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Du willst nur das Beste? Voilà:
Donat, du hast das erfolgreichste
Schweizer Crowdfunding-Projekt aller Zeiten lanciert! Über 4000 Leute unterstützen dich bereits. Wie fühlt es
sich an?
Eigentlich gut. Der Lärm ist auch etwas unheimlich.
Warum unheimlich? Freust du dich
nicht?
Doch natürlich freue ich mich. Es ist nur etwas unheimlich, dass ich es plötzlich mit einer riesigen Masse von tausenden unbekannten Menschen zu tun habe. Ich muss ihnen jetzt gerecht werden. Aber das nahm ich ja in Kauf.
Den Inseratenplatz für die «20 Minuten»-Titelseite hast
du ja reserviert oder?
Natürlich.
Dann kann ja nichts schief gehen.
Was erhältst du für Reaktionen auf dein Projekt?
Die Reaktionen in meinem Umfeld sind
sehr positiv. Meine Freunde sind mitverantwortlich, dass das Projekt
überhaupt zustande kam. Sie haben mich schon im Vorfeld sehr
bestärkt. Auf Social Media wird natürlich nicht zu knapp Häme
ergossen, über den Studi mit den langen Haaren, der auch noch Donat
heisst und wohl nichts Besseres als das in seinem Leben zu tun hat. Aber dies zeigt genau sehr eindrücklich auf, wie viele Leser sich mit dem Konsum von Schlagzeilen begnügen, um sich eine Meinung zu bilden. Genau das macht man sich im Wahlkampf zunutze.
Verletzen dich diese Kommentare?
Sie bleiben schon etwas länger haften als die positiven Rückmeldungen, die ja eigentlich überwiegen. Die Situation ist einfach sehr ungewohnt. Ich war noch nie Protagonist eines Shitstorms. Ich fühle mich wie mitten in einem Tornado. Aber damit lernt man wohl umzugehen.
Es ist ja kein richtiger Shitstorm.
Du hast einen Nerv getroffen. Kein anderes Projekt auf wemakeit.ch
war jemals so schnell, so erfolgreich wie deins.
Tatsächlich scheint es viele Menschen zu beschäftigen. Aber diese Wahlkampf-Kampagne war auch ein Steilpass. Das ist eine Dimension von Klamauk-Wahlkampf, die ich noch nie erlebt habe. Darüber rege offensichtlich nicht nur ich mich auf.
Was
regt dich denn so auf?
Diese Amerikanisierung des Wahlkampfs finde ich problematisch. Show und Politik vermischen sich immer mehr. Gerade in einem Land wie der Schweiz, wo Bürger verhältnismässig viel Mitbestimmungsrecht haben, ist es doch wichtig, Themen nicht emotional aufzublasen, sondern sachlich anzugehen. Es kann nicht sein, dass die Partei mit dem
griffigsten Slogan und dem grössten Budget die Wahlen gewinnt und
nicht die mit den besten Argumenten und Lösungen.
Was
willst du dagegen tun, dass die eine Partei mehr, die andere weniger
Geld zur Verfügung hat?
Für mich als Wähler ist in erster Linie wichtig zu wissen, woher dieser Überschuss kommt. Wer nimmt Einfluss auf eine Partei? Wer hat ein Interesse daran, dass eine bestimmte Partei gewinnt? Und aus welchen Gründen? Offengelegte Budgets helfen, das Bild einer Partei zu vervollständigen und federn die Ungleichheit zumindest ein bisschen ab.
Würdest
du Parteiwerbung in Medien komplett verbieten wollen?
Es soll durchaus Plattformen geben, auf denen Parteien ihre Meinung äussern können. Ungünstig ist, wenn sich nur jene Parteien mit dem grossen Portemonnaie diese Plattformen leisten können und bestimmen, worüber geredet wird. Es bräuchte also gewisse Regeln, um zu verhindern, dass es zu dieser Einseitigkeit kommt. Aber ich bin kein
Politiker. Die Regeln können die gewählten Politiker aufstellen.
Denkst
du nicht, dass die Menschen genug intelligent sind, sich nicht zu
stark von Parteiwerbung beeinflussen zu lassen?
Ich denke, nicht jeder kann oder will sich die Zeit nehmen, um sich vor den Wahlen intensiv mit Parteiprogrammen, Vorstössen und Kandidaten auseinander zu setzen. Deswegen haben Headlines in Medien und griffige Slogans von Parteien einen so grossen Einfluss – egal ob sie wahr sind oder nicht, egal ob sie dem Parteiprogramm entsprechen oder nicht. Das muss uns bewusst sein.
Denkst
du, deine Kampagne kann das vermitteln?
Ich
hoffe es. Immerhin reden wir gerade darüber.
Um das zu erreichen, sammelst du aber 126'000 Franken für den grossen Medienkonzern, der die Titelseite seiner grössten Zeitung überhaupt erst an die SVP verkauft hat.
Das stimmt. Grundsätzlich finde ich das eine berechtigte Kritik. Nur geht es bei dieser Aktion eben nicht in erster Linie um die Machtkonzentration in der Medienlandschaft, sondern um die Art und Weise, wie Wahlkampf betrieben wird. Auch ich finde es problematisch, dass die Schweizer Medienlandschaft dominiert wird von zwei bis drei grossen Konzernen. Aber man kann nun mal nicht alle Themen auf einmal ansprechen. Man geht Kompromisse ein. Und ich nehme jetzt halt in Kauf, dass Tamedia an mir, oder besser an uns, gutes Geld verdient.
Gerade jetzt müsstest du doch lieber Geld für die Flüchtlinge sammeln.
Diese zwei Themen gegeneinander auszuspielen, bringt nichts. Flüchtlingsprojekte sind extrem wichtig, doch es gibt bereits dutzende Organisationen, die sich diesem Thema angenommen haben. Was Flüchtlinge vor allem brauchen, sind politische Lösungen. Und diese fordern einen sachlichen Umgang mit der Thematik. In einem fairen Wahlkampf kann ich jene Politiker wählen, die das tun. So wird den Flüchtlingen noch viel
besser geholfen.
Wen
wirst du denn wählen?
Für
die Kampagne spielt das eigentlich keine Rolle.
Die
SVP ja wahrscheinlich nicht. Hast du nicht Angst, am Ende noch
Werbung für die Partei zu machen?
Es
geht mir ja auch nicht bloss darum, die SVP schlecht zu machen. Ich
will, dass wir uns überlegen, was für einen Wahlkampf wir wollen.
Mag sein, dass die Kampagne auch die Befürworter des SVP-Wahlkampfs
mobilisiert. Die Gegner werden aber genauso mobilisiert, wenn nicht
noch stärker.