Was manche als angenehm und beruhigend empfinden, bringt andere um den Schlaf: der Stundenschlag der Kirchturmuhren. Auch in der Region Bern hat das Glockengeläute schon für heftige Diskussionen gesorgt. Ein Berner Stadtparlamentarier will nun dem nächtlichen Zeitschlag per Vorstoss ein Ende bereiten.
Sein Vorstoss richte sich nicht gegen die Kirchen, schreibt GFL-Stadtrat Marcel Wüthrich auf seiner Facebook-Seite. Vielmehr sei er ein Engagement für mehr Lebensqualität.
Mit dem Vorstoss, der nächste Woche eingereicht wird, möchte Wüthrich erreichen, dass zwischen 22 Uhr und 7 Uhr alle Kirchenglocken in Bern schweigen.
Das Problem sei seit Jahren bekannt. Trotzdem sei bislang zu wenig passiert. «Wollen sich die Anwohner dagegen wehren, müssen sie mit langwierigen Rechtsstreitigkeiten rechnen», zitiert die «Schweiz am Sonntag» den Berner GFL-Politiker. Als Beispiel führt Wüthrich die Pauluskirche im Berner Länggassquartier an. Erst nach Klagen von Anwohnern habe das Polizeiinspektorat 2011 die Einstellung der nächtlichen Glockenschläge verfügt.
Wie andere Stundenschlag-Geplagte auch, beruft sich Wüthrich auf eine ETH-Lärmstudie von 2011, die besagt, dass bei einem viertelstündlichen Glockengeläut bereits ab 40 bis 45 Dezibel bei Schlafenden zusätzliche Aufwachreaktionen auftreten können.
Für viele ist das Glockengeläut eine geliebte Tradition, andere wiederum sehen darin einen nicht mehr angebrachten Machtanspruch der christlichen Kirchen in einer zunehmend säkularisierten Zeit.
«Das Recht der Menschen auf Ruhe und Erholung wiegt mehr als die Tradition. Der Uhrschlag entspringt nicht einer christlichen Tradition, sondern diente einst der zeitlichen Orientierung. Heutzutage ist niemand mehr darauf angewiesen», wird Wüthrich in der «Schweiz am Sonntag» weiter zitiert.
(dsc/sda)