Diese Woche sind die Sessionsprüfungen an der ETH Zürich gestartet. Im Gegensatz zu anderen Prüfungen finden diese ohne Ausnahme vor Ort, in den Vorlesungssälen der Hochschule statt. Wer Krankheitssymptome hat, darf grundsätzlich nicht auf den Campus. Das steht im Schutzkonzept der ETH. Ob das eingehalten wird, bezweifelt ein Student.
«Studierende mit Krankheitssymptomen werden trotzdem an den Prüfungen teilnehmen, da ihr Studium ansonsten um mindestens ein Semester verlängert werden würde», sagt Reto Murias*. Speziell an den Sessionsprüfungen ist: Sie können nur nach erneuter Belegung des Fachs wiederholt werden und gelten als «high-stake», sind also besonders wichtig für das weitere Studium.
Weiter kritisiert der Student das Schutzkonzept der Hochschule: «Hunderte von ETH Studierenden sitzen während mehreren Stunden im gleichen Raum», sagt Murias. Der Mindestabstand von eineinhalb Metern könne nicht eingehalten werden. Das soll ein Bild zeigen, das mutmasslich während der Prüfung am Montag entstand und auf der Diskussionsplattform Reddit rege diskutiert wurde.
Unter dem Reddit-Post häufen sich die Kommentare von verärgerten Studentinnen und Studenten. «Das Verhalten der ETH Zürich gegenüber uns Studierenden und dem Gemeinwohl ist nicht zu rechtfertigen», findet Murias. Auch das Schreiben, das die Rektorin Sarah Springman an die Studierende geschickt habe, erwecke einen negativen Eindruck: «Der ETH Zürich scheint es wichtiger zu sein, keine Negativschlagzeilen zu machen als die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen.»
Bei der ETH schätzt man das Risiko, dass Studierende trotz Krankheitssymptomen an die Prüfungen kommen, als gering ein. «Wir sind überzeugt, dass die Studierenden verantwortungsbewusst handeln», heisst es von der Medienstelle der ETH. Wer Symptome hat sei verpflichtet, sich von der Präsenzprüfung abzumelden, spätestens bis eine Stunde vor Beginn. Wer einen negativen Covid-19-Test vorweisen könne, der höchsten 48 Stunden alt ist, dürfe trotz Symptomen teilnehmen.
Zur Frage nach der Wiederholungsmöglichkeit der Sessionsprüfungen teilt die Stelle mit: «Es gibt mehrere Gründe, wieso eine Repetitionsprüfung nicht angeboten wird.» So etwa, dass die Studierenden während des kommenden Semesters eine zusätzliche Prüfung schreiben müssten, was eine zusätzliche Belastung wäre.
Ein weiterer Grund nennt der akademische Leiter Hermann Lehner gegenüber «ETH-News»: Es sei unmöglich, eine gleichwertige Ersatzprüfung in derselben Session anzubieten. Das Erstellen einer schriftlichen Prüfung erfordere einen Aufwand von zwei bis drei Wochen Vollzeit – diese Zeit stehe nicht zur Verfügung.
Studierende, die zur Risikogruppe gehören, können einen separaten Prüfungsplatz mit zusätzlichen Schutzmassnahmen beantragen, heisst es weiter von der ETH-Medienstelle. Sie erhielten etwa einen Sitz mit grösserem Abstand zu anderen Kandidaten.
Die Sessionsprüfungen online durchzuführen, kommt nicht in Frage. «Die physische Präsenz bei den schriftlichen Sessionsprüfungen ist unerlässlich», teilt die Medienstelle mit. Keine Online-Methode habe die gewünschte Qualität gewährleistet.
Zum Vorwurf, dass sich die ETH nur darauf konzentriere, keine Negativschlagzeilen zu machen, sagt die Medienstelle: «Diese Passage im Schreiben der Rektorin ist in der Tat unglücklich formuliert.» Die Rektorin habe mit der Bemerkung zu den unvorteilhaften Bildern vermitteln wollen, dass Studierende sich nach Prüfungsende nicht versammeln dürften.
*Name durch die Redaktion geändert.
Gute Publikation wird das.
🚨Ironie🚨
Spätenstens bei diesem doofen Kinderreim hätte ich mich als Betroffener total verhöhnt gefühlt. Die scheint erwachsene Studenten mit Kindergarten-Kinder zu verwechseln.