Diverse verletzte Spieler, bereits drei Punkte Rückstand in der Liga auf YB, kein Back-up für den einzigen Rechtsverteidiger im Kader, Silvan Widmer – der FC Basel hat sich schon besser präsentiert. Wer sich der Probleme nach der fristlosen Entlassung von Trainer Raphael Wicky annehmen soll, ist noch nicht bekannt. Klar ist nur, dass er einen Klub mit unglaublich vielen Baustellen übernehmen wird. Welche das sind, zeigt die «Schweiz am Wochenende» auf.
So inexistent die Kommunikation seit der Entlassung von Raphael Wicky ist, so offensiv war sie bis zu diesem Zeitpunkt – meist von FCB-Sportchef Marco Streller. Ricky van Wolfswinkel sei ein Königstransfer. Valentin Stocker ein 1:1-Ersatz für Renato Steffen. Silvan Widmer ein Transfercoup. Das aktuelle Kader definitiv gut und auch breit genug. Und sowieso: der Trainer sei kein Thema.
Bewahrheitet hat sich davon bisher nichts. Die Aussage bezüglich Widmer scheint noch die realistischste zu sein. Fakt ist, dass Streller extrem offensiv kommunizierte und damit unnötig Druck aufbaute. Beispielsweise auf Stocker, der sich unlängst eine defensivere Kommunikation gewünscht hatte.
Er sagt: «Sehr viele Dinge sind auch immer eine Frage der Kommunikation. Damit kann man verschiedenes beeinflussen.» Was er auf seine Person und die Erwartungen an ihn bezogen hat, welche Strellers Aussagen provozierten, kann man getrost auf die Kommunikation des Vereins im Allgemeinen übertragen.
Wer sagt, das Kader sei gut genug, und die grösstmöglichen Ziele ausgibt, der sagt auch: Wenn diese nicht erfüllt werden, liegt es am Trainer und dessen Unfähigkeit. Ob der nun Wicky, Frei, Koller, Rahmen, Schmidt oder sonst wie heisst.
Marco Streller hat zu einigen Spielern einen näheren Bezug, als ihn Ex-Trainer Wicky jemals hätte haben können. Zudem hatte Wicky immer betont, dass es Bereiche gebe, in die er sich nicht einmische. Er wahrte Distanz.
Distanz, die Streller kaum hat, auch aufgrund seiner nahen Verbindung zu Valentin Stocker, Fabian Frei oder Taulant Xhaka, mit denen er historische Erfolge feierte. Es ist eine Nähe, die es unter Vorgänger Georg Heitz nicht gab und die problematisch ist, weil sie den Trainer unterminieren kann.
Ein 20-jähriger Innenverteidiger gibt sein Profi-Debüt auf der Position des Rechtsverteidigers, und das in einem Spiel, in dem es um das Erreichen der für den FCB wichtigen europäischen Wettbewerbe und damit verbundenen Millionen geht.
Yves Kaiser war gegen Paok die letzte Option, weil der einzige Rechtsverteidiger im Kader, Widmer, ausfiel und der FCB einfach gehofft hatte, dass das nie passieren würde. Es ist nur ein Punkt, der zeigt: Das Kader ist dünn, muss aber für hochgesteckte Ziele ausreichen.
Wenn Bernhard Burgener eine Firma führt, setzt er Leute mit viel Fachwissen ein, denen er Vertrauen schenkt. Volles Vertrauen. Er legt das Tagesgeschäft in deren Hände und zieht sich zurück. Das mag in der Unternehmerbranche funktionieren, nicht aber im Fussballbusiness.
Statt den Verein mit Herzblut und Emotionen zu führen und sich hinzustellen, wenn es nötig ist, führt er mit Kalkül, kühlem Kopf und verkriecht sich, wenn es darauf ankommt. Er greift nur dann ein, wenn ihn jemand infrage stellt. Und dann richtig. Denn das mag Burgener gar nicht. Das hat Raphael Wicky zu spüren bekommen, als er das Kader hinterfragt, Verkäufe kritisiert und Verstärkungen gefordert hat. Als Quittung gab es die Entlassung.
«Jobs for the boys» nennt es FCB-Legende Scott Chipperfield. Vetterliwirtschaft die anderen. Gemeint ist die Ansammlung von Kumpels im und um das Kader von Marco Streller. Fabian Frei und Valentin Stocker im Team. Alex Frei als Interimstrainer. Dessen Bruder – der ebenfalls auf den Namen Fabian Frei hört – als Video-Analyst im Trainer-Staff.
Und dann noch die beiden Neuzugänge Aldo Kalulu und Julian von Moos. Sie haben auf den ersten Blick nichts mit den FCB-Freunden zu tun. Auf den zweiten aber schon, werden sie doch von den Degen-Zwillingen beraten.
Ein Trainer braucht Zeit. Um sein Team kennen zu lernen. Die Charaktere der Spieler zu verstehen. Deren Stärken. Deren Schwächen. Und um seine Fussballidee zu vermitteln und allenfalls dem gegebenen Spielermaterial anzupassen.
Oder wie Wicky zu sagen pflegte: «Ein Grossteil der Mannschaft war schon im Winter da. Daher müssen wir nicht wieder bei null anfangen.» Sein Nachfolger wird aber genau das tun: bei null anfangen.
Nur tut er dies nicht zu Beginn einer fünfwöchigen Vorbereitung, mitten in der Saison. Somit hat er keine Zeit für Ausrutscher. Er muss liefern. Sofort. Noch mehr verpatzte Spiele und verschlafene Starts kann sich der FCB nicht leisten. Die Zeit läuft gegen ihn. (aargauerzeitung.ch)
Alles klar! Jetzt wissen wir, woher ihre Schauspielerei kam! 😂😂😂😂