Der seitliche Zusammenstoss einer S-Bahn und eines Interregio-Zugs am frühen Freitagmorgen in Rafz könnte auf einen fatalen Fehler zurückzuführen sein.
Hubert Giger, der Präsident des Verbands Schweizer Lokführer (VSLF), hält eine Signalverwechslung für nicht ausgeschlossen, wie er der «NZZ am Sonntag» sagt. «Es ist denkbar, dass der Lokomotivführer und der Aspirant im S-Bahn-Führerstand auf die falsche Seite des Gleises geschaut haben, wo das Signal auf Grün stand; das für sie gültige Signal war jedoch vermutlich rot.»
In Rafz sei die Situation auch deshalb speziell, weil das massgebende Ausfahrsignal rechts und nicht wie andernorts links stehe, sagt Giger. In der «Schweiz am Sonntag» bezeichnet er den Bahnhof Rafz seit dem Umbau im Jahr 2011 als «unübersichtlicher».
Weil das Zugbeeinflussungssystem eine Lücke hat und bei einem Wechsel der Fahrtrichtung erst beim Passieren des ersten Signals aktiv wird – das ist in Rafz für die S-Bahn der Fall –, hätte das rote Signal tatsächlich überfahren werden können, ohne dass das Sicherungssystem den Zug automatisch vor dem Signal gebremst hätte.
Der VSLF fordert nun von den SBB als Folge des Unfalls von Rafz eine neue Sicherheitsvorschrift: Nach einem Wechsel der Fahrtrichtung soll von der Abfahrt bis zum Passieren des ersten Signals eine Höchstgeschwindigkeit von 40 Kilometern pro Stunde festgesetzt werden. «Ohne teure Installationen kann diese einheitliche, überall anwendbare Regel die Sicherheit deutlich erhöhen», betont Giger.
Beim Unglück vom Freitag wurde ein Lokomotivführer schwer verletzt, sechs Personen zogen sich leichte Blessuren zu. In beiden Zügen befanden sich je ein Ausbildungs-Lokomotivführer und ein Lernender im Führerstand. (feb)