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Universität St. Gallen trennt sich von zwei Professoren

Universität St. Gallen trennt sich von zwei Professoren

09.01.2024, 13:4809.01.2024, 16:27
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Die Universität St. Gallen hat auf zwei unterschiedliche Untersuchungen reagiert und sich vom bisherigen Direktor eines Instituts sowie von einem dort tätigen Titularprofessor getrennt. Beide Professoren bestreiten die gegen sie erhobenen Vorwürfe.

ARCHIVBILD ZUM BILDUNGSBERICHT DES WBF, AM DIENSTAG, 19. JUNI 2018 - Students follow Prof. Dr. Christoph Lechner's lecture "Strategic Management" in the lecture hall "Auditorium ma ...
Eine Vorlesung in der Universität St. Gallen.Bild: KEYSTONE

Auslöser der Untersuchungen waren ursprünglich Plagiatsvorwürfe gegen einen Titularprofessor des Instituts für Supply Chain Management (ISCM), der von Studierenden der Universität erhoben wurde. Dazu gab es Kritik an der Führung des gleichen Instituts durch Professor Wolfgang Stölzle.

Nach verschiedenen Medienberichten reagierte die Universität St. Gallen. Im Dezember 2022 wurde eine Untersuchungskommission mit den Abklärungen der Plagiatsvorwürfe beauftragt, die sich unter anderem auf zwei Gutachten abstützte. Das Ergebnis: Es liege «eine wesentliche Verletzung der Regeln der wissenschaftlichen Integrität» vor, heisst es in der Mitteilung der HSG vom Dienstag.

Der Professor habe mehrfach Textteile studentischer Arbeiten für Eigenpublikationen ohne entsprechende Quellenverweise verwendet. Damit hätten sich die Plagiatsvorwürfe aus Sicht der Universität in mehreren Fällen bestätigt. Die Überprüfung der Habilitation sei weiterhin im Gang.

Der Titularprofessor bestreite das Ergebnis der Kommission, heisst es in der Mitteilung weiter. Nach seiner Ansicht können die Integritätsrichtlinien «mit Bezug auf den historischen Kontext und die damals gelebte Praxis» hier keine Anwendung finden.

«Problematische Führungskultur»

Die Administrativuntersuchung gegen Wolfgang Stölzle hatte bereits im Oktober 2022 begonnen. Die zuständige Kommission stellte in einem bis im Mai 2023 verfertigten Bericht fest, dass am Institut «eine problematische Führungskultur» bestanden habe.

Im Juni hatte die Universität an einer Medienkonferenz bereits über das vorläufige Ergebnis der Abklärungen informiert. Dabei wurde bekanntgegeben, dass dem Professor die Leitung des Instituts entzogen wurde.

Im Zusammenhang mit dessen privater GmbH sei «eine starke Vermischung dienstlicher und privater Interessen» festgestellt worden, erklärte damals der St. Galler Regierungsrat und Präsident des Universitätsrats Stefan Kölliker (SVP).

Seither wurde nach weiteren Abklärungen und Gesprächen eine Gesamtwürdigung vorgenommen. Das Fazit: Wolfgang Stölzle schade dem Ansehen der Universität «insgesamt in schwerwiegender Weise», heisst es im Communiqué.

Auch Stölze weist die Vorwürfe zurück. Aus seiner Sicht seien die ihm zur Last gelegten Verstösse mit seiner Eingabe von anfangs September «vollumfänglich widerlegt». Die Beschwerden, die gegen ihn von Mitarbeitenden anonym erhoben wurden, seien «unbegründet».

Anpassungen im Universitätsgesetz

Die beiden Fälle lösten zahlreiche Medienberichte und mehrere Vorstösse im St. Galler Kantonsrat aus. Sie beeinflussten auch die Überarbeitung des Universitätsgesetzes. Darin werden die Kompetenzen des Rektorats gegenüber den Instituten verstärkt. Weiter gibt es eine Doktoratsreform mit einer obligatorischen externen Begutachtung von Dissertationen.

Die Universität will nun einen Schlussstrich unter beide Affären ziehen. Um langwierige und kostspielige Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden, hätten sich die Parteien «auf Vereinbarungen zum Austritt per Saldo aller Ansprüche» geeinigt, heisst es im Communiqué. Der Titularprofessor werde die Universität Ende April 2024 verlassen, Wolfgang Stölzle Ende Juli. Beide seien bis zu ihrem Austritt freigestellt worden. (saw/sda)

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3 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ELMatador
09.01.2024 15:29registriert Februar 2020
Arbeiten der eigenen Studenten und Doktoranden ohne Nennung in eigenen Publikationen verwenden war und ist leider eine verbreitete Methode in der Branche. Zum Glück ist sie stark rückläufig.
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