Schweiz
Romandie

Rivalität Genfer Schulen: Schlägerei an den SwissSkills 2022 in Bern

«Endkampf» zwischen Genfer Schülern: Schlägerei an den SwissSkills in Bern

Am vergangenen Freitag kam es im Rahmen der zentralen Berufsmeisterschaften in Bern zu einer Schlägerei zwischen mehreren Mittelschülern. Es soll sich dabei um eine Rivalität zwischen Genfer Schulen handeln, die «auf die harte Tour» ausgetragen wurde.
Cet article est également disponible en français. Lisez-le maintenant!
12.09.2022, 20:1514.09.2022, 10:43
Fred Valet / watson.ch/fr
Mehr «Schweiz»

In Bern kam es am Rande der SwissSkills 2022, den nationalen Lehrlingsmeisterschaften – bei denen die« Schweiz von morgen» um die besten beruflichen Fertigkeiten wetteifert –, zu mehreren Schlägereien.

SwissSkills:
Die SwissSkills fanden vom 7. bis 11. September statt. Über 150 Berufe wurden den Jugendlichen aus dem ganzen Land vorgestellt. Insgesamt strömten 120'000 Besucherinnen und Besucher nach Bern, darunter 64'000 Kinder und Jugendliche.

Am vergangenen Freitag kam es dabei zu einer besonders gewalttätigen Auseinandersetzung, die den nationalen Wettkampf zu einer persönlichen Abrechnung umfunktionierte.

Die Schlägerei wurde von mehreren Handys gefilmt. Einer der Clips war sogar einige Minuten auf TikTok zu sehen, bevor er wieder entfernt wurde. Bei den Personen im Video soll es sich um Gymnasiastinnen und Gymnasiasten handeln, die gerade ihr vorletztes obligatorisches Schuljahr beginnen.

Schlägerei an den SwissSkills in Bern

Video: watson

Auf den Bildern sieht man zunächst, wie mehrere Jugendliche einen Kreis um eine am Boden liegende Person bilden. Das soll wohl verhindern, dass jemand in den Kampf eingreifen kann. Inmitten des Geschehens, auf dem Asphalt liegend, kauert ein Junge. Um ihn herum treten und schlagen eine Handvoll aufgebrachter Personen abwechselnd auf ihn ein.

«Na los! Na los!»
Unter den Rufen der aufgeregten Menge sind auch aufmunternde Botschaften wie diese zu vernehmen, die die Spannung wohl erhöhen sollen.

In dieser gewalttätigen Choreografie zeigen zwei Raufbolde eine besondere Lust an der Auseinandersetzung. Der erste männliche Jugendliche, der einen blauen Trainingsanzug trägt, schlägt mit einer Krawatte auf sein am Boden liegendes Ziel ein.

Erst viele Sekunden später gelingt es einem Lehrer mit kurzen Hosen und einem Rucksack auf dem Rücken, sich einen Weg durch die Umstehenden zu bahnen und die Schlägerei zu unterbinden. Bevor ihm dies jedoch gelingt, tritt ein weiterer Jugendlicher auf die Kehle des am Boden liegenden Jungen.

«Oh! Hör auf! HÖR AUF! Beruhige dich!»
Lehrkraft die versucht, die Schlägerei zu unterbrechen.

Laut Zeugenaussage eines Genfer Gymnasiasten war die Schlägerei alles andere als eine spontan entstandene Konfliktsituation. Mehrere Tage vor den SwissSkills wurde in den sozialen Netzwerken von einem «Endkampf» in Bern berichtet.

Laut diesem Zeugen war der Ursprung der Gewaltszene in Wirklichkeit eine Rivalität zwischen mehreren Genfer Schulen, die schon seit einiger Zeit schwelte. Viele der im Kreis stehenden Personen sollen auf diese Schulen gehen.

Auf Seiten der Organisatoren SwissSkills 2022 sprach die Pressestelle von «vereinzelten Auseinandersetzungen, die von der Polizei und dem Sicherheitsdienst sehr schnell beruhigt werden konnten». Ein Anruf bei der Berner Kantonspolizei bestätigte diese Aussage. Einige Jugendliche sollen vor Ort von der Polizei abgeführt worden sein. Berner Polizeisprecher Joël Regli erklärte, der Ton sei lauter geworden und es seien mehrmals Fäuste geballt worden.

Spannungen soll es am ehesten «am Mittag und am frühen Nachmittag» geben. Es sei Essenszeit, es gebe weniger Aktivitäten und die Klassen «treten freier miteinander in Kontakt», sagt Regli. Und weiter:

«Wir sind mehrmals wegen Streitigkeiten und Auseinandersetzungen ausgerückt. Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand hat eine Person Schürfwunden erlitten, aber keiner der Jugendlichen musste ins Krankenhaus gebracht werden. Wir mussten auch keine Jugendlichen auf die Polizeistation bringen.»
Joël Regli

Joël Regli stellt klar, dass die Kantonspolizei nicht bloss wegen der Schlägerei vom Freitag eingeschritten sei. Laut dem Sprecher arbeiten die Behörden jedes Jahr eng mit den Organisatoren der SwissSkills zusammen. Während der gesamten Dauer der Veranstaltung seien Beamte auf dem Bernexpo-Gelände und in dessen Nähe präsent, «insbesondere in der Umgebung des Einkaufszentrums Wankdorf, und zwar präventiv und mit Jugendpatrouillen, um die Jugendlichen auf ihr Verhalten anzusprechen und sie gegebenenfalls in einem konstruktiven Geist zur Ordnung zu rufen.»

Verstärkte Sicherheit

Joël Regli fährt fort: «Aufgrund der Erfahrungen der letzten SwissSkills wurde in Zusammenarbeit mit den Sicherheitsdiensten des Veranstalters eine erhöhte präventive Präsenz eingeführt. Vor allem am Eingang, damit keine gefährlichen Gegenstände oder Alkohol auf das Gelände gelangen können.»

Nach Angaben der Polizei handelt es sich bei der im Video enthüllten Schlägerei nicht um einen grösseren Vorfall:

«Letztlich kam es dank der unternommenen Anstrengungen und der guten Zusammenarbeit mit unseren Partnern während der Veranstaltung zu keinen uns bekannten grösseren Zwischenfällen.»
Joël Regli

Ein ähnliches Statement lieferte SwissSkills, denen watson einen Ausschnitt der Schlägerei zukommen liess. Die Medienverantwortliche für die Romandie und das Tessin schrieb per SMS, dass «die SwissSkills sehr ruhig und friedlich verlaufen sind». Und dass die Organisatoren «sehr glücklich sind, dass es keine grösseren Zwischenfälle gegeben hat».

Das offizielle Video von SwissSkills:

Laut dem Präsidenten des Organisationskomitees, der am Samstag vor der Presse sprach, führt der Erfolg der Veranstaltung dazu, dass «wir unsere Grenzen erreicht haben. Wir wollen uns nicht nur über die Grösse definieren. Durch Qualität zu wachsen ist viel wichtiger.»

«Die meisten Jugendlichen interessierten sich für die Berufe, informierten sich an den Ständen und schlugen die Zeit nicht in einer Ecke tot.»
Daniel Arn

Das nächste Mal findet SwissSkills im September 2025 statt.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
151 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Amateurschreiber
12.09.2022 21:06registriert August 2018
LOL, während die "Handwerker" im sportlichen Wettkampf gegeneinander antreten, verprügeln sich die "kopflastigen" Gymnasiastinnen und Gymnasiasten draussen auf der Strasse.
36930
Melden
Zum Kommentar
avatar
Der Hirt
12.09.2022 21:07registriert August 2022
Die Schweiz von Morgen!
Ich schmeiss mich weg!😂
25326
Melden
Zum Kommentar
avatar
Obey
13.09.2022 06:41registriert Januar 2016
An diejenigen, die hier „lustige“ Witze über Krawatten-Angriffe machen: Haben wir das gleiche Video gesehen resp. habt ihr euch überhaupt die Mühe gemacht, das Video anzuschauen? Ich sehe darauf nämlich mehrere Jugendliche, die mit Anlauf und im Sprung absichtlich gegen den Kopf eines Jugendlichen treten, der am Boden liegt. Das ist keine kleine Rauferei unter hormongeschwängerten Halbstarken. Das kann sehr schnell zu schwerer Körperverletzung werden. Die beschwichtigende Beschreibung des Vorfalls passt irgendwie null zu dem verlinkten Video.
991
Melden
Zum Kommentar
151
Die Mitte alleine auf weiter Flur: Die Kostenbremse-Initiative erklärt
Die Krankenkassenprämien steigen und steigen. Die Parteien haben unterschiedliche Rezepte, die sie dagegen vorschlagen. Mit der Kostenbremse-Initiative, über die wir im Juni abstimmen, will die Mitte-Partei das zulässige Prämienwachstum an die Lohn- und Wirtschaftsentwicklung koppeln. Wir erklären.

Wer in der Schweiz wohnt, verpflichtet sich per Gesetz, sich bei einer Krankenkasse seiner Wahl zu versichern. Durch die obligatorische Krankenversicherung, die 1996 eingeführt wurde, erhält umgekehrt auch jede Person die nötige medizinische Behandlung.

Zur Story