Ich fahre das Rheintal hinunter, biege nach Oberriet (Gemeinde 303) rechts ab und radle nach Eichberg (Gemeinde 304). Am Ortsschild wartet Ruth auf mich. Sie überholte mich wenig davor und dachte, sie begrüsst mich kurz: «Willkommen im Eichberg», frohlockt sie – und wir plaudern kurz unter der Ortstafel.
Ich habe gehört, dass in der Nachbargemeinde Altstätten nach Basel und Luzern (oder Luzern und Basel) die drittgrösste Fasnacht der Schweiz stattfindet. «Ach was, DIE GRÖSSTE Fasnacht der Schweiz ist das für uns», lacht Ruth. Meinen Einwand mit Basel und Luzern wischt sie weg. «Das muesch emol erläbt ha!»
Bis jetzt kam ich noch nie in den Genuss. Ich bin nicht so der Fasnächtler. Aber Ruth schwärmt weiter von der zumindest grössten Fasnacht der Ostschweiz: «Der Tschätteriumzug am Samstag das Städtli hinauf ist ein Erlebnis.» Unter anderem machen dort die Röllelibutzer mit, sie organisieren den Anlass und sind hier eine grosse Tradition. Prächtige Hüte, lustiges Gehüpfe und die Wasserspritzen, mit welchen Zuschauer geduscht werden, gehören dazu. 2015 kamen am Samstag und zum Umzug am Sonntag rund 30'000 Zuschauer. Wer 2016 noch nichts geplant hat: Vom 2. bis 10. Februar findet die Fasnacht hier statt.
In einer anderen Disziplin könnten die Altstätter wirklich die Nummer eins der Schweiz sein: der Beizendichte pro Kopf. watson-User «sapperlot» schreibt mir: «Alleine auf der Breite sieht man 17 Restaurants» und verweist auf einen Artikel des Rheintalers. Ruth kann die «Rekorddichte» nicht bestätigen. Sie sagt aber: «Das ist gut möglich», lächelt und fügt an, «jedes zweite Haus ist ein angeschriebenes.» Ich möchte das bei der Gemeindeverwaltung verifizieren. Warte aber noch auf eine Antwort. Vielleicht sind die Mitarbeiter ja gerade in einer ... lassen wir das.
Auf jeden Fall ist die Trogenerstrasse in Altstätten auch als «Rue de Blamage» bekannt. Ein unrühmlicher Titel. Wenn ich so durch den 10'000-Einwohner-Ort fahre, fallen mir tatsächlich viele Beizen auf. Das Biermuseum steht zwar einige Kilometer weiter in Rüthi, aber ich kann mir Altstätten als Rekordhalter vorstellen. Kann vielleicht ein watson-User die Beizendichte-Bestmarke bestätigen?
Was ebenfalls für eine hohe Beizendichte spricht, ist womöglich diese «Schnapsidee»: 2011 griff man im Rheintal zum «öffentlichen Pranger». Die Wirtin der Linde wehrte sich zuvor sieben Jahre mit Einsprachen gegen die Zentrumsentwicklung – obwohl diese an der Urne mit 77 Prozent angenommen wurde.
Irgendwann wurde dies einigen Befürwortern zu viel und sie platzierten auf der Breite einen drei Meter hohen Baumstrunk. Jeder, der wollte, durfte aus Protest einen Nagel einschlagen – eine Methode, die im 14. Jahrhundert ähnlich im Wallis existierte. Der Strunk war schnell übersät mit Nägeln. Aktuell wird im Zentrum Altstättens wie wild gebaut. Es scheint genützt zu haben.