Stockfotografie ist eigentlich eine tolle Sache. In den Untiefen der Shutterstock-, Getty- und Alamy-Datenbanken findet man für jede noch so komische Situation ein passendes Foto. Man schreibt gerade an einem Artikel über die Liebesbeziehung zwischen einer Frau und einem Hummer am Meer? Kein Problem:
Oder will man illustrieren, wie schwierig es zurzeit für Veteranen in den USA ist, in der Öffentlichkeit ihr medizinisches Marihuana zu rauchen? Voilà:
Dass Stockfotos eine tolle Sache sind, das wissen auch die Politparteien dieser Welt. Immer wieder verwenden sie solche für ihre Kampagnen. Immer wieder versäumt man aber auch, zu hinterfragen, was man da eigentlich für ein Bild verwendet.
Schlechtestes Beispiel war die Zürcher SVP letzte Woche. Sie hat bei ihrer Bildauswahl für ein Abstimmungs-Sujet tüchtig danebengegriffen und bebilderte den «Kampf gegen die Zubetonierung der Schweiz» mit einer Aufnahme des Holocaust-Mahnmals in Berlin.
Die SVP löschte den Tweet schnell und entschuldigte sich, sprach von einem «Riesenlapsus» und dass man lediglich das Wort «Beton» bei der Bilddatenbank eingegeben habe. Das Mahnmal habe man nicht erkannt.
Über Schuld, Sühne und das Marketing-Einmaleins wollen wir hier nicht diskutieren. Es gibt nämlich auch andere Parteien, die sich vielleicht zweimal hätten überlegen sollen, was für ein Bild sie da verwenden.
Bleiben wir gerade bei der Begrenzungs-Initiative. Denn auch die Gegnerschaft hat mit ihrem Plakat einen Bock geschossen.
Marta könnte Ihr Grosi pflegen, wird sie aber nicht. Nicht, weil die polnische Marta nicht mehr in der Schweiz arbeiten darf, sondern eher weil Marta keine polnische Pflegefachfrau ist.
Denn eine Rückwärtssuche bei Google zeigt schnell: Das ist ein Stockfoto.
Nun gut, wir wechseln nach Amerika. Oder nach Afrika, je nach dem, von welchem Standpunkt aus man es betrachtet.
Ex-Präsidentschaftskandidat Peter Buttigieg aus dem US-Bundesstaat Indiana wollte nämlich Ende letztes Jahr ein paar Wähler dazugewinnen. Schwarze Wähler. Denn bei denen ist er bis dahin komplett unter dem Radar durchgeflogen.
Also gleiste er einen Plan auf, wie man Rassismus in den USA bekämpfen kann. Eigentlich eine löbliche Sache, nur illustrierte Mayor Pete seinen Plan folgendermassen:
Mit einem Stockfoto vom kenianischen Fotografen Nicholas Githiri, das eine Frau und einen Jungen aus Kenia zeigen. Die Rückwärtssuche bei Google zeigt wieder: Das Foto wird hundertfach für alle möglichen Dinge gebraucht.
Als Entschuldigung liess Buttigiegs Kommunikationsteam verlauten, dass es bei der Auswahl des Bildes nirgends hiess, dass es in Kenia gemacht worden sei.
Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz wollte seine Anhänger auf Instagram eigentlich nur dazu animieren, wieder vermehrt österreichische Produkte zu kaufen.
Dafür postete er ein Bild von einer Handvoll frisch geernteten, vermeintlich österreichischen Kartoffeln.
Ein User auf Twitter fand dann aber ziemlich schnell heraus, dass dieses Foto nicht aus Österreich, sondern aus Bulgarien stammte und von einem Fotografen namens Valentin Russanov angefertigt wurde. Es ist auf Getty Images zu finden.
gerüchteweise gibt es angeblich 1 bis 2 österreichische Fotografen, die sogar gerade etwas Zeit hätten und unter Umständen österreichische Kartoffeln hätten knipsen können pic.twitter.com/PEbx9iT8c6
— Peter Palme bGaZ (@palpet99) May 13, 2020
Wir wechseln zu unseren nördlichen Nachbarn und zur Alternative für Deutschland, kurz AfD. Die Rechtsaussenpartei ist fast schon dafür bekannt, mit ihrer Bilderauswahl ins Fettnäpfchen zu treten.
So zum Beispiel im Wahlkampf 2017. Die AfD Berlin gestaltete ein Plakat, auf dem eine Familie händchenhaltend am Strand zu sehen ist. Darüber die Überschrift: «Traditionell? Uns gefällt's.»
Wir wollen der AfD jetzt natürlich nichts unterstellen. Doch ob sie mit Absicht eine taiwanesische Familie, fotografiert von Tom Wang, als Sujet gebrauchen wollten, ist anzuzweifeln.
Weiter geht's mit der AfD. Diese sorgt sich oft über die starke Zuwanderung aus dem Ausland. So hiess es auf einem Plakat, ebenfalls im Wahlkampf 2017: «Deutsche? Machen wir lieber selber.» Dazu ein Bild einer schwangeren Frau.
Und diese selbstgemachten Deutschen müssen dann später auch wählen gehen. Am besten für die AfD. Um die politikfaulen Jungen davon zu überzeugen, wurde ein neues Plakat mit zwei gutaussehenden jungen Menschen angefertigt. «Mach mit! Verändere die Politik!», heisst es da.
Ob die zwei auf dem Plakat tatsächlich die AfD wählen, ist höchst unwahrscheinlich. Es handelt sich dabei nämlich um rumänische Models. Die Frau heisst Carla Caucean und wurde 2014 zur Miss Romania gekürt. Der Mann heisst Adi Ene und stammt aus Timisoara.
«Hol dir dein Land zurück!», fordert die AfD auf einem Wahlplakat. Im Hintergrund: das Matterhorn.
Nein, die AfD hat es noch nicht bis in die Schweiz geschafft. Ob sie mit dem Plakat den Einmarsch in die Schweiz propagieren wollte, ist ebenfalls anzuzweifeln. Die AfD Nürnberg hat wahrscheinlich einfach die Zugspitze mit dem Matterhorn verwechselt.
Der einzige Fail hier ist die AFD mit dem Matterhorn. Aber dass die Partei von Alice Weidel die Schweiz zu Deutschland zählt ist ja bekannt.. deshalb lebt sie ja auch hier und hetzt in Deutschland gegen Ausländer