Die Autos stehen still. Drängler, genervte Blicke und ungeduldiges Hupen tun ihr Übriges. Am Dienstagabend, pünktlich zum Feierabend, kommen die Autofahrer auf der Dufourstrasse in Zürich, auf der Höhe der Seehofstrasse, nicht mehr vom Fleck. Betroffen sind jene, die hier nach rechts einbiegen und dann über die Seefeld- und die Falkenstrasse zum Utoquai und weiter zum Bellevue fahren wollen.
Ein Geschäftsmann erzählt durchs offene Fenster seines Wagens der NZZ: «In 20 Minuten habe ich 500 Meter geschafft. In den letzten 5 Minuten gar nur eine Fahrzeuglänge!» Diese Tortur mache er jeden Tag mit, da er nicht auf den öffentlichen Verkehr umsteigen könne. Er wohne im Luzerner Seeland.
Die Bellerivestrasse ist momentan auf eine Spur beschränkt und auf mehreren Quartierstrassen können die Autofahrer nicht mehr darauf einbiegen. Gesperrt sind die Zugänge über die Feldeggstrasse, die Höschgasse, die Hornbachstrasse und vier weitere Querstrassen. Dadurch soll der Verkehr mit den Tausenden von Fahrzeugen weiterhin bewältigt werden. Die Baustelle wird mindestens bis Oktober 2026 dauern. Grund sei das Ersetzen von maroden Wasserleitungen.
Nicht jeden Tag gibt es aber einen solchen Stau. Am Montag, einem Tag, der oft für Homeoffice genutzt werde, habe die Zeitung bei der Bellerivestrasse einen flüssigen Verkehr beobachten können. Prekärer sei die Lage aber in den Quartierstrassen am Dienstag.
Claudio Zihlmann, Fraktionschef der FDP im Kantonsrat und Präsident der FDP des Wahlkreises 7 und 8, meint zur Situation: «Wir werden verkehrspolitisch drangsaliert.» Das Seefeld und seine benachbarten Quartiere seien anders als andere Wahlkreise in der Stadt von den Bürgerlichen dominiert. Bei den letzten Gemeinderatswahlen konnte sich die FDP durchsetzen.
Zihlmann ärgert sich vor allem über die Folgen von mehreren Baustellen. Er meint dazu: «An der Dufourstrasse wurden Parkplätze wegen weiterer Bauarbeiten aufgehoben, der Kreuzplatz ist ebenfalls kaum passierbar, die Zollikerstrasse ist zur Stadtgrenze hin ebenfalls gesperrt – alles gleichzeitig!»
Er ist sich sicher, dass schlussendlich die Anwohner den Schaden davontragen. Betroffen sei wegen der Umleitungen zudem auch das Gewerbe, das schon mit der Rad-WM viel einstecken musste.
Die Dienstabteilung Verkehr der Stadt Zürich empfiehlt am Mittwoch: Dufourstrasse und Seefeldstrasse seien keine Transitstrassen und man solle dafür die Bellerivestrasse benutzen.
Autofahrer sollen das Quartier somit über den Bahnhof Tiefenbrunnen umfahren und dort auf die einspurige Hauptverkehrsachse am See einbiegen. Somit müssen sich die Verkehrsteilnehmer auf längere Wege einstellen. Es braucht also weiterhin starke Nerven. (kek)