagt Hofmann. Manchem Tierfreund ist das dann doch zu teuer. «Wir müssen ab und zu Tiere einschläfern, weil die Besitzer die Kosten für die Quarantäne nicht übernehmen wollen», sagt Hofmann.
Die häufigsten illegalen Mitbringsel sind Fälschungen aller Art. Ein Faible haben Fälscher und Touristen für Handtaschen, Gürtel, Uhren und Schuhe von Luxusmarken. Immer beliebter werden auch gefälschte Elektronikprodukte – Mobiltelefone, Tablets oder Zubehör, wie Kopfhörer oder Ladegeräte.
Seit 2008 gilt für Fälschungen am Zoll eine Nulltoleranz: Die Ware wird eingezogen. Ein Strafverfahren muss aber nur befürchten, wer so viel mitnimmt, dass man von Handel ausgehen muss.
Was gefälscht ist und was nicht, erkennen die Zöllner meist schnell. Zwar gebe es gute Fälschungen, sagt Hofmann und zeigt auf die Hublot-Uhr in einer Vitrine. Garantieschein, Bedienungsanleitung und Schachtel mit Signet sind vorhanden. Auch die Uhr selbst sei gut gefertigt, sagt er. «98 Prozent der Fälschungen sind aber schlecht gemacht», sagt Hofmann.
Oft sei die Verpackung verdächtig. Markenschuhe beispielsweise würden nicht in Schuhkartons transportiert sondern in durchsichtigen Plastiksäcken. Auch die Pflegehinweise gäben ab und zu Aufschluss: Manchmal fehlten sie, seien in einer anderen Sprache verfasst oder hätten Schreibfehler. (whr/sda)