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Rösti greift ein: Post zieht sich bei Anti-Putin-Installation zurück

Post zieht sich bei Anti-Putin-Installation zurück – weil Bundesrat Rösti eingriff

08.06.2023, 17:12
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Die Stiftung Myclimate erregte in den vergangenen Tagen mit einer besonderen Werbeaktion am Zürcher Hauptbahnhof die Gemüter. Die Stiftung will mit einer Anti-Putin-Kampagne dafür werben, das Klimaschutzgesetz anzunehmen. So wurde vor einen Briefkasten ein Bildschirm mit Putins Kopf montiert. Wirft man dort einen Brief ein, startet eine Animation: Putin ringt nach Luft und läuft rot an. «Schweizer Strom statt Putin-Erdöl», so die Botschaft von Myclimate.

Putin-Installation am HB in Zürich von Myclimate.
So sieht die Myclimate-Installation am HB aus. Bild: instagram/myclimate

Geplant war eigentlich, dass diese Aktion in den nächsten Tagen in Bern und Genf fortgeführt werden soll. Dazu wird es nun aber nicht kommen – weil sich die Post nun weigert, weiterhin Briefkästen dafür zur Verfügung zu stellen. Dies bestätigte der Mediensprecher der Post, Stefan Dauner, am Donnerstag gegenüber «20 Minuten».

Es sei wenig sensibel gewesen, diesen Auftrag anzunehmen, zeigte sich die Post selbstkritisch. «Die teilweise sehr emotionalen Reaktionen gegenüber der Post in Bezug auf diese Aktion haben wir so nicht erwartet. Aber wir nehmen sie ernst, denn die Post beteiligt sich nicht an Abstimmungskämpfen», so Dauner. Man wolle nun die richtigen Lehren daraus ziehen.

Rüge vom UVEK

Doch warum entschied sich die Post nun zu diesem Rückzieher? Gemäss «Züri Today» soll es einen Eingriff von höchster Stelle gegeben haben. Wie das Online-Portal «aus zuverlässiger Quelle» weiss, soll SVP-Bundesrat Albert Rösti bereits am Dienstag bei der Aktion eingegriffen haben. Rösti ist als Vorsteher des Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) sowohl für die Abstimmung zum Klimaschutzgesetz als auch für die Post als staatsnahen Betrieb zuständig.

Bundesrat Albert Roesti spricht waehrend der Sommersession der Eidgenoessischen Raete, am Dienstag, 6. Juni 2023 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Albert Rösti soll nicht zufrieden damit sein, dass die Post den Myclimate-Auftrag angenommen hat.Bild: keystone

Auf Anfrage von «Züri Today» äusserte sich das UVEK nicht direkt zur Rolle Röstis, schreibt aber: «Die bundesnahen Unternehmen Post und SBB sind grundsätzlich zur politischen Neutralität verpflichtet.» Man erwarte, dass die Post im Vorfeld der Abstimmungen sorgfältig vorgehen soll.

Hammer-Vorfall am Dienstag

Die Installation von Myclimate am Zürcher Hauptbahnhof sorgte bereits am Mittwoch für Schlagzeilen. Um 11 Uhr kämpfte sich eine Frau an der Security vorbei und schlug mit einem Hammer auf die Glasscheibe der Installation ein. Gemäss ersten Erkenntnissen handelte es sich dabei um eine Anhängerin Putins. Myclimate-CEO Stephen Neff sagte gegenüber watson, man habe eine Strafanzeige wegen Sachbeschädigung gestellt. (dab)

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97 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Jein
08.06.2023 17:40registriert August 2017
Irgendwas mit Neutralität und so, was Rösti aber eigentlich meint ist "bitte nicht gemein sein gegen Kamerad Putin".

Was meinte Rösti eigentlich als jemand von der Sünnelipartei tausende ungewollte Briefe mit Falschinformationen zur gleichen Abstimmungen verschickte?
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Hoagie
08.06.2023 17:27registriert Oktober 2018
«Es sei wenig sensibel gewesen, diesen Auftrag anzunehmen, zeigte sich die Post selbstkritisch.»
Ich habe regelmässig irgendwelche Schwurbel-Flyer und Extrablätter in meinem Briefkasten, die Post soll mir nicht mit «wenig sensibel» kommen!
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salamikoenig
08.06.2023 17:42registriert Juli 2017
Überall am Bahnhof wahlplakate und Flyer per post zu schicken ist ok, dass aber nicht?
Logik und Politik sind zwei grundsätze, welche einfach nicht zusamenpassen
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