Die Schweizerische Volkspartei ist für ihre prägnanten Grafiken bekannt. Diese stehen im Ruf, die Wirklichkeit nicht immer ganz genau abzubilden. 2014 etwa fragte die SVP auf einem Werbeplakat: «Bald 1 Million Muslime?» Das brachte ihr eine Strafanzeige ein .
Die Tradition ist nun um ein Beispiel reicher: ein Diagramm zur Bevölkerungsentwicklung der nächsten 15 Jahre, über ein Inserat in der Gratiszeitung «20 Minuten» diese Woche 500'000 Mal unter die Leute gebracht.
Sieht man sich diese Grafik an, entsteht der Eindruck, dass die Schweizer im eigenen Land im Jahr 2030 in der Unterzahl sein werden. Das ist kein Zufall – denn mit ein paar faulen Tricks soll genau dieser Eindruck erweckt werden.
Bei genauem Hinsehen merkt man: Den unteren Teil der Grafik hat die SVP einfach weggelassen, denn die Skala beginnt erst bei 4 Millionen. Oder anders gesagt: 4 Millionen Schweizer werden einfach aus der Darstellung gekippt.
Wie die Grafik vollständig dargestellt ungefähr aussehen würde, zeigt dieses Bild, das Reto Schlatter auf Twitter veröffentlicht hat:
#svp schneidet bei #20min - Grafik einfach zwei Drittel der gebürtigen Schweizer ab. #wahlen pic.twitter.com/D7seDLCits
— Reto Schlatter (@reto_schlatter) September 16, 2015
Den Vorwurf der Irreführung weist die SVP zurück. «Die Grafik ist nicht irreführend. Es ist klar gekennzeichnet, dass sie bei vier Millionen gebürtigen Schweizern anfängt», sagt Silvia Bär, stellvertretende Generalsekretärin der SVP. Man wolle deutlich machen, dass der Anteil der Ausländer und Eingebürgerten im Jahr 2030 fast die Hälfte der Bevölkerung ausmachen.
Um diesen Eindruck hervorzurufen, trickst die SVP mit den Bevölkerungszahlen und der grafischen Darstellung.
Die SVP unterstellt, dass es 1980 so gut wie keine Ausländer in der Schweiz gab. Sie setzt den Ausländeranteil bei etwa 5 Prozent an. Dadurch wirkt die folgende Entwicklung wesentlich dramatischer. Nur: Das ist schlicht falsch. Der Ausländeranteil lag gemäss BFS 1980 bei knapp 15 Prozent, und damit mindestens dreimal höher, als die Grafik vorgibt.
Um die vermeintlich drohende Überzahl der Ausländer zusätzlich zu dramatisieren, unterscheidet die SVP zwischen «gebürtigen Schweizern» – deren Kurve bleibt in der Grafik seit 1980 immer flach – und «Eingebürgerten».
Die Unterscheidung zwischen richtigen und «Papierlischweizern» ist manipulativ und vermittelt ein falsches Bild. Wer das Schweizer Bürgerrecht erwirbt, ist Schweizer. Punkt. In die Kategorie der Eingebürgerten fallen viele Einwanderer der zweiten Generation. Sie sind hier aufgewachsen, sprechen Schweizerdeutsch und identifizieren sich mit der Schweiz.
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Watson so: "Hey, SVP-Wähler, du wirst von deiner Partei angelogen, für dumm verkauft und verarscht."
SVP-Wähler so: "Aber die Flüchtlinge..."
Die y-Achse ist grundsätzlich nicht verständlich und der Massstab stimmt vorne und hinten nicht. 1980 leben (laut Zahlen) 0.9 Mio Ausländer in der Schweiz. Schweizer müssten (minus 4 Mio) 1.4 Mio in der Graphik auftauchen; also ein Verhältnis von 2:3, abgebildet ist eines von 1:10. Grundsätzlich, egal welche zwei Datenpunkte man anschaut, der Massstab stimmt nie überein.
Fazit: keine Graphik sondern eine Zeichnung.