Die Angriffe waren heftig. Die «Weltwoche» widmete dem Kronfavoriten gleich zwei Schlagzeilen auf der Titelseite. «Die SVP zweifelt an Albert Rösti», war die eine, «Hansdampf in allen Kassen» die zweite. Das Blatt thematisierte die 16 Mandate, die Rösti hat – neben dem Nationalratsmandat.
SVP-Nationalrat und «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel sekundierte die Schlagzeilen mit einer klaren Ansage: «Albert Rösti ist der Falsche».
Die Frage ist: Was haben diese Angriffe in der SVP-Fraktion ausgelöst? Denn sie bestimmt am Freitag ihr Zweierticket für den Bundesrat. Gibt es inzwischen Absetzbewegungen von Albert Rösti (55)?
Recherchen zeigen: Im Gegenteil. Vereinzelte Fraktionsmitglieder finden, die kritischen Artikel hätten Spuren hinterlassen. Die grosse Mehrheit hingegen steht hinter Rösti.
Die Vorwürfe sind in der Fraktion kaum ein Thema. «Dass man die Mandate von Rösti hinterfragt, ist richtig», sagt Nationalrat Benjamin Giezendanner. «Doch die Angriffe verfangen nicht. Niemand nimmt sie so richtig ernst. Wir alle kennen Albert Rösti.» Logische Folge für Giezendanner: Rösti ist für ihn gesetzt auf dem Ticket. «Er ist klarer Favorit», sagt er.
Das sieht auch die grosse Mehrheit der SVP-Fraktion so. Besonders deutlich wird Nationalrätin Monika Rüegger. Rösti sei der einzige SVP-Vertreter, der für das Energiedepartement (Uvek) prädestiniert sei. Da brauche es in dieser Krise die «beste Person». Rösti sei ein Fachmann, betont Rüegger, Mitglied der Umweltkommission: «Er wäre fähiger als alle amtierenden Bundesräte, das Uvek zu übernehmen.»
Auch andere Fraktionsmitglieder wie Mike Egger, Christian Imark, Hannes Germann, Andreas Aebi und Barbara Steinemann sehen Rösti als klaren Favoriten für den ersten Ticketplatz.
Gefährlich werden kann Röstis Bundesratsambitionen nur einer: der Zürcher Hans-Ueli Vogt (52), Professor für Wirtschaftsrecht und Nationalrat von 2015 bis 2021. Er hat die besten Chancen auf den zweiten Ticketplatz. Vor allem aber ist Vogt der Einzige, der Rösti im Parlament in ernsthafte Schwierigkeiten bringen kann.
Mit Vogt käme der erste offen homosexuell lebende Bundesratskandidat auf ein offizielles Ticket – und er wäre der erste offen homosexuell lebende Bundesrat. Zweifellos ein wichtiger Moment für die LGBT-Gemeinschaft der lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans Menschen.
Vogt gilt als «intellektuell brillant» (Nationalrat Roland Büchel) und als «sehr geschätzt über die Parteigrenzen hinweg und unglaublich stark in seinem Kerngebiet» (Rüegger). Zum Problem werden könnte für ihn der fluchtartige Abgang aus dem Parlament 2021. Er habe sich wie ein Tennisspieler auf dem Fussballplatz gefühlt, sagte er damals.
Die engsten Supporter von Rösti haben die Gefahr erkannt. Hinter den Kulissen arbeiten sie an einem Plan, um Vogt zu verhindern. Das bestätigen mehrere Quellen. Sie wollen den Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler (62) auf den zweiten Listenplatz hieven.
Ihr Kalkül: Tritt Tännler im Parlament gegen Rösti an, wird Rösti sicher Bundesrat. Dem Zuger, der zu wenig bekannt ist, werden im Parlament keine Chancen eingeräumt im Duell mit dem Topfavoriten.
«Wenn Rösti und Tännler zusammen auf ein Ticket kommen, dann ist die Bundesratswahl schon im ersten Wahlgang erledigt», sagt ein Schwergewicht der Fraktion. «Und wir können zum Apéro schreiten.»
Ob Tännler den Sprung aufs Ticket schafft, ist aber fraglich. Das Ansehen des Zuger Finanzdirektors in der SVP-Fraktion hat Grenzen. Er gilt als politischer Überläufer: Von 1994 bis 2002 sass er für die FDP im Zuger Kantonsrat, bevor er zur SVP wechselte. Zudem setzte er sich 2014 für Roadpricing ein, nicht im Konsens mit der SVP.
Dem Zuger werden aber Selbstbewusstsein und Durchsetzungsfähigkeit attestiert. Zudem stammt er aus einem Geber-Kanton beim Finanzausgleich.
Im Gegensatz zum Berner Ständerat Werner Salzmann. Dieser hat ein doppeltes Handicap: Er ist erstens Berner wie Rösti – und zweitens ist Bern ein Nehmerkanton. «Es ist aber sehr wichtig, dass eine Kandidatin oder ein Kandidat aus einem Geberkanton kommt», sagt Rüegger.
Das ficht den Berner Nationalrat Andreas Aebi nicht an. «Von den Fähigkeiten her und von der Verbundenheit mit Fraktion und Parlament sind das die beiden besten Kandidaten», sagt er. «Fährt man mit ihnen, fährt man gut. Der Zufall will es, dass beide Berner sind.» Die Berner versuchen, Rösti und Salzmann als Duo durchzubringen, in einer Allianz mit den Romands.
Nur geringe Chancen, den Sprung auf das Ticket zu schaffen, hat die Nidwaldner Regierungsrätin Michèle Blöchliger (55) – weil sie ihre britische Staatsbürgerschaft verschwiegen hat. Und weil doppelte Staatsbürgerschaften in der SVP ein sensibles Thema sind.
Noch unklar ist, ob ein Zweier- oder Dreierticket gewählt wird. «Ich möchte ein Dreierticket – damit wir Rösti, Salzmann und Vogt zur Wahl stellen können», sagt Nationalrätin Barbara Steinemann. «Das sind drei gute Kandidaten, alle haben einen Platz auf dem Ticket verdient.» Und: Am Ende werde sowieso Rösti Bundesrat. Dann seien «alle zufriedengestellt».
Ob ein entsprechender Antrag Chancen hat, ist aber fraglich. (aargauerzeitung.ch)
Ein Blick auf das Profil von Röschti bei Lobbywatch zeigt nur, das er dazu sicher überhaupt nicht geeignet ist. Dazu ist viel zu stark von Lobbyverbänden beeinflusst, welche für das UVEK relevant sind. Wir brauchen sicher niemanden im Verkehrsdepartement, der für die Autoimporteure spricht. Wir brauchen auch keinen Vertreter der AKWs an der Stelle, wo Energiepolitik massgeblich gemacht wird. Ich glaube es hakt! Da ist der Rückschritt in die 60ger Jahre ja vorprogrammiert!