Wir können. Nur schwirrt da noch immer das Bild deiner Mutter in unseren Köpfen rum, sie kam irgendwie einfach etwas zu nah ans Schlafzimmer, lieber Erkan.
Aber was soll's. Unser Kopf schwirrt sowieso. Alles ist so verwirrend bei dieser Jubiläumsstaffel! Ganz besonders die diesjährige Badehosen-Kollektion.
Wir sehen: Der Underboob-Trend – dabei lässt man die Brüste unten rauslampen – ist noch nicht ausgestanden. Und er wird hier, an jenem schicksalsweisenden portugiesischen Strand, mit einem Brustgurt auf eine ganz neue Ebene gehoben.
Er verspricht auf sublime Art und Weise Stabilität, die durch den überknappen Schnitt des Hauptverhüllungstextils nicht im Geringsten gegeben ist.
Welch wundersam komplexes, sich selbst widersprechendes Kleidungsstück! Und welch verwirrend uneindeutige Botschaft es zu senden vermag!
Es ist quasi Schrödingers Bikini!
Oder eine Burka für Brüste. Oder aber ein gerissener Migros-Sack, den man, während man nach Hause rennt, so mühsam zusammenhalten muss, damit die Galiamelonen nicht unten rausfallen.
Oder ist es am Ende doch eine Warnbotschaft eines Ninjas mit seinem Katana, die aber irgendwie unbemerkt an dir vorübergezogen ist (es war ein sehr lautloser Ninja), und dann gehst du eben so an den Beach, weil, ja?
Die grosse Frage würde in jenem letzten Fall aber lauten: War dieser Ninja am Ende gar der Bachelor selbst??!?
Ihr müsst nämlich wissen: Erkan ist Schauspieler. Und er übt sich bereits im Schwertkampf; für seine nächste Rolle. Er übt sogar so intensiv, dass am Ende niemand mehr sagen kann, war das jetzt ein echter Ninja oder einfach nur der Erkan? Denn er wird vollumfänglich mit seiner Rolle verschmelzen. Sein Perfektionismus macht das möglich.
Zuvor ist Erkan bereits mit einem gewissen Brad verschmolzen. In einer Komödie. Und in einer türkischen Serie mit einem nicht näher benannten Bösewicht.
Erkan schreibt aber auch selbst. Vor allem «philosophische Sachen». Gedichte. Er schaut dabei sehr gedankenversunken aufs Gewässer vor ihm.
Die Lippen leicht geöffnet, greift er sich langsam ins tief schwarze, lockige Haar, massiert und knetet es, so dass sich sein Bizeps im Rhythmus seiner Finger hinaufzuwölben beginnt wie ein sanft wachsender Riese. Doch nur allzu schnell erreicht jener vom goldenen Sonnenlicht verwöhnte Muskelberg, dieses leicht angeschwitzte, adonishafte Kontraktionsorgan den höchsten Punkt, es reibt sich am engen Saum seines T-Shirts, wächst schneller und immer schneller, schwillt bis zum Zerbersten an, und für einen kleinen Moment nur flackert die Angst auf, der Stoff würde es nicht aushalten. Er würde reissen.
Die Angst wird zum Wunsch, zum innigsten Begehren schon, doch es passiert nicht und schon ist alles vorbei.
Erkan kritzelt in sein Notizheft.
Ja, was ist Liebe, Erkan??!!
Die Szene bricht ab. Der Bachelor verrät es uns nicht.
Er geht zum Lesen über. Hamlet natürlich. Und so ist dann auch die künstlerisch-intellektuelle Dreifaltigkeit – schauspielern, schreiben, lesen – komplettiert.
Nur Erkan selbst ist es noch nicht. Trotz all dieser Tiefgründigkeit – er kratzt ja quasi am Grund des Marianengrabens, jener Tiefseerinne, deren tiefster Punkt rund 11'000 Meter unter der Meeresoberfläche liegt (Danke, Huberversität!). Aber dort unten hat er noch keine Lady gefunden. Ist ja auch ziemlich dunkel. Und es gibt da vor allem braune, röhrenförmige Einzeller, sogenannte Foraminiferen.
Darum taucht Erkan nun eher so in der Kategorie Katzensee. Und was findet er da?
Marlow zum Beispiel. Die von sich selbst sagt, sie sei authentisch. Und nicht 08/15.
Ebensowenig wie Romina zumindest, die das merkwürdigerweise auch von sich behauptet. Sie sei stattdessen 007. Classy. Und elegant. «Mit emene Schuss Martini. Gschüttlet, nöd grührt.»
Und da ist noch die lustig plappernde Patricia, Poledancerin und Lehramt-Studentin. In ihrer zweiten Funktion streicht sie wie Erkan gerne Sachen an.
In ihrer zweiten schlingt sie ihre Beine um eine Stange oder den Hals des Bachelors.
Das fand dann wiederum Classy Romina gar nicht gut.
Wie es der Bachelor fand, das wissen wir nicht genau. Er ist nämlich zu restlos allen lieb. Er wiederholt gern die Sachen, die die Ladys zu ihm sagen, als Zeichen, dass er ihnen zuhört. Oder weil er den Witz nicht verstanden hat.
Alle scheinen ihn zu lieben, diesen Ruhe und Charme versprühenden Mann, wie er so dasteht, auf dem Treppenabsatz seiner Villa, geräuschvoll Küsschen verteilend und die Nervosität der schüchterneren Anwärterinnen unter seinen starken Armen verschwinden lassend.
Wenn die wüssten, dass der gute Erkan einen Maulwurf eingeschleust hat! Eine Kollegin, die sich klammheimlich unter die Kandidatinnen gemischt hat, um dort die faulen Eier auszusortieren. All die Fame-Jägerinnen und Falsch-Spielerinnen, die es nicht ernst meinen mit ihm und seinem Herz, das er hier so grosszügig feilbietet. Er will nämlich nicht noch einmal in den schmerzlichen Strudel von Unehrlichkeit und verhängnisvollen Lügen hineingeraten.
Das verstehen wir. Nur dass Erkan dafür selbst einen Strudel von Unehrlichkeit anrührt, in dem die ehrlichen Kandidatinnen dann eventuell versinken, ist natürlich etwas heikel.
Um nicht zu sagen paradox.
Verhält der Bachelor sich am Ende wie das sich selbst widersprechende Bikinioberteil von Fabienne?
IST ER AM ENDE DAS BIKINI-OBERTEIL VON FABIENNE?!???
ISST ER AM ENDE DAS BIKINI-OBERTEIL VON FABIENNE??!!!!???
… hätte ihn unsterblich gemacht.
"ISST ER AM ENDE DAS BIKINI-OBERTEIL VON FABIENNE??!!??"
Ernsthaft, wer denkt sich sowas aus bei euch? 😂
Selten so eine Scheisse gelesen. Ich verneige mich vor dir Anna Rothefluh, ich lache Tränen :-)!