Die Kantone wollen mit der Einführung personalisierten Tickets gegen Fangewalt kämpfen. Die Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) beschloss am Freitag, einen Vorschlag für eine dafür notwendige Revision des Hooligan-Konkordats zu erarbeiten.
Das personalisierte Ticket stelle ein wichtiges zusätzliches Instrument bei der Verfolgung von Einzeltätern dar, teilte die Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) am Freitag mit.
Ein Rechtsgutachten sei zum Schluss gekommen, dass für die nicht freiwillige Einführung von personalisierten Tickets für Sportveranstaltungen eine Revision des unter dem Namen Hooligan-Konkordat bekannten «Konkordats über Massnahmen gegen Gewalt anlässlich von Sportveranstaltungen» notwendig sei. Auf freiwilliger Basis könnten Klubs solche personalisierten Tickets bereits heute einführen.
Nun soll ein Vorschlag für eine entsprechende Revision ausgearbeitet werden. Karin Kayser-Frutschi rechnet damit, dass dieser innerhalb des nächsten Jahres vorliegen wird, wie sie auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Sie ist Regierungsrätin des Kantons Nidwalden und Co-Präsidentin der KKJPD.
Über die tatsächliche Einführung von personalisierten Tickets gegen den Willen der Veranstalter werden schlussendlich aber die Bewilligungsbehörden entscheiden, wie die KKJPD weiter mitteilte. «Es war aber der Wunsch der Bewilligungsbehörden, dass eine solche Revision ausgearbeitet wird», präzisierte Kayser-Frutschi.
Im Kampf gegen Fangewalt setzt die KKJPD ab nächster Saison ausserdem auf das sogenannte Kaskadenmodell, wie sie im März bekanntgegeben hatten. Dieses besteht aus verschiedenen Stufen, wobei bestimmte Vorkommnisse automatisch vorher definierte Massnahmen auslösen.
Auf der Stufe eins 1 sieht das Modell einen obligatorischen Dialog zwischen Clubs und Fans und den Behörden vor. Bei Stufe 2 wird der Einlass ins Stadion mittels Videoüberwachung kontrolliert, sodass eine Identitätsfeststellung möglich ist. Ab Stufe 3, die bei Gewalt mit Verletzten oder dem Einsatz von Waffen in Kraft gesetzt wird, müssen die Clubs die Fankurve beim nächsten Heimspiel schliessen. Kommt es in einer Bewährungsphase zu weiterer Gewalt mit Verletzten oder dem Einsatz von Waffen, findet das nächste Heimspiel als Geisterspiel ganz ohne Publikum statt.
Die Swiss Football League (SFL) und die Fussballclubs lehnten das Modell einstimmig ab. Sie erachteten es in der Praxis als nicht zielführend, einseitig und unverhältnismässig.
«Rund um Spiele der Super League gab es noch nie so wenige Fälle von schweren gewalttätigen Auseinandersetzungen wie in der abgelaufenen Saison», begründete SFL-Geschäftsführer Claudius Schäfer die Ablehnung im März. Ausserdem vermische das Modell Prävention und Repression und fokussiere nicht auf die Verhinderung zukünftiger Gewalttätigkeiten. Ebenfalls kritisierten Liga und Clubs, dass unter Berufung auf das Kaskadenmodell einzelne Elemente bereits mehrfach angewendet wurden, obwohl das Modell noch nicht verabschiedet beziehungsweise eingeführt war.
Zuletzt war es mehrmals zu Ausschreitungen bei Fussballspielen gekommen. Am vergangenen Samstag hatten mehrere hundert FCZ-Fans den privaten Sicherheitsdienst des Stade de Genève sowie Polizeimitarbeitende angegriffen. Die Zürcher Fans bewarfen die Einsatzkräfte mit Metallstangen, Sitzen, Böllern, Pyros und Schottersteinen. Beim nächsten Heimspiel des FC Zürich gegen den FC St. Gallen bleibt der Heimsektor im Letzigrund deshalb geschlossen, wie die KKJPD ebenfalls am Freitag mitteilte.
Auch zwischen YB- und St. Gallen Fans kam es letzten Sonntag zu Ausschreitungen. Mitte März war es in Aarau ausserdem zu Ausschreitungen zwischen Fans des FC Aarau und FC Baden gekommen.
(hah/sda)
Ich zweifle wirklich am Verstand dieser Personen...