Schweiz
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Bis gestern war er noch in der SVP: Dieser mehrfach vorbestrafte Hitler-Fan will in den Schaffhauser Kantonsrat

Dieses Bild ziert das Facebook-Profil von Claudio Gantert.
Dieses Bild ziert das Facebook-Profil von Claudio Gantert.bild: facebook/claudio gantert

Bis gestern war er noch in der SVP: Dieser mehrfach vorbestrafte Hitler-Fan will in den Schaffhauser Kantonsrat

Claudio Gantert postet auf Facebook rechtsradikale Parolen und ist mehrfach vorbestraft. Nun kandidiert der Neuhauser für den Schaffhauser Kantonsrat. Die SVP will von seiner Vergangenheit nichts gewusst haben – und hat ihn nun aus der Partei ausgeschlossen.
09.09.2016, 12:0009.09.2016, 15:14
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Wer sich durch das Facebook-Profil von Claudio Gantert scrollt, dem wird schnell klar: Dieser Mann liebt es, sich zu betrinken, zelebriert dies gerne auf Facebook – und aus seinem Hang zum Nationalsozialismus macht er auch keinen Hehl.

Handle es sich bei Gantert nun um irgendeinen x-beliebigen Nullachtfünfzehn-Bürger, wäre dies zwar bedenklich, aber mehr oder weniger zu vernachlässigen. In Wirklichkeit reden wir aber von einem Mann, der aktuell für einen Platz im Schaffhauser Kantonsrat kandidiert – bis vor Kurzem als Mitglied der Neuhauser SVP.

Und mit ein paar rechtsradikalen Parolen auf Facebook und einem kurzen Gastspiel als Teenager in der Jungnazigruppe «Rechte Freiheit» ist es nicht getan: Gantert ist mehrfach vorbestraft – wegen diverser Drogengeschichten, illegalen Waffenbesitzes und Führen eines Motorfahrzeuges in qualifiziert angetrunkenem Zustand (2,5 Promille).

Begangen hat der heute 45-Jährige diese Delikte in der Zeit zwischen 2008 und 2014. Die im folgenden aufgeführten (mehr als bedenklichen) Facebook-Einträge gehen auf das Jahr 2014 zurück:

Wem das alles noch nicht explizit genug ist, kann noch einen Blick auf seine «Gefällt mir»-Angaben werfen. Dort findet man Interessen und Seiten namens «Adolf Hitler», «Rechtsextremismus» und «Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei».

SVP-Präsidentin ist «schockiert»

Als «Die lokale Wochenzeitung / Schaffhauser az» Gantert mit seiner düsteren Vergangenheit konfrontiert, reagiert dieser eher gelassen: «Mit Rechtsextremität habe ich nichts am Hut», «Das ist kalter Kaffee» und «Diese Facebook-Einträge sollte ich eigentlich mal löschen», so lautet ein Teil seiner Antworten.

Doch gelöscht wurde bisher nichts davon. Und das verfassungsfeindliche NS-Material befindet sich auch heute noch in seinem Besitz – «aus wissenschaftlichem Interesse». Ernst gemeinte Distanzierung klingt anders.

Weniger entspannt reagiert die Neuhauser SVP-Präsidentin Sara Jucker, als sie mit den Details über ihren Kandidaten konfrontiert wird: Sie sei schockiert, in der Partei habe man nichts von der Vergangenheit Ganterts gewusst und er sei auch erst seit 2015 Mitglied der SVP gewesen. «Da haben wir einen Fehler gemacht», sagt Jucker. Rechtsradikales Gedankengut könne die Partei genauso wenig unterstützen wie Drogengeschichten.

Am Donnerstagvormittag zog die SVP dann entsprechende Konsequenzen: Gantert wurde aus der Partei ausgeschlossen. Seine Kandidatur für den Kantonsrat bleibt aber dennoch bestehen: Denn die Stimmzettel für die Wahl am 25. September sind bereits verschickt. 

Update: Inzwischen hat Gantert auf seinem Facebook-Profil das folgende – sehr ausführliche – Statement gepostet.

(viw)

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115 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lowend
09.09.2016 12:53registriert Februar 2014
Es ist wichtig zu wissen, dass die SVP keine Nazi-Partei ist, aber bei Neonazis und Rechtsextremen trotzdem beliebt ist, weil es halt rechts von der SVP keinen Platz für andere demokratische Parteien mehr geben darf, wie es der Strategiechef einst so schön sagte.
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Homelander
09.09.2016 12:20registriert Oktober 2014
Geiler Backgroundcheck bei der SVP 👍
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saukaibli
09.09.2016 13:06registriert Februar 2014
Wenn ich ihn wälen möchte, muss ich dann ein Hakenkreuz auf den Wahlzettel machen? Naja, wenigstens hat die SVP für einmal schnell reagiert nachdem sie bei der Überprüfung ihres Mitgliedes voll versagt hat. Da die meisten SVPler aber lernresistent sind, wird so ein Fall sicher bald wieder vorkommen
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