Schweiz
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Zu wenig integriert: Unteriberg lehnt Einbürgerung von Paar ab

Unteriberg SZ
Die Gemeinde Unteriberg SZ hat das Einbürgerungsgesuch des niederländischen Paars abgelehnt.

Unteriberg lehnt Einbürgerung von Paar ab – das ist die Begründung

Seit 20 Jahren lebt ein niederländisches Paar in der Schweiz. Als es sich in Unteriberg SZ einbürgern lassen wollte, wurde das Gesuch abgelehnt. Im Dorf stört man sich unter anderem daran, dass sich das Paar zu wenig zeigt.
12.06.2025, 14:0212.06.2025, 14:37
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Ronny van Unen fühlt sich mehr wie ein Schweizer als ein Niederländer. Immerhin leben er und seine Frau seit 20 Jahren in der Schweiz, 15 davon in Unteriberg SZ. Und doch lehnte die Gemeindeversammlung im April das Gesuch der beiden für die Einbürgerung deutlich mit 94 zu 5 Stimmen ab.

Zurückgezogenes Leben stört Dorfbewohner

Die Einbürgerungskommission hatte zuvor die Empfehlung abgegeben, das Gesuch abzulehnen, berichtet die SRF-Rundschau. Dies, nachdem das Paar bei ihr zum Gespräch gewesen war und Fragen beantwortet hatte. Zwar fand die Kommission, van Unen und seine Frau hätten einen tadellosen Leumund, ausreichende Deutschkenntnisse sowie gute persönliche und finanzielle Verhältnisse, jedoch seien sie gleichzeitig im Dorf nicht genügend integriert und verfügten über ungenügende Kenntnisse über politische Vertreter auf kommunaler, kantonaler und nationaler Ebene.

Sie hätten beispielsweise nicht gewusst, wer für Unteriberg im Schwyzer Kantonsrat sitzt, führt Gemeindepräsident Ruedi Keller (SVP) weiter aus. Und: «Man sieht ihn nirgends im Dorf. Wer den Schweizer Pass will, soll auch Freude zeigen und nicht so zurückgezogen leben.»

Paar will neuen Anlauf nehmen

Man spüre schlicht nicht, dass das Paar Freude habe, da sein zu dürfen. Van Unen widerspricht. Er habe ein Jahr lang für das Einbürgerungsgespräch gelernt. «Man kann nicht sagen, ich hätte unzureichende Kenntnisse. Das ist eine Beleidigung, das ist einfach nicht wahr.» Zudem habe er an verschiedenen Events im Dorf teilgenommen und einem Bauern beim Alpaufzug geholfen. Zudem sei er Mitglied einer regionalen SAC-Sektion.

Zurückgezogenheit und kein Grüssen auf der Strasse sind laut dem Bundesgericht keine klaren Kriterien, ein Einbürgerungsgesuch abzulehnen. Laut Keller gehe es jedoch um den Gesamteindruck. Trotzdem gibt van Unen noch nicht auf. Er will nun die Dorfbevölkerung noch besser kennenlernen.

Einbürgerung wegen Autounfall abgelehnt

Erst vor kurzem hatte das Bundesgericht entschieden, dass die Ablehnung eines Einbürgerungsgesuchs eines Türken im Kanton Schwyz unzulässig sei. Der Mann lebt seit 1994 in der Schweiz und ist laut den Schwyzer Behörden gut integriert. Ein selbstverursachter Autounfall im Jahr 2020 und die anschliessende Verurteilung führten dazu, dass das Staatssekretariat für Migration (SEM) die Erteilung der eidgenössischen Einbürgerungsbewilligung verwehrte.

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Die beliebtesten Kommentare
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fant
12.06.2025 14:20registriert Oktober 2015
Zum Glück bin ich schon Schweizer. Bei "soll auch Freude zeigen und nicht so zurückgezogen leben" würde ich gar nicht punkten.

Im Ernst: Was ist denn das für ein bireweiches Kriterium🤦.
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hauptberuflich unbequemer Furby
12.06.2025 14:22registriert Mai 2025
Ich lebe gern introvertiert, muss ich jetzt meinen Pass anzünden?🤔
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Lai Nair
12.06.2025 14:17registriert Dezember 2016
eine Gemeinde - Posse wie im Film "die Schweizermacher"
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385
    «Die Schweiz muss ihre Verflechtung mit dem russischen Oligarchentum aufarbeiten»
    Auch unter dem neuen Kanzler Friedrich Merz tue Deutschland nicht genug für die Ukraine, kritisiert der Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter. Lob hat der Christdemokrat allenfalls für die Grünen übrig. Die Politik der Schweiz finde er irritierend.

    Herr Kiesewetter, diese Woche war Friedrich Merz zu Gast bei Donald Trump. Dass der Kanzler das Treffen unbeschadet überstanden hat, sorgte in der deutschen Öffentlichkeit fast schon für Euphorie. Wurde Merz zu Recht gelobt?
    Roderich Kiesewetter: Merz hat sich die Besuche anderer Regierungschefs bei Trump wohl sehr genau angeschaut und die Situation richtig eingeschätzt. Vor allem hat er klar darauf hingewiesen, wer im Krieg zwischen Russland und der Ukraine Täter ist und wer Opfer. Dass er im Vorfeld keine allzu grossen Erwartungen geweckt hat, hat ihm sicherlich auch geholfen.

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