Der Zürcher Kantonsrat diskutiert erneut über die Abschaffung des Frühfranzösischs in der Primarschule. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtete, reichen heute die Mitte, SVP, GLP und EVP eine Motion ein, die verlangt, den Französischunterricht auf die Sekundarstufe zu verschieben. Momentan beginnt dieser in der fünften Klasse.
Der Vorstoss könnte im Parlament eine Mehrheit erreichen, da die vier Parteien 90 von 180 Sitzen vereinnahmen.
Eine der ersten Unterstützerinnen des Vorstosses ist Kathrin Wydler von der Mitte. Dies überrascht, da die Bildungsdirektorin Silvia Steiner von derselben Partei das Frühfranzösisch an der Primarschule unterstützt. Wydler sieht dabei aber kein Problem. Sie meint gegenüber dem «Tages-Anzeiger»: «Hier haben wir eine unterschiedliche Meinung».
Über Fremdsprachen in der Primarschule hat das Zürcher Stimmvolk schon zweimal abgestimmt. Die Volksinitiativen 2006 und 2017 scheiterten mit zweimal Nein. 58,6 Prozent stimmten für ein «Nein» im Jahr 2006, 60,8 Prozent waren es im Jahr 2017. Damals wurde der Vorstoss aber von weniger Parteien unterstützt.
Kantonsrätin Kathrin Wydler betont, man wolle die Landessprache in der Schule nicht abschaffen, sondern das Lernkonzept verbessern. Die Motion erhält dem «Tages-Anzeiger» zufolge parteiübergreifende Unterstützung, insbesondere wegen Sorgen um sinkende Grundkompetenzen in Deutsch und Mathematik. Auch der Druck auf die Kinder steige, was zu Überforderung führe.
Wydler meint ausserdem, in der Oberstufe müssten die Lehrer oftmals wieder am Anfang beginnen, da die Kinder in der Primarschule nicht viel mitnehmen und die Motivation fehle. Sekundarlehrer Christoph Ziegler, der für die GLP im Kantonsrat sitzt, bestätigt diesen Eindruck.
Gegner wie FDP-Kantonsrätin Astrid Furrer warnen jedoch vor einer «Nivellierung nach unten». Sie meint zudem, dies wäre eine Benachteiligung für gute Schülerinnen und Schüler. Sie ist eher dafür, in die Ausbildung von Lehrpersonen zu investieren, um die Qualität zu verbessern. In der Berufswelt sei es ein grosser Vorteil, Französisch sprechen zu können, meint Furrer.
Die Haltung der SP ist noch nicht bekannt. Ähnliche Vorstösse hatte sie aber abgelehnt.
Durch die Motion wird eine Gesetzesänderung im Kanton Zürich angestrebt. Auch soll das Harmos-Konkordat, welches 2004 zwei Fremdsprachen in der Primarschule festlegte, neu ausgehandelt werden.
Der Regierungsrat hat nun drei Monate Zeit, um seine Haltung zu bestimmen. Danach kommt die Motion in den Kantonsrat. Bei Zustimmung muss die Regierung innerhalb zwei Jahren einen konkreten Vorschlag vorlegen. (kek/sda)